Medieninformation Freitag, 21.11.2025, 11:00 Vorarlberger Sorgenetz – Präsentation SozialKompass.V und nächste Schritte zur Gestaltung und Sicherung des sozialen Netzes in Vorarlberg Die neue Sozialfonds-Strategie und der Kompass zur richtigen Hilfeleistung

Vorarlberg steht vor tiefgreifenden sozialen Herausforderungen: eine alternde Bevölkerung, steigende psychosoziale Belastungen, komplexe Lebenslagen und zunehmende Anforderungen an pflegende Angehörige. Gleichzeitig sind die personellen und finanziellen Ressourcen aus Steuermitteln begrenzt und Steigerungen müssen eingebremst werden. So steigt etwa das Ausgabenvolumen des Sozialfonds 2026 auf rund 550 Millionen Euro im Vergleich zu 520 Millionen Euro im Jahr 2025. Demgegenüber verfügt Vorarlberg über ein starkes und vielfältiges soziales Versorgungssystem, das Menschen in schwierigen Lebenssituationen verlässlich unterstützt. Aber die Vielzahl an wertvollen Angeboten, Trägerorganisationen und Zuständigkeiten führt auch zu einer hohen Komplexität: Informationen sind oft über viele Stellen verteilt, unterschiedlich aufbereitet und für BürgerInnen ohne fachliches Vorwissen schwer auffindbar. Gerade in belastenden Situationen ist einfache Orientierung aber entscheidend, damit Unterstützung frühzeitig in Anspruch genommen werden kann. Diese Entwicklung macht deutlich: Das Sozialsystem muss nicht nur stabilisiert, sondern strukturell weiterentwickelt werden – mit einer klaren Vision und einer gemeinsamen Strategie. Die neue Strategie Sozialfonds 2030 verfolgt genau dieses Ziel. Sie soll das soziale Netz in Vorarlberg auf eine neue Grundlage stellen und dafür sorgen, dass Leistungen auch in Zukunft verlässlich, wirksam und zugänglich bleiben – und vor allem dort ankommen, wo sie gebraucht werden.

Die Analyse der vergangenen Jahre zeigt deutlich, dass das grundlegend sehr gute System an verschiedenen Stellen an Grenzen stößt: Menschen scheuen sich aus verschiedensten Gründen, Hilfe anzunehmen oder finden Beratungs- und Unterstützungsleistungen zu spät bzw. gar nicht, Doppelstrukturen entstehen, der Austausch zwischen Trägern, die sich um denselben Menschen kümmern, ist oft nicht möglich, Übergänge zwischen Regelsystemen und Spezialleistungen sind oft kompliziert und langwierig.

Gleichzeitig entstehen durch die gesellschaftlichen Entwicklungen neue Bedarfe, die nicht mit alten Strukturen gedeckt werden können.

Die neue Strategie wird deshalb auf drei zentrale Leitgedanken setzen:

  1. Nach außen: Einfachere Zugänge für alle BürgerInnen
    Angebote sollen leichter verständlich, näher am Alltag der Menschen und barrierefrei zugänglich sein. Ziel ist ein einfaches Lotsensystem zum richtigen Angebot: eine Adresse vor Ort, eine Telefonnummer, eine digitale Anlaufstelle. Auch Mitarbeitende in Gemeinden, Bildungseinrichtungen oder anderen Bereichen sollen rasch und einfach Hilfe bzw. die richtige Anlaufstelle vermitteln können.
  2. Zusätzliche Unterstützung durch informelles Hilfesystem vor Ort

Das soziale Sorgenetzwerk besteht aus vielen Partner:innen. Im Mittelpunkt steht der Mensch und das gemeinsame Arbeiten aller Verantwortlichen für dasselbe Ziel. Viele Menschen engagieren sich in sozialen Themen in Vorarlberg freiwillig. Ein Schwerpunkt liegt auf der Prävention – rechtzeitig hinschauen, damit Leid vermieden wird.

