Medieninformation Dienstag, 03.06.2025, 16:14 Umfassendes Update für Vorarlberger Hitzeschutzplan Aktualisierte Maßnahmen für Gesundheitseinrichtungen und Bevölkerung anlässlich des österreichweiten Hitzeaktionstags am 4. Juni
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels nehmen auch in Vorarlberg die Häufigkeit und die Intensität von Hitzewellen spürbar zu. Um die Gesundheit und Lebensqualität der Bevölkerung zu schützen, legte das Land Vorarlberg nun die zweite, aktualisierte Version seines Hitzeschutzplans vor. Dieser bündelt wissenschaftlich fundierte und praxisnahe Maßnahmen, um insbesondere Gesundheitseinrichtungen, aber auch die gesamte Bevölkerung gezielt auf die Herausforderungen extremer Hitze vorzubereiten. „Mit konkreten Maßnahmen und breiter Bewusstseinsbildung wollen wir die Menschen in Vorarlberg bestmöglich vor den gesundheitlichen Folgen extremer Hitze schützen“, erklärte Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Gemeinsam mit dem Röthner Bürgermeister Thomas Bachmann, Steffi Claus (Abteilung Sanitätsangelegenheiten) und Marlene Brettenhofer (Projektleiterin Hitzeschutzbündnis Vorderland-Feldkirch) stellte die Landesrätin den Hitzeschutzplan vor. Im Mittelpunkt stehen dabei die rechtzeitige Information, die Sensibilisierung für Risiken, abgestufte Schutzmaßnahmen sowie die gezielte Unterstützung besonders gefährdeter Gruppen. Eine Vorreiterrolle nimmt dabei die Region Vorderland-Feldkirch ein, die beispielhaft zeigt, wie innovative Klimaanpassungsmaßnahmen und Hitzeschutz vor Ort erfolgreich umgesetzt werden können.
Die zunehmende Häufigkeit und Intensität von Hitzewellen sind eine der deutlichsten Folgen des Klimawandels – auch in Vorarlberg. Hohe Temperaturen stellen unsere Gesellschaft und insbesondere unser Gesundheitssystem vor neue Herausforderungen. „Es ist unsere gemeinsame Verantwortung, rechtzeitig und vorausschauend zu handeln, um die Gesundheit und das Wohlbefinden aller Menschen in unserer Region zu schützen“, betonte die Landesrätin. Bereits 2020 wurde der erste Hitzeschutzplan des Landes Vorarlberg veröffentlicht. Die aktualisierte Version basiert auf kontinuierlichem Austausch mit regionalen, nationalen und internationalen Fachstellen und verfolgt einen wissenschaftlich fundierten und praxisorientierten Ansatz. Eine zentrale Weiterentwicklung ist die Einführung von Modell-Checklisten und einer in Aufbau befindlichen zentralen Wissensplattform, die gezielten Wissenstransfer und Bewusstseinsbildung fördern. Zudem wird die Zusammenarbeit mit nationalen und internationalen Fachstellen weiter intensiviert, um aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse und praktische Erfahrungen zu integrieren. Die Hitzewarnungen sind nun präziser und unterstützen Gesundheitseinrichtungen dabei, rechtzeitig und effektiv zu reagieren.
Der Hitzeschutzplan ist eingebettet in die Vorarlberger Gesundheitsförderungs- und Präventionsstrategie 2024-2030 und unterstützt das Gesundheitsziel 8: die Gesundheit der Vorarlberger Bevölkerung durch eine intakte Umwelt zu fördern und die Gesundheitskompetenz im Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels zu stärken. Hitze führt jährlich nicht nur zu Todesfällen, sondern beeinträchtigt die Gesundheit vieler Bürgerinnen und Bürger. Bei hohen Temperaturen werden vermehrt Gesundheitsdienstleistungen in Anspruch genommen und das Gesundheitssystem steht vor neuen Herausforderungen.
Ein besonderer Fokus des Hitzeschutzplans liegt auf der Bewusstseinsbildung und dem gezielten Wissenstransfer. Mithilfe von Modell-Checklisten, einer zentralen Wissensplattform und regelmäßigen Informationsangeboten soll die Kompetenz im Umgang mit Hitzeereignissen sowohl in der Bevölkerung als auch im Gesundheitswesen gestärkt werden. Gezielte Hitzewarnungen unterstützen die Einrichtungen dabei, rechtzeitig und wirksam zu reagieren.
