Medieninformation Dienstag, 08.07.2025, 12:55 Deutschförderung in Vorarlbergs Pflichtschulen Bericht zur Umsetzung des bundesweiten Fördermodells

Um ein umfassendes Bild über die schulische Sprachförderung in Vorarlberg zu erhalten und diese evidenzbasiert weiterzuentwickeln, haben die Bildungsdirektion und die Projektstelle für Zuwanderung und Integration „okay.zusammen leben“ im Auftrag der Landesregierung erstmals einen „Bericht über die Umsetzung des bundesweiten Deutschfördermodells in Vorarlbergs Pflichtschulen“ erarbeitet. Grundlage liefern verschiedene Bildungsdaten aus den vergangenen Schuljahren zu den Deutschkompetenzen von Kindern und Jugendlichen sowie Organisationsformen der Deutschförderung. Darüber hinaus wurde im Herbst 2024 eine Online-Umfrage bei Lehrpersonen durchgeführt, die in der Deutschförderung tätig sind. „Sprachkompetenz ist der Schlüssel zur erfolgreichen Integration und Teilhabe in unserer Gesellschaft. Wir müssen sicherstellen, dass alle Kinder die Möglichkeit haben, ihre sprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln, um aktiv am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen“, betonte Landeshauptmann Markus Wallner im Pressefoyer, in dem die Erkenntnisse aus dem Bericht präsentiert wurden.

Seit dem Schuljahr 2018/19 wird an allen Schulen in Österreich ein bundesweites Modell der Deutschförderung umgesetzt. Im Zentrum stehen Kinder und Jugendliche, die beim Eintritt in das Schulsystem Deutsch noch nicht so weit beherrschen, um dem Unterricht folgen zu können. Als Messinstrument für den Sprachstand kommt der österreichweit einheitliche MIKA-D-Test (Messinstrument zur Kompetenzanalyse – Deutsch) zum Einsatz. Bei mangelhaftem oder ungenügendem Ergebnis wird der Status als außerordentliche Schülerin bzw. außerordentlicher Schüler zugewiesen. Das Ergebnis bestimmt darüber hinaus die Art der Deutschförderung (Deutschförderklasse bei ungenügenden Deutschkenntnissen, Deutschförderkurs bei mangelhaften Deutschkenntnissen). Erneute, regelmäßig stattfindende MIKA-D-Überprüfungen entscheiden darüber, ob ein Wechsel des Status oder der Organisationsform der Förderung möglich ist. Nach vier Semestern endet der außerordentliche Status automatisch – unabhängig von den Deutschkompetenzen. Für diese Situation sind weiterhin spezielle Förderformate und Personalressourcen auch für ordentliche SchülerInnen vorgesehen.

„Mit dem Bericht wollten wir ein umfassendes Bild bekommen, das sowohl auf detaillierten Daten als auch auf dem wertvollen Feedback der Lehrkräfte basiert, die in der Sprachförderung tätig sind. Unser Ziel war es, die Umsetzung und Wirkung des Deutschfördermodells in Vorarlberg genau zu beleuchten und gezielt Bereiche zu identifizieren, in denen Verbesserungen notwendig sind“, erläuterte Bildungslandesrätin Barbara Schöbi-Fink.

Kinder und Jugendliche mit Deutschförderbedarf

Im Schuljahr 2023/24 hatten insgesamt 2.228 SchülerInnen in Vorarlbergs Pflichtschulen einen außerordentlichen Status und damit einen Deutschförderbedarf. Der Bericht zeigt, dass die Zahl der SchülerInnen mit Deutschförderbedarf in den letzten fünf Jahren deutlich gestiegen ist.

