Medieninformation Dienstag, 15.07.2025, 13:10 Treibhausgasemissionen sinken, Energieeffizienz steigt. Festhalten am Kurs in Richtung Energieautonomie Monitoringbericht zur Energieautonomie+ 2030

Seit 2005, dem Startjahr des Energieautonomie-Prozesses, konnten die Treibhausgas-Emissionen in Vorarlberg um 24 Prozent reduziert werden. Und das, obwohl im selben Zeitraum die Bevölkerungszahl um 13 Prozent (rund 47.000 Personen) gestiegen ist. Das zeigt der neue Monitoringbericht zur Energieautonomie+ 2030, der auf Bundes- und Landesebene qualitätsgeprüfte Energie- und Emissionsdaten für das Jahr 2023 präsentiert. „Der eingeschlagene Kurs stimmt und muss auch in Zukunft beibehalten werden“, bekräftigen Landeshauptmann Markus Wallner und Energielandesrat Daniel Allgäuer ihren Willen, weiterhin die nötigen Schritte in Richtung Energieautonomie und Stärkung des Klimaschutzes zu setzen.

Im Bilanzjahr 2023 konnte der Energieverbrauch in Vorarlberg zu 48 Prozent aus heimischen Energiequellen gedeckt werden. Der Anteil Erneuerbarer an der Stromversorgung lag bei 95 Prozent. Das Jahr war geprägt von einer milden Witterung, anhaltend hohen Energiepreisen und einer Vielzahl von Maßnahmen zur Reduktion der Treibhausgase. Von 2022 auf 2023 sanken die Emissionen um 4,9 Prozent, hauptverantwortlich hierfür waren die Emissionsrückgänge im Gebäudesektor und beim Verkehr. Der Einsatz fossiler Energieträger nahm von 2005 bis 2023 signifikant ab: Heizöl wird um 71 Prozent weniger eingesetzt und Gas um 7 Prozent weniger.
 

Mit einer Produktion von 2.523 GWh aus Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse konnten rund 95 Prozent der Netzabgabe elektrischer Energie (ohne Transportverluste) bilanziell aus heimischen Erzeugungsanlagen v. a. aus Wasserkraftanlagen gedeckt werden. Damit liegt man bereits über dem geplanten Zielwert (89 Prozent). Bei der Photovoltaik, wo bereits auch Daten für 2024 verfügbar sind, wurde das Ausbauziel der Strategie Energieautonomie+ für 2030 von 330 MW Photovoltaik schon erreicht – somit fünf Jahre früher als geplant.
 

Noch im Jahr 2025 soll die Energiestrategie „Energieautonomie+ 2030“ des Landes Vorarlberg einem Update unterzogen werden, bei dem auf die jüngsten Entwicklungen am Energiemarkt wie z.B. den wachsenden Bedarf an Stromspeicherkapazitäten und geänderte regulatorische Vorgaben von Bundes- und EU-Ebene eingegangen wird, wie z.B. die weitere Beschleunigung des Ausbaus erneuerbarer Energie.
 

„Die Energieautonomie kann nur gemeinsam mit der Bevölkerung und der Wirtschaft gelingen“, betont der Landeshauptmann. Der Ausbau und die Nutzung von erneuerbaren Energien für Energieversorger, Unternehmen und Haushalte soll vereinfacht werden – konkret mit dem Gesetz über Erleichterungen für Vorhaben der Energiewende, das zu Beginn der laufenden Gesetzgebungsperiode im Landtag beschlossen wurde. „Mit dem neuen Gesetz sollen Verfahren beschleunigt, Bürokratie reduziert und weitere Erleichterungen beim Bau von Erzeugungsanlagen für sauberen Strom und saubere Wärme geschaffen werden“, betont Wallner. Haushalte profitieren unmittelbar von den neuen Regelungen, so können zukünftig Solar- und PV-Anlagen unter bestimmten Voraussetzungen bewilligungsfrei an Geländern von Balkonen und Terrassen errichtet werden. „Neben der Verfahrensbeschleunigung und Entbürokratisierung werden Investitionen in die Infrastruktur, darunter das Lünerseewerk II und der Netzausbau, gezielt vorangetrieben“, führt Landesrat Allgäuer aus.
 