„Wir brauchen Hitzekompetenz dort, wo die Folgen am stärksten spürbar sind – in der Pflege, im Sozialbereich und in den Gemeinden. Denn wer Verantwortung trägt, braucht nicht nur gute Absichten, sondern auch das richtige Wissen und konkrete Werkzeuge“, betonte Marlene Brettenhofer, Projektleiterin des Hitzeschutzbündnisses Vorderland-Feldkirch: „Genau da setzt unser Projekt an.“
Inhalte des Hitzeschutzplans
Ausgangslage und klimatische Fakten
Der Klimawandel führt auch in Vorarlberg zu deutlich mehr Hitzetagen und längeren Hitzeperioden. Die Durchschnittstemperatur in Österreich ist im Vergleich zur vorindustriellen Phase bereits um rund 2 °C gestiegen – doppelt so stark wie im globalen Mittel. Extremwetter wie Dürren, Hochwasser und vor allem Hitzewellen nehmen zu und stellen eine wachsende Bedrohung für die Bevölkerung und das Gesundheitssystem dar. Besonders betroffen sind vulnerable Gruppen und Menschen in Städten. Prognosen zeigen, dass die Zahl der Hitzetage weiter steigen wird, weshalb gezielte Schutzmaßnahmen immer wichtiger werden.
Warnsystem und Kommunikation
Ein zentrales Element des Hitzeschutzplans ist die frühzeitige und verlässliche Warnung vor bevorstehenden Hitzeereignissen.
Die Landeswarnzentrale Vorarlberg bietet auf ihrer Warnseite (https://warnung.vorarlberg.at/) aktuelle Informationen zu Gefahrenlagen wie Hitzewarnungen, Starkregen oder Sturmereignissen.
Zusätzlich können Bürgerinnen und Bürger kostenlose Warnmeldungen per E-Mail oder SMS abonnieren, z.B. zu Hitzewarnungen, Lawinenlage oder Sturmwarnungen am Bodensee. Dafür ist eine Registrierung auf der Plattform https://infodienste.lwz-vorarlberg.at erforderlich. Nach der Anmeldung kann man gezielt die gewünschten Warndienste auswählen und abonnieren.
Das Warnsystem GeoSphere Austria überwacht kontinuierlich die Wetterlage und gibt bei kritischen Temperaturen eine offizielle Hitzewarnung aus, wenn laut den Wetterprognosen die Warnschwellen über einen Zeitraum von mehreren Tagen erreicht beziehungsweise überschritten werden. In Vorarlberg wird ab einer gefühlten Temperatur von 35 °C die Warnstufe „orange“ aktiviert, ab 40 °C die höchste Warnstufe „rot“. Diese Warnungen werden gezielt an Gesundheitseinrichtungen, Gemeinden und die Bevölkerung weitergeleitet, unter anderem über E-Mail-Newsletter, Websites, Medien und soziale Netzwerke. Ergänzend dazu gibt es klare Handlungsanweisungen, wie bei einer Hitzewarnung rasch und effektiv reagiert werden kann – etwa durch die Aktivierung von Schutzmaßnahmen in Pflegeheimen, Krankenhäusern und Betreuungseinrichtungen.
Der Zugriff auf die Warndaten der GeoSphere Austria ist unter folgendem Link jederzeit für alle Personen möglich: https://warnungen.zamg.at/
Gesundheitliche Folgen von Hitze
Hitze stellt eine erhebliche Belastung für den menschlichen Körper dar und kann zu vielfältigen gesundheitlichen Problemen führen. Bei steigenden Temperaturen kommt es zu einer erhöhten Kreislaufbelastung, da der Körper versucht, durch Schwitzen und gesteigerte Durchblutung die Temperatur zu regulieren. Besonders betroffen sind das Herz-Kreislauf- und das Nervensystem, aber auch Nieren und Stoffwechsel können beeinträchtigt werden. Zu den häufigsten hitzebedingten Krankheitsbildern zählen Hitzekrämpfe, Hitzeerschöpfung, Hitzschlag und Dehydratation. Bestehende Grunderkrankungen wie Herz-Kreislauf-Leiden, Atemwegserkrankungen oder Diabetes können sich durch Hitze verschlimmern. Zudem kann Hitze die Wirkung von Medikamenten verändern.
Vulnerable Gruppen
Als vulnerable Gruppen werden Menschen bezeichnet, die durch Hitze besonders gefährdet sind, weil sie sich weniger gut an hohe Temperaturen anpassen oder sich selbst schützen können. Dazu zählen vor allem ältere Menschen, Kinder, Schwangere, chronisch Kranke, Menschen mit Behinderungen, Pflegebedürftige sowie sozial Benachteiligte. Auch Personen, die im Freien arbeiten, sind stärker betroffen. Ihre Verwundbarkeit wird durch Faktoren wie Alter, Gesundheitszustand, soziale Isolation und Wohnsituation beeinflusst. Für ihren Schutz sind gezielte Informations- und Unterstützungsangebote besonders wichtig.