Außerordentliche SchülerInnen in Vorarlbergs Pflichtschulen nach Schuljahr

|

2019/20

2020/21

2021/22

2022/23

2023/24

SchülerInnen gesamt

31.489

31.446

31.335

31.969

32.769

Ao. SchülerInnen

1.353

1.614

1.591

1.944

2.228

Anteil ao. SchülerInnen an allen SchülerInnen

4,3 %

5,1 %

5,1 %

6,1 %

6,8 %

Quelle: Bildungsdirektion Vorarlberg, detaillierter Stellenplan/Stichtag 1. Oktober.

Von den 2.228 außerordentlichen SchülerInnen im Schuljahr 2023/24 besuchten 81 Prozent eine Volksschule, 16 Prozent eine Mittelschule und zwei Prozent eine Polytechnische Schule. Der Anteil der außerordentlichen SchülerInnen lag in den Volksschulen bei zehn Prozent, in den Polytechnischen Schulen bei fünf Prozent und in den Mittelschulen bei drei Prozent.

Außerordentliche SchülerInnen in Vorarlberg in den vergangenen fünf Schuljahren nach Schultyp

 |

2019/20

2020/21

2021/22

2022/23

2023/24

Volksschule

1.152

1.405

1.367

1.585

1.810

Mittelschule

159

184

191

314

364

Polytechnische Schule

11

13

28

41

54

Allgemeine Sonderschule

31

12

5

4

0

Gesamt

1.353

1.614

1.591

1.944

2.228

Quelle: Bildungsdirektion Vorarlberg, detaillierter Stellenplan/Stichtag 1. Oktober.

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen mit außerordentlichem Status variiert stark nach Schulstufe. 75 Prozent aller außerordentlichen SchülerInnen in Vorarlberg besuchen die Vorschule (Stufe 0) bzw. die erste oder zweite Volksschulklasse. Da der außerordentliche Status nach vier Semestern endet, ist das ein Hinweis darauf, dass viele Kinder, die regulär eingeschult werden, einen Deutschförderbedarf haben.

Außerordentliche SchülerInnen an Pflichtschulen nach Schulstufen im Schuljahr 2022/23

 |

SchülerInnen gesamt

ordentliche SchülerInnen

außerordentliche SchülerInnen

Anteil ao. SchülerInnen

Schulstufe 0

738

326

412

55,8 %

Schulstufe 1

4.548

3.794

754

16,6 %

Schulstufe 2

4.556

4.274

282

6,2 %

Schulstufe 3

4.242

4.175

67

1,6 %

Schulstufe 4

4.185

4.117

68

1,6 %

Schulstufe 5

3.191

3.125

66

2,1 %

Schulstufe 6

3.223

3.145

78

2,4 %

Schulstufe 7

3.172

3.097

75

2,4 %

Schulstufe 8

3.216

3.123

93

2,9 %

Schulstufe 9

1.162

1.121

41

3,5 %

Gesamt

32.233

30.297

1.936

6,0 %

Quelle: Landesstelle für Statistik im Amt der Vorarlberger Landesregierung, Schulstatistik.

Außerordentliche SchülerInnen an Pflichtschulen nach Schulstufen im Schuljahr 2023/24

|

SchülerInnen gesamt

ordentliche SchülerInnen

außerordentliche SchülerInnen

Anteil ao. SchülerInnen

Schulstufe 0

756

322

434

57,41%

Schulstufe 1

4.617

3.714

903

19,56%

Schulstufe 2

4.583

4.332

251

5,48%

Schulstufe 3

4.589

4.480

109

2,38%

Schulstufe 4

4.262

4.159

103

2,42%

Schulstufe 5

3.325

3.245

80

2,41%

Schulstufe 6

3.275

3.168

107

3,27%

Schulstufe 7

3.225

3.140

85

2,64%

Schulstufe 8

3.195

3.105

90

2,82%

Schulstufe 9

1.149

1.084

65

5,66%

Gesamt

32.976

30.749

2.227

6,75%

Quelle: Landesstelle für Statistik im Amt der Vorarlberger Landesregierung, Schulstatistik.