In der längerfristigen Betrachtung 2005-2023 haben sich wichtige Einflussgrößen auf den Energieverbrauch in Vorarlberg sehr dynamisch entwickelt:

  • Bevölkerung: +13 Prozent (+ca. 47.000 Personen)
  • Zugelassene PKW: +31 Prozent (+ca. 53.000 PKW)
  • Wohnfläche: +23 Prozent (+4 Millionen m² Bruttogeschoßfläche)
  • Bruttoregionalprodukt: +97 Prozent (+10 Milliarden Euro)
  • Produktionsindex der Wirtschaft: +81 Prozent (2005 = 100 Prozent)
  • Heizgradtage: -22 Prozent

Hauptziele der Energieautonomie+ 2030
 

Landeshauptmann Wallner und Landesrat Allgäuer unterstreichen die in der Energieautonomie+ 2030 beschlossenen Ziele, die sich mit der Formel 50-50-100 umschreiben lassen:

  • 50 Prozent Anteil heimischer erneuerbarer Energieträger am Endenergiebedarf
  • 50 Prozent Reduktion der Treibhausgase zum Vergleichsjahr 2005
  • 100 Prozent Anteil erneuerbarer Energie an der Stromversorgung
     

50 Prozent Anteil heimischer (erneuerbarer) Energieträger am Endenergiebedarf bis 2030
 

In Vorarlberg wurden im aktuellen Bilanzjahr 9.056 GWh an Endenergie (exkl. Kraftstoffexport) verbraucht und damit 2 Prozent weniger als im Basisjahr 2005.

Am meisten Energie brauchen die Gebäude (49 Prozent) und die Industrie (27 Prozent). Wichtigster Energieträger ist Strom (29 Prozent), gefolgt von Treibstoffen (23 Prozent) und Gas (21 Prozent). Der Energieverbrauch konnte zu 48 Prozent aus heimischen Energiequellen gedeckt werden (Etappenziel waren 46 Prozent). Die größte Importabhängigkeit besteht im Sektor Verkehr gefolgt von der Industrie.
 

50 Prozent Reduktion der Treibhausgase zum Vergleichsjahr 2005
 

Im Bilanzjahr 2023 wurden in Vorarlberg inkl. Kraftstoffexport Treibhausgase im Ausmaß von 1,83 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent ausgestoßen. Damit lagen die Treibhausgas-Emissionen um 24 Prozent unter dem Wert von 2005. Vorarlbergs Anteil an den österreichischen Treibhausgas-Emissionen (ohne Emissionshandelsbereich) beträgt 4,1 Prozent.
 

Von 2022 auf 2023 sanken die Emissionen um 4,9 Prozent, hauptverantwortlich hierfür waren die Emissionsrückgänge im Gebäudesektor und beim Verkehr. Im Gebäudesektor nahm der Einsatz fossiler Brennstoffe (Heizöl und Erdgas) in Privat- und in Dienstleistungsgebäuden im Vergleich zum Vorjahr als Folge der zunehmenden Umstellung auf klimafreundliche Heizungssysteme, der milden Witterung sowie der anhaltend hohen Energiepreise ab. Der Rückgang im Verkehr ist maßgeblich auf den merklich reduzierten Dieselabsatz bei schweren Nutzfahrzeugen zurückzuführen. Am meisten Treibhausgase verursachte der Verkehr (43 Prozent). Die Emissions-Höchstmenge laut Zielpfad wurde um 6 Prozent überschritten.
 

Hauptziel: 100 Prozent Anteil erneuerbare Energie an der Stromversorgung in der Jahresbilanz
 

Im Jahr 2023 wurden in Vorarlberg 2.667 GWh an elektrischer Energie an EndkundInnen abgegeben und damit ca. 6 Prozent mehr als im Jahr 2005. Rund 2/3 des Stroms in Vorarlberg wird im Dienstleistungssektor inkl. öffentliche Dienstleistungen und von der Industrie konsumiert. Mit einer Produktion von 2.523 GWh aus Wasserkraft, Photovoltaik und Biomasse konnten rund 95 Prozent der Netzabgabe elektrischer Energie (ohne Transportverluste) bilanziell aus heimischen Erzeugungsanlagen v. a. aus Wasserkraftanlagen gedeckt werden (Zielwert 89 Prozent).