Maßnahmen zum Hitzeschutz
Der Hitzeschutzplan sieht ein gestuftes Maßnahmenkonzept vor, um die Bevölkerung und insbesondere Gesundheitseinrichtungen bestmöglich vor den Folgen extremer Hitze zu schützen. Die Maßnahmen sind in drei Aktionsstufen unterteilt, die sich an der Intensität der Hitze orientieren:
- In der Vorbereitungsphase (Aktionsstufe 0) stehen Sensibilisierung, Information und technische sowie organisatorische Vorkehrungen im Mittelpunkt, wie etwa die Kontrolle von Lüftung und Sonnenschutz.
- Bei einer Hitzewarnung (Aktionsstufe 1) werden vorbereitete Maßnahmen aktiviert. Dazu gehören angepasste Tagesabläufe, eine verstärkte Betreuung gefährdeter Gruppen, eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr und die regelmäßige Kontrolle der Raumtemperaturen.
- In der höchsten Stufe (Aktionsstufe 2) werden alle Schutzmaßnahmen intensiviert, etwa durch Einschränkung körperlicher Aktivitäten, zusätzliche Kühlmöglichkeiten und engmaschige Überwachung vulnerabler Personen.
Klare Verantwortlichkeiten und regelmäßige Schulungen stellen sicher, dass alle Beteiligten rasch und koordiniert reagieren können. Ziel ist es, die Gesundheit von PatientInnen, BewohnerInnen und Mitarbeitenden bestmöglich zu schützen und hitzebedingte Risiken durch strukturierte Abläufe zu minimieren.
Modell-Checklisten
Ein wesentliches Werkzeug des aktualisierten Hitzeschutzplans sind die praxisnahen Modell-Checklisten, die gezielt verschiedene Akteure im Gesundheitswesen bei der Umsetzung von Hitzeschutzmaßnahmen unterstützen. Für Trägerorganisationen, Leitungen von Krankenanstalten und Pflegeeinrichtungen, mobile Dienste sowie niedergelassene Ärztinnen und Ärzte wurden eigene Checklisten entwickelt, die auf die jeweiligen Aufgaben und Verantwortlichkeiten zugeschnitten sind. Mithilfe dieser Checklisten können wichtige Maßnahmen systematisch vorbereitet und im Ernstfall rasch umgesetzt werden. Durch ihre klare Struktur bieten die Checklisten Orientierung und erleichtern die Koordination innerhalb der Teams.
Serviceteil für die Vorarlberger Bevölkerung
Der Serviceteil des Hitzeschutzplans richtet sich direkt an die Vorarlberger Bevölkerung und bietet praktische Unterstützung im Umgang mit Hitze. Er enthält wichtige Notrufnummern, Links zu aktuellen Informationen, Verhaltenstipps und Hinweise auf lokale Angebote wie Trinkwasserstellen oder schattige Plätze.
Das Projekt Hitzeschutzbündnis Vorderland-Feldkirch
Seit Juni 2024 treffen sich in der Region Vorderland-Feldkirch Organisationen aus dem Pflege- und Sozialbereich sowie Gemeinden, um das Thema Hitze auf die oberste Agenda zu setzen. Bis heute haben sich 25 Organisationen beteiligt, um gemeinsam die Herausforderungen aufzudecken und praxisnahe Lösungen zu erarbeiten, die vor den Auswirkungen extremer Hitze schützen. Weitere Informationen zum Hitzeschutzbündnis Vorderland-Feldkirch und rund um das Thema Hitze: www.hitzeschutz-vorarlberg.at
Einigkeit herrscht darüber, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Organisationen Wissen und Information für die Umsetzung benötigen. Seit dem Frühjahr 2025 gibt es deshalb regelmäßig Hitzeschutz-Webinare, die möglichst viele Bereiche der Praxis abdecken. Aktuell haben sich bereits 90 Interessierte angemeldet. „Die Webinare dauern maximal eine Stunde und stehen im Anschluss auch über den YouTube-Kanal der aks gesundheit zur Verfügung. Dadurch können die Videos zeit- und ortsunabhängig angesehen werden“, so Marlene Brettenhofer, die für die Umsetzung des Projekts in der aks gesundheit GmbH verantwortlich ist.