Ein beträchtlicher Teil der SchülerInnen mit Deutschförderbedarf ist in Österreich geboren. Am Ende des Schuljahrs 2023/24 hatten 41 Prozent der außerordentlichen SchülerInnen ihren Geburtsort in Österreich. Besonders hoch war dieser Anteil in der Schuleingangsphase (Vorschule und erste Volksschulklasse) mit über 60 Prozent. Diese Kinder haben höchstwahrscheinlich auch einen Kindergarten in Vorarlberg bzw. in Österreich besucht.

Anhand der Daten der Schulstatistik für das Schuljahr 2022/23 können die außerordentlichen SchülerInnen in Vorarlbergs Schulen zusätzlich nach Geschlecht und Erstsprache betrachtet werden:

  • Geschlecht: Seit 2019/20 sind die Anteile der SchülerInnen mit außerordentlichem Status von vier Prozent auf knapp unter sechs Prozent (Mädchen) bzw. knapp über sechs Prozent (Buben) gewachsen.
  • Erstsprache:
    - Erstsprachengruppen mit dem höchsten Anteil an SchülerInnen mit Sprachförderbedarf: Erstsprache Ukrainisch (95 Prozent), Erstsprache Russisch (31 Prozent), Erstsprache Dari (25 Prozent), Erstsprache Bulgarisch (24 Prozent).
    - Die drei häufigsten Erstsprachen von SchülerInnen mit Sprachförderbedarf:
    Türkisch (679), Ukrainisch (252) und Arabisch (141). Der hohe Anteil an Kindern mit Erstsprache Türkisch in absoluten Zahlen erklärt sich auch durch deren hohen Anteil an PflichtschülerInnen in Vorarlberg generell. 15 Prozent aller PflichtschülerInnen Vorarlbergs sind mit Erstsprache Türkisch eingeschrieben.
    - Diese Zahlen zeigen, dass Deutschförderung nicht nur ein Thema von neu zuwandernden Kindern ist (bspw. Erstsprache Ukrainisch), sondern auch von Gruppen, die schon länger im Land leben (bswp. Erstsprache Türkisch).

Rund 66 Prozent der außerordentlichen SchülerInnen besuchten 2023/24 eine Schule in den Gemeinden und Städten im unteren Rheintal (zwischen Hohenems und dem Bodensee) bzw. in Feldkirch oder in Bludenz und den angrenzenden Gemeinden. Weitere 23 Prozent besuchten eine Schule im Stadtumland (also in Teilen des Walgaus, in den Regionen Vorderland und Kummenberg, im Rheindelta oder im Leiblachtal).

Organisationsformen der Deutschförderung

Basierend auf den Ergebnissen der MIKA-D-Testung wird bei der Organisationsform der Deutschförderung unterschieden zwischen:

  • Deutschförderklassen für SchülerInnen mit ungenügenden Deutschkenntnissen im Ausmaß von 15 Wochenstunden in den Volksschulen und 20 Wochenstunden in den Mittel- und Polytechnischen Schulen, restliche Stunden in der Regelklasse
  • Deutschförderkursen für SchülerInnen mit mangelhaften Deutschkenntnissen im Ausmaß von sechs Wochenstunden in Volks-, Mittel- und Polytechnischen Schulen, restliche Stunden in der Regelklasse

Es braucht mindestens acht SchülerInnen an einer Schule für die verpflichtende Eröffnung einer Deutschförderklasse oder eines Deutschförderkurses. Wird diese Zahl nicht erreicht, werden die Kinder und Jugendlichen in ihrer Regelklasse nach dem Lehrplan für die Deutschförderklasse oder dem Lehrplanzusatz Deutsch als Zweitsprache integrativ gefördert. SchülerInnen mit ungenügenden Deutschkenntnissen erhalten parallel zum Unterricht eine zusätzliche Deutschförderung im Ausmaß von sechs Wochenstunden (Deutschförderkurs).