                     

Während die Wasserkraft aus natürlichem Zufluss seit 2005 tendenziell stagniert bzw. vom Wasserdargebot des jeweiligen Jahres abhängt, steigt die Erzeugung aus Photovoltaik stark an.
 

Sektorale Zielsetzungen
 

Gebäudesektor
 

Die Treibhausgase-Emissionen der Gebäude für Heizen und Warmwasser waren 2023 um 51 Prozent geringer als 2005. Nach einer Stagnationsphase 2014 -2021 nahmen die Emissionen die letzten zwei Jahre deutlich ab. Im Neubau sind mehr als 97 Prozent der Heizsysteme klimafreundlich, bei größeren Sanierungen sind es mehr als 80 Prozent. Beim Gesamtbestand an Gaskesseln gibt es – basierend auf den alle zwei Jahre stattfindenden Messungen der Kaminkehrer – erstmals eine Trendumkehr. Eine Herausforderung für die Energieautonomie stellen die rund 36.000 Gaskessel und 23.000 Ölkessel dar mit denen noch rund 60 Prozent der Gebäude beheizt werden. Rund 20 Prozent der Treibhausgas-Emissionen Vorarlbergs gehen auf diese rund 60.000 fossilen Kessel zurück.
 

Verkehr
 

Die Treibhausgas-Emissionen des Verkehrssektors waren 2023 um 20 Prozent geringer als 2005. Modellierungen deuten darauf hin, dass die Abnahme vor allem im Bereich des Kraftstoffexports stattfand und die Emissionen des Inlandsverkehrs in der Tendenz nach wie vor steigen. Demgegenüber stehen große Erfolge im Umweltverbund (> 50 Prozent aller Wege zu Fuß, mit Fahrrad oder im ÖV), im öffentlichen Verkehr (2024 wurden 90.000 Jahreskarten maximo und domino verkauft) und bei alternativen Antrieben für PKW (mit rd. 11.000 E-Autos und rd. 16.000 Hybriden beträgt der Anteil dieser beiden Antriebsarten am Bestand 12 Prozent). Bei der Ladeinfrastruktur kommen rund 300 öffentliche Ladepunkte auf 100.000 Einwohner bzw. teilen sich 8,9 E-PKW einen öffentlichen Ladepunkt.
 

Industrie
 

Die Industrie hat im Jahr 2023 insgesamt 2.457 GWh an Endenergie verbraucht und damit um 7 Prozent mehr als 2005. Der Produktionsindex stieg im Zeitraum 2005-2023 um 81 Prozent. Die wichtigsten Energieträger in der Industrie im Jahr 2023 waren Gas (41 Prozent) und elektrische Energie (39 Prozent). Damit besteht nach wie vor eine hohe Auslandsabhängigkeit von potenziell teuren Energieträgern, gerade im Winter. Der Zielpfad der Energieautonomie für den Energieverbrauch wurde eingehalten, jener für den Anteil erneuerbarer Energie bzw. die Treibhausgase nicht.
 

Um die in den Zielsetzungen der Energieautonomie für die Industrie hinterlegte Entkoppelung von Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen zu erreichen, sind zusätzliche Anstrengungen zum Ersatz von Gas notwendig.
 

Ausgewählte Indikatoren
 

Für einige Indikatoren sind bereits Werte für 2024 verfügbar. Es wird jeweils der aktuellste Wert verwendet.
 

Ausblick
 

Der bundesweite Forecast des Umweltbundesamts geht von einem weiteren Emissionsrückgang für das Jahr 2024 aus. 2024 könnten die Emissionen gegenüber dem Vorjahr um rund 3,5 Prozent sinken. 2024 wäre damit das dritte Jahr in Folge, in dem die Emissionen deutlich abnehmen.

Redaktion
Thomas Mair

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