Medieninformation Dienstag, 25.03.2025, 12:30 Vorarlberg will mit neuer Verkehrssicherheitsstrategie die Anzahl der Unfallopfer bis 2034 drastisch senken Maßnahmenpaket zur Erhöhung der Verkehrssicherheit vorgestellt
Vorarlberg setzt sich in seiner neuen Verkehrssicherheitsstrategie 2025-2034 ambitionierte Ziele. Die Zahl der Verletzten im Straßenverkehr soll bis 2034 um 25 Prozent sinken und die Zahl der Toten und Schwerverletzten sogar um jeweils 50 Prozent. Damit das gelingt, stellt das Land Vorarlberg gemeinsam mit dem Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) ein Bündel von Maßnahmen zur Erhöhung der Verkehrssicherheit vor.
In den vergangenen zehn Jahren ist die Zahl der Verkehrsunfälle in Vorarlberg annähernd konstant geblieben (rund 2.000, mit Ausnahme in der Corona-Zeit), während das Verkehrsaufkommen gestiegen ist. „Unsere Mobilität ist nicht nur ein wesentlicher Bestandteil unseres täglichen Lebens und der gesellschaftlichen Teilhabe, sondern auch ein entscheidender Faktor für die wirtschaftliche Stärke und den Wohlstand unserer Region“, führt Landeshauptmann Markus Wallner aus: „Unseren Auftrag als Landesregierung sehen wir daher klar darin, diese Mobilität im Interesse unserer Bürgerinnen und Bürger und der heimischen Wirtschaft zu sichern – im wahrsten Sinne des Wortes. Denn Mobilität bedeutet nicht nur, schnell und effizient von A nach B zu kommen, sondern vor allem auch, dies sicher zu tun.“
Die Verkehrssicherheitsstrategie Vorarlberg 2025-2034 ist ein umfassendes Konzept, das alle Aspekte der Verkehrssicherheit berücksichtigt und auf eine konsequente Verbesserung abzielt. Sie zeigt auf, dass Sicherheit nicht durch einzelne Maßnahmen erreicht werden kann. Verkehrssicherheit ist vielmehr ein Mosaik aus vielen Bausteinen, die zusammenwirken müssen. Landesstatthalter Christof Bitschi: „Die Strategie umfasst eine Vielzahl von Handlungsfeldern, von der Förderung aktiver Mobilitätsformen wie Fuß- und Radverkehr über die Sicherheit auf dem Schulweg bis hin zur Überwachung und Gestaltung einer sicheren Infrastruktur.“ Ein besonderer Fokus liegt auf der Reduktion von Unfällen durch Ablenkung – der häufigsten Unfallursache in Vorarlberg – und der Einhaltung von Geschwindigkeitsbeschränkungen.
Die Umsetzung dieser Strategie und des entsprechenden Maßnahmenkatalogs erfordert gemeinsame Anstrengungen, d.h. die Zusammenarbeit von Behörden, Gemeinden, Bildungseinrichtungen und der gesamten Bevölkerung- Landeshauptmann Wallner: „Jeder Einzelne kann einen Beitrag leisten – sei es durch verantwortungsbewusstes Verhalten im Straßenverkehr oder durch die Unterstützung von Verkehrssicherheitsinitiativen.“ Mit der Verkehrssicherheitsstrategie für Vorarlberg haben wir einen weiteren bedeutenden Meilenstein gesetzt, führt der Landesstatthalter an: „Sie ist das Ergebnis einer intensiven Zusammenarbeit und des Engagements vieler Partner, die an der Erarbeitung beteiligt waren.“
Maßnahmenpaket
Klar ist für den Landesverkehrsreferenten, dass bei der Umsetzung des Maßnahmenkatalogs alle gefordert sein werden, angefangen von den Behörden, den Gemeinden und Bildungseinrichtungen bis hin zur gesamten Bevölkerung. Mit den Maßnahmen soll erreicht werden, dass die Zahl der Verletzten im Straßenverkehr bis 2034 um 25 Prozent sinkt und die Zahl der Toten und Schwerverletzten sogar um jeweils 50 Prozent. Einige der geplanten Maßnahmen: Die Polizei wird ihr Augenmerk stärker auf neue Mobilitätsformen legen, vermehrte Schwerpunktaktionen gegen Drogen- und Alkohollenker durchführen, Maßnahmen gegen Temposünder intensivieren. Im Ortsgebiet gilt es, durch Verkehrsberuhigung, Temporeduktion sowie durch die Verbesserung von Schutzwegen und der Infrastruktur für Radfahrerinnen und Radfahrer die Zahl der Unfälle zu reduzieren. Jährliche Identifikation von Unfallhäufungsstellen und deren Sanierung nach Priorisierung durch z.B. bauliche Maßnahmen, Beschilderungen und Markierungen.
