Presseaussendung · 22.08.2023 LR Zadra: „Kleinflugzeuge über den Mooren – ein wichtiger Baustein für den effektiven Schutz unserer Moore“ Ein nationales Pilotprojekt analysiert Moorflächen im Rheintal und im Montafon

Veröffentlichung
Dienstag, 22.08.2023, 09:00 Uhr
Themen
Umwelt/Moor/Rheintal/Montafon/Zadra
Redaktion
Martina Hämmerle

Rheintal/Montafon (VLK) – „Wer im Juli oder August ein Kleinflugzeug über den Streuwiesen im Rheintal oder nahe dem Wiegensee im Montafon entdeckt hat, muss sich nicht wundern“, erklärt Naturschutzlandesrat Daniel Zadra. „Die Maschinen waren und sind noch im Auftrag des Landes im Einsatz. Sie prüfen mittels sogenannter hyperspektraler Sensoren den Moorbestand unseres Bundeslandes.“e

„Im Rahmen dieses Pilotprojektes erfassen wir eine Fläche von rund 70 Quadratkilometern“, erläutert Zadra. Die hyperspektralen Sensoren, mit denen die Kleinflugzeuge ausgerüstet sind, erfassen nicht nur drei, sondern gleich mehrere hundert Farbkanäle sowohl im sichtbaren als auch im für das menschliche Auge nicht sichtbaren Infrarotbereich. „Dadurch können wir von allen Objekten, die wir vorfinden, einen ‚hyperspektralen Fingerabdruck‘ nehmen. Diese Fingerabdrücke werden mit Daten in sogenannten Vegetationsindizes verglichen, und dadurch lassen sich vorhandene Pflanzenarten identifizieren, aber auch Vegetationsschäden oder Schadstoffkonzentrationen entdecken.“

Die hyperspektrale Luftbilderfassung bietet bisher ungekannte Präzision. „Wir können in einer Genauigkeit von ein bis zwei Quadratmetern die Vegetation und Bodenbeschaffenheit erkennen. Diesen Detailreichtum möchten wir uns zunutze machen“, betont Zadra. Das Land arbeitet in diesem ambitionierten Pilotprojekt eng mit den Flug- und AnalyseexpertInnen der AVT Italia und einem Projektteam aus dem Fachbereich der Geoinformatik der Paris-Lodron-Universität Salzburg zusammen. So halten neueste Technologien und umfassendes ExpertInnenwissen Einzug in die Fernerkundung von Mooren. Die Analyse erfolgt mithilfe von maschinellem Lernen und bezieht auch LiDAR-Daten (optische, lasergestützte Fernerkundungsdaten) und Orthofotos ein. „Neben der konkreten Prüfung und Detailanalyse unserer Moore zielt dieses Projekt ganz generell auf die Entwicklung einer Methode zur automatisierten Erfassung und Abgrenzung von Mooren ab“, fügt Zadra hinzu. „Insofern kommt diesen Forschungen europaweite Bedeutung zu.“ Außerdem können die gewonnenen Erkenntnisse auch in anderen Bereichen – etwa beim Management von Neophyten, also gebietsfremder Pflanzen, die möglicherweise schädliche Auswirkungen auf die heimische Flora haben – eingesetzt werden.

„Der Schutz unserer Moore ist eine der vordringlichsten Aufgaben des Klimaschutzes“, mahnt Landesrat Zadra. Denn Moore entnehmen der Atmosphäre Kohlendioxid und binden dieses in langlebigem Torf. Sie speichern, weltweit betrachtet, rund 30 % des erdgebundenen Kohlenstoffs – und das auf nur drei Prozent der Erdoberfläche. Nicht auszudenken, was passieren würde, wenn die Moore austrocknen. Denn dann würde in ganz großem Maßstab Kohlendioxid freigesetzt, das massiv zur Klimaerhitzung beitragen würde.

Nicht zuletzt ist dieses Projekt auch ein wichtiger Baustein für die Konkretisierung der Vorarlberger Moorkarte. „Nicht alle Moorflächen sind uns bekannt, und gerade im Hochgebirge ist eine Begehung nicht immer realisierbar“, betont Zadra. „Nur, wenn wir wissen, wo genau unsere Moore eigentlich liegen, können wir sie auch effektiv schützen.“ 
 

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