Im Schuljahr 2023/24 gab es in Vorarlberg 63 Deutschförderklassen, davon 46 in Volksschulen, 15 in Mittelschulen und zwei in Polytechnischen Schulen. Die Anzahl hat in den letzten Jahren zugenommen. Besonders markant war der Anstieg von 22 auf 51 Deutschförderklassen von 2021/22 auf 2022/23 aufgrund des Zuzugs von Flüchtlingen aus der Ukraine. Im Schuljahr 2024/25 hat sich die Zahl der Deutschförderklassen stabilisiert (62 Klassen).

Deutschförderklassen in Vorarlberg nach Schuljahr

|

2019/20

2020/21

2021/22

2022/23

2023/24

Anzahl Deutschförderklassen

20

16

22

51

63

Quelle: Bildungsdirektion Vorarlberg, detaillierter Stellenplan/Stichtag 1. Oktober.

Im Schuljahr 2023/24 wurden in Vorarlbergs Volksschulen 36 Prozent der SchülerInnen mit Deutschförderbedarf in Deutschförderklassen unterrichtet, 54 Prozent in Deutschförderkursen und zehn Prozent erhielten in ihrer Regelklasse eine Deutschförderung nach dem für sie geltenden Lehrplan. Etwa 2/3 der Kinder wurden also den überwiegenden Teil ihrer Schulstunden in integrativen Settings sprachlich gefördert. In Volksschulen ist der Anteil der integrativ geförderten SchülerInnen höher als in Mittelschulen und Polytechnischen Schulen.

Außerordentliche SchülerInnen nach Organisationsform der Deutschförderung im Schuljahr 2023/24 nach Schultyp

 |

Volksschule

Mittelschule

Polytechn. Schule

In Deutschförderklasse

658

36,4 %

172

47,3 %

34

63,0 %

In Deutschförderkurs

974

53,8 %

123

33,8 %

14

25,9 %

Integrative Förderung

178

9,8 %

69

19,0 %

6

11,1 %

Gesamt

1.810

100,0 %

364

100,0 %

54

100,0 %

Quelle: Bildungsdirektion Vorarlberg, detaillierter Stellenplan/Stichtag 1. Oktober.

Werden alle drei Schultypen gemeinsam betrachtet, zeigt sich, dass im Schuljahr 2023/24 knapp 40 Prozent der SchülerInnen mit Deutschförderbedarf den Großteil ihrer Schulstunden in einer separaten Deutschförderung verbrachten. Etwa 60 Prozent verbrachten den überwiegenden Teil ihrer Schulstunden in ihrer jeweiligen Regelklasse.

Außerordentliche SchülerInnen nach Organisationsform der Deutschförderung in Vorarlberg nach Schuljahr

 |

2019/20

2020/21

2021/22

2022/23

2023/24

In Deutschförderklasse

239

18,1 %

198

12,4 %

237

14,9 %

643

33,1 %

864

38,8 %

In Deutschförderkurs

851

64,4 %

1.182

73,8 %

1.133

71,4 %

1.109

57,2 %

1.111

49,9 %

Integrative Förderung

232

17,5 %

222

13,9 %

216

13,6 %

188

9,7 %

253

11,4 %

Gesamt

1.322

100,0 %

1.602

100,0 %

1.586

100,0 %

1.940

100,0 %

2.228

100,0 %

Quelle: Bildungsdirektion Vorarlberg, detaillierter Stellenplan/Stichtag 1. Oktober.

Deutschkompetenzen der außerordentlichen SchülerInnen

Die Testung MIKA-D stellt bei SchülerInnen ausreichende, mangelhafte oder ungenügende Deutschkenntnisse fest, woraus sich der Status als ordentliche Schülerin bzw. ordentlicher Schüler oder als außerordentliche Schülerin bzw. außerordentlicher Schüler und die erwähnten Formen der Deutschförderung ableiten.