Um die Verkehrssicherheitskultur in der Bevölkerung grundlegend zu verändern und zu verankern, ist eine nachhaltige und kontinuierliche Bewusstseinsbildung zu den potenziellen Gefahren im Straßenverkehr aber auch zu einem sicheren Verhalten aller Verkehrsteilnehmenden notwendig. Aktionen und Kampagnen zu wichtigen Verkehrssicherheitsthemen (z.B. Geschwindigkeit, Gurt, Sichtbarkeit, Alkohol, Drogen) können sich sehr positiv auf die Verkehrssicherheit auswirken. Eine gezielte Verkehrs- und Mobilitätsbildung für Personen unterschiedlichen Alters und mit unterschiedlichen Mobilitätsmöglichkeiten bildet hierbei ebenfalls eine wichtige Grundlage für eine sichere Straßenverkehrsteilnahme.
Im Rahmen der Verkehrs- & Mobilitätsbildung wird den Kindergärten, Schulen, Unternehmen und Privatpersonen aller Altersgruppen eine große Bandbreite an unterschiedlichen Aktionen angeboten, mit denen jährlich sehr viele Personen erreicht werden. Das Ziel des Landes ist es die Verkehrs- und Mobilitätsbildung in den nächsten Jahren weiter zu intensivieren, um den Grundstein für ein sicheres und richtiges Verhalten aller Teilnehmenden im Straßenverkehr zu legen. Weiters zählt zu den elementaren Maßnahmen einer sinnvollen Verkehrssicherheitsarbeit vor allem eine verbesserte Ausbildung aller Fahrzeuglenkenden. Denn oftmals weisen vor allem junge und/oder unerfahrene Lenkende eine mangelnde Risikokompetenz und ein zu geringes Gefahrenbewusstsein auf.
Sichtbarkeit: Ein wichtiges Thema für die Sicherheit von Fußgängerinnen und Fußgängern ist die Sichtbarkeit: Ein Drittel der Zufußgehenden verunglückt bei schlechten Lichtverhältnissen (Dämmerung, Dunkelheit, blendender Sonne, künstliche Beleuchtung) und bei den Schwerverletzten und Getöteten sind es sogar vier von zehn (41 Prozent). Ein Fußgänger mit reflektierender Kleidung ist bei Abblendlicht vom Autofahrer bereits aus rund 140 Metern Entfernung deutlich zu erkennen – eine dunkel gekleidete Person erst aus etwa 20 bis 30 Metern. Diese Problematik betrifft auch sehr stark Rad- und Scooterfahrende.
Für mehr Sicherheit durch Sichtbarkeit in Vorarlberg sorgen schon seit vielen Jahren die jährlichen Warnwestenaktionen im Kindergarten und in der Volksschule. Gezielt für Radfahrende wurde im letzten Jahr eine Sichtbarkeitskampagne durchgeführt, bei der nicht das Radlicht im Mittelpunkt stand, sondern die bessere Erkennbarkeit der Person. In den nächsten Jahren soll dieses Thema weiterhin mit Aktionen an Schulen und allgemeiner Bewusstseinsbildung bedient werden.