Region Vorderland-Feldkirch als Modellregion für Klimathemen
Die Region Vorderland-Feldkirch umfasst 13 Gemeinden und rund 70.000 EinwohnerInnen. Sie zeichnet sich besonders durch ihre geografische und strukturelle Vielfalt aus – von bergigen Gebieten bis hin zu urbanen Räumen und Gemeinden unterschiedlicher Größe. Diese Diversität macht die Region Vorderland-Feldkirch zu einem idealen Gebiet, um innovative und modellhafte Klimaschutz- und Klimawandelanpassungs-Maßnahmen zu erproben. Bereits seit mehreren Jahren nimmt die Region hierbei eine Vorreiterrolle in Vorarlberg ein. „Das Hitzeschutz-Bündnis Vorderland-Feldkirch ist ein hervorragendes Beispiel für regionale Zusammenarbeit“, erklärte Thomas Bachmann, Bürgermeister von Röthis. „Gemeinsam haben wir praxisnahe Lösungen erarbeitet, die vor den Auswirkungen extremer Hitze schützen.“
Im Rahmen der bundesweiten Programme KLAR! (Klimawandelanpassungs-Modellregion) und KEM (Klima- & Energie-Modellregion) setzt die Region gezielt eine Reihe an Maßnahmen, um einen Beitrag zur Energieautonomie+ Vorarlberg 2030 zu leisten und sich vor Ort für die Folgen des Klimawandels zu wappnen. Besonders hervorzuheben sind dabei die regionale Grünraumstrategie, Maßnahmen zur Begrünung öffentlicher Räume sowie die gezielte Entwicklung von kommunalen und regionalen Hitzeaktionsplänen, die im Rahmen des Hitzeschutzbündnisses Vorderland-Feldkirch umgesetzt werden. Darüber hinaus setzt die Region Impulse durch Projekte in den Bereichen Wassermanagement und nachhaltiger Trinkwasserversorgung sowie durch gezielte Hochwasser- und Waldbrandprävention.
Stimmen aus der Praxis: Hitzeschutz vor Ort erleben
Im Anschluss an die Pressekonferenz gab es die Möglichkeit, sich vor Ort ein Bild davon zu machen, wie das Sozialzentrum in Röthis praktische Hitzeschutzmaßnahmen umsetzt. Die InterviewpartnerInnen aus der Praxis boten wertvolle Einblicke in ihre täglichen Herausforderungen und Lösungsansätze.
Karin Nachbaur, Leitung Kleinkindbetreuung „Villa Kamilla“ im vorderlandHUS:
„Angesichts der zunehmenden Anzahl an Hitzetagen sind wir Pädagoginnen und Pädagogen in der Verantwortung, darauf zu reagieren. Besonders für Kinder ist Hitze eine große Belastung und es braucht daher einen geänderten Tagesablauf und vieles mehr. Es gilt auch, präventive Maßnahmen wie bauliche Vorkehrungen, gutes Lüften, Bepflanzungen usw. zu setzen und so einen Beitrag zum Kinderschutz zu leisten.“
Raphael Huber, Leitung Mahlzeitendienste im vorderlandHUS
„An besonders heißen Tagen steigt das Verlangen nach leichten, erfrischenden Mahlzeiten und Getränken stark. Salate, leichte Suppen und auch Eiscreme werden dann nicht nur von unseren BewohnerInnen sehr geschätzt, auch unsere MitarbeiterInnen der Mahlzeitendienste freuen sich, wenn die Küche an Hitzetagen im wahrsten Sinne des Wortes kalt bleibt.“
Tanja Riedmann, MSc, Pflegedienstleitung im vorderlandHUS
„Für Pflegekräfte bedeuten die heißen Tage erschwerte Arbeitsbedingungen: Körperlich fordernde Tätigkeiten wie das Baden, Duschen oder Lagern von Bewohnenden werden durch die Hitze zusätzlich belastend. Die ohnehin anspruchsvolle Arbeit wird unter diesen Umweltbedingungen zur besonderen Herausforderung. Gleichzeitig steigt für die Bewohnenden das gesundheitliche Risiko, unter Exsikkose oder einer Hitzeerschöpfung zu leiden. Ein sensibler Umgang mit Warnzeichen, präventive Maßnahmen wie ausreichende Flüssigkeitszufuhr, angepasste Kleidung und Hitzemaßnahmen- bzw. Notfallpläne sind unerlässlich.“- Redaktion
- Monika Bertsch
Pressebilder
-
Umfassendes Update für Vorarlberger Hitzeschutzplan
Download (JPG / 4,3 MB)
© Land Vorarlberg/7PRO.TV -
Umfassendes Update für Vorarlberger Hitzeschutzplan
Download (JPG / 4,7 MB)
© Land Vorarlberg/ 7PRO.TV