Anfang des Schuljahres 2023/24 wurden die Deutschkenntnisse der außerordentlichen SchülerInnen in Vorarlbergs Volkschulen zu 48 Prozent als ungenügend eingestuft und zu 52 Prozent als mangelhaft. Die außerordentlichen SchülerInnen in Mittelschulen hatten zu Beginn des vergangenen Schuljahrs zu 75 Prozent ungenügende und zu 25 Prozent mangelhafte Deutschkenntnisse. In den Polytechnischen Schulen hatten zu diesem Zeitpunkt 89 Prozent der außerordentlichen SchülerInnen ungenügende und elf Prozent mangelhafte Deutschkenntnisse.

Außerordentliche SchülerInnen nach Deutschkenntnissen in Vorarlberg im Schuljahr 2023/24

|

Volksschule

Mittelschule

Polytechnische Schule

ungenügend

876

48,4 %

274

75,3 %

48

88,9 %

mangelhaft

934

51,6 %

90

24,7 %

6

11,1 %

Gesamt

1.810

100,0 %

364

100,0 %

54

100,0 %

Quelle: Bildungsdirektion Vorarlberg, detaillierter Stellenplan/Stichtag 1. Oktober.

Außerordentliche SchülerInnen nach Deutschkenntnissen in Vorarlberg nach Schuljahren

|

2019/20

2020/21

2021/22

2022/23

2023/24

ungenügend

585

44,3 %

638

39,8 %

670

42,2 %

1.040

53,6 %

1.198

53,8 %

mangelhaft

737

55,7 %

964

60,2 %

916

57,8 %

900

46,4 %

1.030

46,2 %

Gesamt

1.322

100,0 %

1.602

100,0 %

1.586

100,0 %

1.940

100,0 %

2.228

100,0 %

Quelle: Bildungsdirektion Vorarlberg, detaillierter Stellenplan/Stichtag 1. Oktober.

Regelmäßige MIKA-D-Überprüfungen entscheiden darüber, ob außerordentliche SchülerInnen in den ordentlichen Status wechseln können oder ob sie die Deutschförderform wechseln (von der Deutschförderklasse zum Deutschförderkurs). Basierend auf den aktuellsten Daten der Schulstatistik lässt sich die Entwicklung von 2021/22 zu 2022/23 folgendermaßen beschreiben:

  • Werden jene Kinder und Jugendlichen betrachtet, die im Schuljahr 2021/22 erstmals als außerordentliche SchülerInnen eingestuft wurden und im darauffolgenden Schuljahr nach wie vor eine Schule in Vorarlberg besuchten, wird folgende Entwicklung sichtbar:
    62 Prozent der SchülerInnen hatten in einem Jahr ihre Deutschkenntnisse verbessert.
    37 Prozent der SchülerInnen wurden gleich eingestuft wie ein Jahr zuvor.
    2 Prozent der SchülerInnen erzielten ein schlechteres Ergebnis als ein Jahr zuvor.
  • Ab der zweiten Schulstufe besucht ein großer Anteil der SchülerInnen ein Jahr nach Erhalt des außerordentlichen Status keine Schule mehr in Vorarlberg. Das betraf 2022/23 in der zweiten bis vierten Volksschulklasse 40 Prozent der Kinder. In den Mittelschulen lag dieser Anteil bei 29 Prozent. Viele QuereinsteigerInnen mit Deutschförderbedarf verlassen damit Vorarlbergs Schulen innerhalb eines Schuljahres wieder.

Befragung von Deutschförderlehrkräften

Im Oktober 2024 wurden eine Online-Befragung für Lehrpersonen durchgeführt, die in der Deutschförderung tätig sind bzw. es in den letzten zwei Jahren waren. Insgesamt 162 Lehrpersonen haben daran teilgenommen, das entspricht schätzungsweise 60 Prozent aller Lehrpersonen in der Deutschförderung.