Auflistung der wichtigsten Maßnahmen
Fuß- und Radverkehr
• Verbesserung der Infrastruktur für FußgängerInnen, z.B. durch die Errichtung alternativer baulicher Querungshilfen, wo Schutzwege nach RVS nicht möglich bzw. sinnvoll sind
• Erhöhung der Sichtbarkeit des Fußverkehrs: verbesserte Beleuchtung an Querungsstellen und entlang von Landesstraßen, Ausgabe von Warnwesten oder Reflektorbändern an Kinder über Schulen, oder bei Veranstaltungen für SeniorInnen
• Verbesserung der Infrastruktur für RadfahrerInnen – ausreichende Breiten, Sichtweiten und Kurvenradien
• Entflechtung des Radverkehrs vom Schwerverkehr
• Schwerpunktschulungen und Informationskampagnen zum Thema E-Bikes in Schulen, bei der Radfahrausbildung, bei der allgemeinen Fahrausbildung, aber auch für die ältere Bevölkerung und MigrantInnen
• Schwerpunktaktionen zur Kontrolle der Ausrüstung von Fahrrädern (insbesondere Beleuchtung bei Dunkelheit, Sichtbarkeit) durch die Exekutive begleitet mit Aufklärung
• Info-Kampagnen und Projekte rund ums Radfahren (z.B. Helm, Beleuchtung, Verkehrsverhalten, Kindersitz) und Erhöhung der Sichtbarkeit von Radfahrenden (Licht, reflektierende Bekleidung) durch Kampagnen
• Aufklärungsarbeit – Kindersicherung am Fahrrad unter Berücksichtigung der verschiedenen Formen des Kindertransports (Kindersitz, Anhänger, Lastenrad, Longtail etc.)
• Informationskampagnen zur Prävention von Toter-Winkel-Unfällen
E-Scooter
• Berücksichtigung neuer Mobilitätsformen wie E-Scooter bei Planung, Bau und Veränderungen der Infrastruktur
• Schwerpunktschulungen und Informationskampagnen zum Thema E-Scooter
Moped und Motorrad
• Moped-Fahrsicherheitstrainings zur Fahrzeugbeherrschung, Stärkung der Risikokompetenz, Bewusstseinsbildung über Ablenkung
• Weiterhin intensive Kontrollen von Mopeds in Bezug auf „Tuning“ (Geschwindigkeit, Lärm etc.) durch Einsatz von Mopedprüf- und Lärmmessgeräten
• Sicherung bekannter Motorradstrecken und vorrangige Sanierung von Unfallstrecken und -kreuzungen, sowie Entfernung/Absicherung von Objekten am Straßenrand an neuralgischen Strecken
• Punktuelle Ausstattung von Strecken mit hohem Motorradverkehrsaufkommen mit Maßnahmen zur Verbesserung der passiven Sicherheit (Leitschienen mit Unterfahrschutz, Betonleitwände, Einsatz neuartiger Rückhaltesysteme)
• Bewusstseinsbildung für Motorrad- und Pkw-LenkerInnen bzgl. typischer Risiko- bzw. Unfallsituationen mit MotorradlenkerInnen (Perspektivenwechsel)
LKW und Bus
• Intensive Lkw-Kontrollen sowohl auf Autobahnen als auch auf Landes- und Gemeindestraßen (Kontrolle von Lenk- und Ruhezeiten, Fahrtauglichkeit der LenkerInnen, Fahrzeugzustand, richtige Bereifung, Einhaltung der Geschwindigkeit, Ladungssicherung etc.)
• Forcierung des freiwilligen Einsatzes von Alkohol-Interlocks in Lkw-Flotten
• Forcierung der Aus- und Weiterbildung von BuslenkerInnen (Linien- und Gelegenheitsverkehr)
• Bewusstseinsbildung (z.B. Aktionen) zu sicherem Busfahren – mehr Sicherheit für Kinder an Haltestellen und im Bus / Sicherheit an Bushaltestellen allgemein
Allgemein
• Erstellung von Schulwegplänen für Volksschulen (Fußverkehr)
• Umsetzung von Schulstraßen zur Verkehrsberuhigung im Schulumfeld (Problematik „Elterntaxi“)
• Unterstützung von Geschwindigkeitsbeschränkungen durch bauliche Maßnahmen (Verengung der Fahrbahn, Verkehrsinseln, Baumpflanzungen, Grünstreifen etc.)