  1. Nach innen: Klare, abgestimmte und effektive Strukturen
    Über allem steht, das Geld soll bei den Menschen ankommen. Dafür braucht es einfachere Abläufe mit weniger Bürokratie, eine weitere Stärkung der Zusammenarbeit mit klaren Rollen und Zuständigkeiten und einen noch zielgerichteteren Einsatz von Mitarbeitenden und Geldmitteln. Konkrete Anpassungen dafür sind derzeit die Festlegung von einheitlichen Tarifen und Standards. Derzeit unterscheiden sich Tarife für vergleichbare Leistungen teils deutlich. Künftig sollen einheitliche Standards festgelegt werden. Gleichzeitig wird definiert, welche maximale Finanzierung aus dem Sozialfonds für diese Leistungen zur Verfügung gestellt werden kann. Wir befinden uns bereits auf dem Weg, diese Standards für alle Leistungsbereiche zu entwickeln; in zwei Bereichen – Therapie und Beratung – finden dazu konkrete Gespräche statt.
  2. Wirkungsorientierung statt bloßer Leistungsorientierung
    Nicht die Anzahl von Leistungen steht im Fokus, sondern die Frage, ob Menschen tatsächlich besser leben können.

Dabei ist klar: Strukturveränderungen erzeugen Verunsicherung. Der Prozess wird deshalb transparent, offen und gemeinsam mit allen Partnern gestaltet – in klaren Rollen und Verantwortungen gemeinsam mit Gemeinden, Regionen, Trägerorganisationen, weiteren Systempartnern wie zB Sozialministeriumsservice (SMS) oder Arbeitsmarktservice (AMS)  und Betroffenenvertretungen. Die Beteiligung aller Akteur:innen auf unterschiedlichen Ebenen ist ein Grundelement für eine gelingende Umsetzung.

Meilensteine bis zur Veröffentlichung der Strategie Sozialfonds 2030

  1. SozialKompass.V – Der neue digitale Wegweiser durch das soziale Netz Vorarlbergs

Die Nutzung des SozialKompass.V ist ab 21.11.2025 über die Website https://sozialkompass.vorarlberg.at/ möglich. Der SozialKompass.V ist also weit mehr als ein digitales Verzeichnis. Er stellt einen zentralen Baustein dar, um das soziale Versorgungssystem Vorarlbergs zukunftsfit aufzustellen. Für Bürger:innen bedeutet die Plattform eine einfache und selbstbestimmte Möglichkeit, schnell passende Unterstützungsangebote zu finden – unabhängig von Öffnungszeiten, persönlichen Hemmschwellen oder der eigenen Lebenssituation. Die barrierefreie Aufbereitung und die klare Struktur tragen dazu bei, dass Informationen verständlich, vollständig und leicht zugänglich sind.

Für Gemeinden und Servicestellen entsteht eine neue Qualität in der Beratung. Die Plattform ermöglicht einheitliche, aktuelle und transparente Informationsgrundlagen, reduziert Doppelabklärungen und erleichtert die Abstimmung zwischen Verwaltung und Trägerorganisationen. Damit stärkt sie die Effizienz der Strukturen und verbessert die Versorgungssicherheit im gesamten Land.

Auch auf systemischer Ebene wirkt der SozialKompass.V: Angebote werden sichtbar, Strukturen klarer und der Zugang zum sozialen Netz wird nachvollziehbarer. Die Plattform unterstützt die Weiterentwicklung in Richtung sozialraumorientierter Ansätze und bildet eine digitale Grundlage für die Umsetzung der neuen Sozialfonds-Strategie. Mit dem SozialKompass.V wird das soziale Sorgenetz Vorarlbergs überschaubarer, moderner und für alle Menschen leichter nutzbar – ein entscheidender Schritt, um sicherzustellen, dass im Bedarfsfall niemand übersehen wird.

Mit dem SozialKompass.V macht Vorarlberg einen bedeutenden Schritt in Richtung eines modernen, gut zugänglichen und klar strukturierten Sozialsystems. Die neue Sozialfonds-Strategie knüpft an diesen Fortschritt an und legt den Rahmen für die Weiterentwicklung des sozialen Sorgenetzwerks der kommenden Jahre. Gemeinsam arbeiten Land, Gemeinden und Trägerorganisationen daran, dass Vorarlberg ein Land bleibt, das niemanden zurücklässt – und das den Menschen in herausfordernden Situationen verlässlich zur Seite steht.