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

  • Beruflicher Hintergrund der Lehrkräfte: 69 Prozent der Befragten unterrichten in Volksschulen, 31 Prozent in Mittelschulen und zwei Prozent in Polytechnischen Schulen. Fast die Hälfte verfügt über mehr als zehn Jahre Berufserfahrung. Seit Einführung des Deutschfördermodells 2018/19 sind diese Lehrkräfte im Durchschnitt 3,2 Jahre in diesem Bereich tätig.
  • Fachspezifische Aus- und Weiterbildungen für die Deutschförderung: 31 Prozent der befragten Lehrkräfte haben umfangreiche Aus- oder Weiterbildungen im Bereich Deutsch als Zweitsprache (DaZ) bzw. Deutsch als Fremdsprache (DaF) absolviert. 37 Prozent haben eine Basisqualifizierung für die Deutschförderung abgeschlossen. Sechs Prozent der Befragten haben bislang nur einzelne Kurse zum Thema besucht. 17 Prozent haben keine spezifische Ausbildung für ihre Tätigkeit in der Deutschförderung, was den Qualifikationsbedarf verdeutlicht.
  • Erfolgsfaktoren für Deutschförderung: Lehrkräfte identifizierten Methodenkenntnisse und DaZ-Didaktik als wichtigste Erfolgsfaktoren für eine gelingende Deutschförderung. Die Kooperation mit den Lehrpersonen in den Regelklassen und mit anderen DaZ-Lehrpersonen wurde ebenfalls als relevant bewertet.
  • Schulische Konzepte und Fachaustausch: 45 Prozent der Befragten berichteten von bestehenden Deutschförderkonzepten an ihren Schulen. In Mittelschulen sind solche Konzepte häufiger vorhanden (46 Prozent) als in Volksschulen (41 Prozent). Wo es schulische Konzepte gibt, werden diese von 93 Prozent in ihrer Deutschförderung angewendet.
  • Herausforderungen und Verbesserungsvorschläge: Die Lehrkräfte betonten die Notwendigkeit von mehr Ressourcen, wie qualifizierten Fachkräften, kleineren Gruppen und speziell ausgestatteten Räumen. Eine stärkere Verschränkung der Deutschförderung mit dem Regelunterricht und die Einbindung von Eltern wurden ebenfalls gefordert. Kritik an administrativen Aufwänden und einer unzureichenden Anerkennung der Deutschförderung zeigte sich deutlich.
  • Gesetzliche Rahmenbedingungen: Es wurde u.a. vorgeschlagen, den außerordentlichen Status auf mindestens drei Jahre zu verlängern oder Fördermöglichkeiten über die Dauer des Status hinaus anzubieten. Auch die Überarbeitung von Testsystemen zur Einstufung als „ordentlich“ bzw. „außerordentlich“ wurde als notwendig erachtet.

Befunde für die Weiterentwicklung in Vorarlberg

Folgende Ansatzpunkte für eine Weiterentwicklung der Deutschförderung an Vorarlbergs Schulen lassen sich aus den Analysen zum Bericht ableiten:

1. Die Ermöglichung einer flexiblen Gestaltung der Umsetzung der Deutschförderung unterstützt Schulen bei der Umsetzung des Deutschfördermodells, insbesondere auch bei der Bewältigung des gestiegenen Bedarfs:

Es sollte möglich sein, SchülerInnen, die eine Deutschförderklasse besuchen, in einzelnen Fächern am Unterricht der Regelklasse teilhaben zu lassen. Leistungsstärkere SchülerInnen an Mittelschulen könnten z.B. am Englischunterricht teilnehmen. Dieses Anliegen wurde seitens der Bildungsdirektion bereits mehrfach beim Bildungsministerium eingebracht und soll nun ab dem Schuljahr 2026/27 auch umgesetzt werden.