• Forderung der Aufnahme von Geschwindigkeitsübertretungen in den Katalog der Vormerkdelikte
• Bewusstseinsbildung bei jungen Lenkenden (Fahrausbildung, Schulen) zu Risikokompetenz, Verantwortungsbewusstsein, Geschwindigkeit, Ablenkung
• Schwerpunktkontrollen – Intensive Kontrollen hinsichtlich einer möglichen Beeinträchtigung durch Alkohol oder Drogen
• Bewusstseinsbildung zu den Gefahren von Alkohol und Drogen am Steuer an Schulen aber auch für die gesamte Bevölkerung und alle Altersgruppen
• Alkohol- und Drogenprävention in Fahrschulen und Schulen
• Gezielte Schwerpunktkontrollen zu Ablenkung (Smartphone-Nutzung)
• Bewusstseinsbildende Maßnahmen (Vorträge, Workshops) für die Generation 60+ zur Sensibilisierung auf Einschränkungen (Gehör, Sehvermögen, Beweglichkeit, Risikowahrnehmung etc.) und dem Aufzeigen von Kompensationsmöglichkeiten
• Überprüfung der Informationspräsentation im Straßenverkehr nach Kriterien der kognitiven Leistungsfähigkeit (z.B. Erfassbarkeit von mehreren nebeneinander befindlichen Verkehrszeichen
• Laufende Sanierung von Unfallhäufungsstellen, z.B. durch bauliche Maßnahmen, Beschränkungen und Verbote und Überwachungsmaßnahmen
Anstieg bei Fahrrad- und E-Scooterunfällen
Im Jahr 2023 wurden in Vorarlberg 2.422 Personen bei Verkehrsunfällen verletzt und 13 getötet. Besonders auffällig ist der starke Anstieg bei Fahrradunfällen. Martin Pfanner, Verkehrsexperte im Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV): „Während die Zahl der Verkehrsunfälle bei fast allen anderen Verkehrsmitteln in Vorarlberg im Zeitraum von 2014 bis 2023 rückläufig war, ist die Zahl der Fahrradunfälle mit Personenschäden um 39 Prozent auf 786 Verunglückte gestiegen.“ Auch die Entwicklung bei E-Scooter-Unfällen ist besorgniserregend: Durch den Boom bei der E-Scooter-Nutzung sind im Jahr 2023 bei Unfällen mit diesem relativ jungen Verkehrsmittel mit 92 Personen ebenfalls verhältnismäßig viele Personen verletzt worden.
Hauptunfallursachen Unachtsamkeit und Ablenkung
Neben dem Wandel bei den Fortbewegungsmitteln hat in den letzten Jahren auch die steigende Smartphone-Nutzung beim Unfallgeschehen ihre Spuren hinterlassen. Mittlerweile gehört nicht nur das Telefonieren ohne Freisprecheinrichtung zu den gefährlichsten Fehlverhalten am Steuer, sondern auch das Schreiben und Lesen von Textnachrichten sowie die Verwendung von Social Media Plattformen. Von 2019 bis 2023 waren durchschnittlich rund 38 Prozent aller Unfälle mit Personenschäden in Vorarlberg auf Unachtsamkeit oder Ablenkung zurückzuführen. Diesen und zahlreichen weiteren Punkten wurde daher bei den geplanten Maßnahmen und Zielen der neuen Vorarlberger Verkehrssicherheitsstrategie 2025-2034 Rechnung getragen.
Damit die festgelegten Maßnahmen eine möglichst hohe Bekanntheit erlangen und umfassend umgesetzt werden, wird die Verkehrssicherheitsstrategie 2025-2034 allen Vorarlberger Gemeinden sowie vielen weiteren Akteuren, die in ihrem Wirkungsbereich die Verkehrssicherheit beeinflussen können, vorgestellt und übermittelt werden.
Die Verkehrsstrategie Vorarlberg 2025 – 2034 ist unter www.vorarlberg.at/mobilitaet-verkehr abrufbar.
- Redaktion
- Thomas Mair
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