Bild 1 (Das Bild ist unter den Pressebildern zu finden)

2. Laufende Abstimmungen mit den Trägerorganisationen

zum Thema effizienter Einsatz von Personal und finanziellen Ressourcen. Die Umstellungen fordern unsere Partner, die seit vielen Jahren überaus wertvolle Leistungen erbringen, stark, das ist uns sehr bewusst. In vielen Einzelgesprächen und gemeinsamen Terminen suchen wir tragfähige Lösungen. Es ist eine gemeinsame Aufgabe, für die die Unterstützung von allen Seiten benötigt wird.

3. Präsentation der Psychiatrie- und Suchtstrategie – 9. Dezember

Der Bereich Psychiatrie und Sucht ist einer der komplexesten und sensibelsten im Sozialwesen. Am 9. Dezember werden die Ergebnisse eines umfangreichen Strategieprozesses vorgestellt. Die Präsentation umfasst neue Ansätze für ambulante, gemeindenahe Versorgung, klare Schnittstellen zu Gesundheit und Sozialbereich, Angebote für Angehörige sowie konkrete Maßnahmen zur Stabilisierung und Weiterentwicklung der Versorgung. Die Psychiatrie- und Suchtstrategie ist ein zentraler inhaltlicher Baustein der Gesamtstrategie Sozialfonds 2030.

4. Veröffentlichung der Strategie Sozialfonds vor Weihnachten 2025

Bis Weihnachten erfolgen sämtliche inhaltlichen und organisatorischen Schritte, um die Strategie zur Veröffentlichung vorzubereiten. Dazu gehören die Integration der Rückmeldungen aus Trägergesprächen, Fachgruppen, Gemeindeabstimmungen und politischen Gremien sowie die finale Abstimmung mit Land und Gemeinden.

Die Strategie wird damit als gemeinsames Vorhaben von Land, Gemeinden und Trägerorganisationen verankert – getragen von dem Ziel, Vorarlbergs soziales Sorgenetz nachhaltig zu sichern.

Die Strategie Sozialfonds 2030 schafft einen Rahmen, der das Sozialsystem für die Zukunft sichert und strukturell stärkt, handlungsfähiger macht und die Orientierung für Bürger:innen deutlich verbessert. Wer Hilfe benötigt, soll sie rasch und einfach erhalten. Sie legt besondere Schwerpunkte auf:

  • leichte, niederschwellige und digitale Zugänge zu Informationen
  • frühzeitige Unterstützung und Prävention im Sozialraum mit Wegweiser zur richtigen Hilfe 
  • effektive Beratung und Hilfeplanung
  • verlässliche Qualitätsstandards
  • Weniger Bürokratie
  • stabile und transparente Strukturen, die regelmäßig auf ihre Wirkung überprüft werden
  • Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Systempartnern
  • aktive Einbindung und Stärkung von Betroffenen und Angehörigen
  • Erhöhung der Selbstwirksamkeit aber auch Selbstverantwortung von Betroffenen dort wo möglich. Damit verbunden ist auch eine Erhöhung der Selbstbehalte von 10% auf 20%, jedoch sozial je nach Einkommen gestaffelt und mit Höchstbeträgen pro Monat und Jahr gedeckelt, um nicht Menschen in schwierigen Lebenslagen über Gebühr zu belasten.

Mit dieser Strategie sollen Menschen in Vorarlberg künftig schneller, zielgerichteter und wirksamer unterstützt werden – unabhängig von Wohnort, Herkunft oder Lebenslage. Darüber hinaus soll das Finanzierungssystem entbürokratisiert werden und somit die administrativen Aufwände für die Träger und die betroffenen Menschen verringert werden.

Redaktion
Gerhard Wirth

Pressebilder

Ihr Browser ist veraltet!
Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser, um diese Website korrekt darzustellen!
www.outdatedbrowser.com