2. Deutschförderung in der Elementarpädagogik und Community-Arbeit stärken, um Deutschkenntnisse vor dem Schuleintritt zu verbessern:

Neben der Einführung eines zweiten verpflichtenden Kindergartenjahres muss sich die sprachliche Förderung im vorschulischen Bereich auch qualitativ weiter entwickeln, um nachhaltig eine bessere Landessprachkompetenz von Kindern bei Schuleintritt zu gewährleisten. Zugleich sollten das Bewusstsein und die Kompetenz von Eltern, die ihre Kinder mehrsprachig erziehen, gestärkt werden, die sprachliche Entwicklung ihrer Kinder gut zu begleiten.

3. Fachspezifische Qualifikationen der Lehrkräfte in der Deutschförderung weiter ausbauen:

In den vergangenen Jahren wurden an der PH Vorarlberg Schwerpunkte in der LehrerInnenausbildung und vermehrt neue Fortbildungsangebote für Lehrpersonen in der Deutschförderung geschaffen. Besonders der Ausbau von Fortbildungsangeboten zu Methodik und Didaktik der sprachlichen Bildung bietet sich an, da diese Kenntnisse in der Befragung als wesentlich für eine gelingende Deutschförderung bewertet wurden. Ab 2026/27 sind im Sekundarstufen-Lehramtsstudium Pflichtveranstaltungen zum Thema „Deutsch als Zweitsprache und sprachliche Bildung“ zu belegen. In der Primarstufen-Ausbildung wird seit 2019/20 das Pflichtmodul „Sprachliche Bildung“ angeboten. Mit der Sommerakademie gibt es außerdem ein neues bundesweites Online-Angebot, das Lehrpersonen eine fachliche Orientierung für den Einstieg in die Deutschförderung ermöglicht.

4. Sprachförderung als gemeinsame Aufgabe am Schulstandort verankern:

Die Entwicklung von schulischen Konzepten für die sprachliche Bildung zu forcieren, trägt dazu bei, ein gemeinsames und abgestimmtes Vorgehen im Bereich der Sprachförderung auf Schulebene zu stärken und als Aufgabe des gesamten Kollegiums zu verankern. Dies beinhaltet auch den sprachsensiblen Unterricht in allen Fächern. An größeren Standorten mit mehreren Lehrpersonen in der Deutschförderung werden Konzepte entwickelt, die auch den Wechsel in den Regelunterricht und die gemeinsame Verantwortung aller Lehrenden in allen Fächern im Sinne des Sprachbewussten Unterrichts berücksichtigen. Unterstützung erhalten Schulen durch das Sprache.Lesen.Team der Bildungsdirektion bzw. die PH Vorarlberg.

5. Gute soziale Einbindung der SchülerInnen mit Deutschförderbedarf am Schulstandort sicherstellen:

Während des Besuchs einer Deutschförderklasse sollte ein besonderer Fokus darauf liegen, die Kinder und Jugendlichen gut in die Schulgemeinschaft einzubinden und auf einen möglichst baldigen Übertritt der SchülerInnen von Deutschförderklassen in Deutschförderkurse bzw. in den Regelunterricht hinzuarbeiten. Diesen Übergang gilt es gut zu gestalten und zu begleiten. Dies erfolgt z.B. durch die Teilnahme am Unterricht in der Stammklasse, besonders in Fächern wie Bewegung und Sport, Technik und Design, die Einbeziehung in Schulprojekte und die Teilnahme an Projekttagen.

6. Landesweites Monitoring zur Deutschförderung in Schulen fortsetzen und Datengrundlage weiter verbessern:

Die Kennzahlen für den vorliegenden Bericht sollen zukünftig in das neue Bildungsmonitoring für Vorarlberg einfließen und eine Grundlage für die regelmäßige Beschäftigung mit der schulischen Deutschförderung in Vorarlberg bieten. Dafür gilt es, die Datengrundlage weiter zu verbessern (z.B. Entwicklung der Deutschkompetenzen, Dauer des Kindergartenbesuchs vor Schuleintritt), derzeit scheitert die Datenweitergabe allerdings noch an rechtlichen Vorgaben.

Geplante Maßnahmen im Bereich der frühen Sprachförderung in Kindergärten

Die Erkenntnisse aus dem Bericht zur Deutschförderung in Pflichtschulen bilden die Grundlage für künftige Maßnahmen im Bereich der Sprachförderung in Schulen sowie in Kindergärten. Landesrätin Schöbi-Fink betonte: „Die erhobenen Daten verdeutlichen, dass wir in Vorarlberg eine umfassende und qualitativ hochwertige Sprachförderung benötigen, um allen Kindern und Jugendlichen faire Bildungschancen zu bieten. Eine frühzeitige und intensive Sprachförderung ist dafür entscheidend.“ Für das kommende Betreuungsjahr 2025/26 sind im Bereich der Sprachförderung in Kindergärten folgende Maßnahmen geplant:

1. Zusätzliche Personalstunden für Sprachförderung in Kindergärten

Auch im neuen Betreuungsjahr wird – wie bereits 2024/25 – zusätzliches Personal für Sprachförderung bereitgestellt: Rund 50 Vollzeitäquivalente (VBÄ), was etwa 2.000 Stunden pro Woche entspricht, werden vom Land gefördert.

2. Leitungstagungen im September 2025: Fokus auf Sprachförderung

Bei den Leitungstagungen im September 2025 steht die Sprachförderung im Mittelpunkt. Dort werden aktuelle Maßnahmen vorgestellt, bewährte Praxisbeispiele präsentiert und der Austausch des Leitungspersonals gefördert. Ziel ist es, dass diese Personen als MultiplikatorInnen ihr Wissen in die Teams weitertragen und die Umsetzung in den Einrichtungen begleiten.

3. Weiterbildung für pädagogisches Personal

Neue praxisnahe Fortbildung zur Sprachförderung im Alltag

Sprachförderung ist ein zentraler Bestandteil in der Ausbildung von ElementarpädagogInnen. Ergänzend stehen Berufstätigen Weiterbildungsangebote zur Verfügung – etwa der Hochschullehrgang „Frühe sprachliche Förderung“ an der Pädagogischen Hochschule oder Fortbildungen über Schloss Hofen.

Um pädagogisches Personal noch besser auf die aktuellen Herausforderungen im Berufsalltag vorzubereiten, wird in Schloss Hofen nun ein neues, praxisorientiertes Format eingeführt: Die zweiteilige Fortbildung „Strategien zur alltagsintegrierten Sprachförderung“ zeigt auf, wie alltägliche Situationen – vom Freispiel bis zum Anziehen – gezielt für sprachliche Entwicklungsimpulse genutzt werden können.

Nach einem ersten Modul mit theoretischen Grundlagen und praktischen Methoden folgt eine mehrwöchige Umsetzungsphase in der eigenen Einrichtung. Im zweiten Teil werden Erfahrungen reflektiert, Herausforderungen besprochen und Strategien gemeinsam weiterentwickelt.

Das innovative Format stärkt Handlungskompetenz und Bewusstsein – ohne zusätzlichen Ressourcenaufwand, aber mit großer Wirkung für die Sprachentwicklung im Alltag.

4. Aktive Einbindung der Eltern

Die Beteiligung der Eltern an der Sprachförderung ist gesetzlich im Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (KBBG) verankert und wird von Fachleuten empfohlen. Praxisbeispiele wie Lesetaschen zum Ausleihen, Lesenachmittage oder Sprachfördermaterialien für zu Hause zeigen, wie eine gute Zusammenarbeit gelingen kann. Gelungene Praxisbeispiele werden bei den Leitungstagungen vorgestellt.

Außerdem wird die verpflichtende Vereinbarung zur Mitarbeit thematisiert: Wenn bei einem Kind Sprachförderbedarf festgestellt wird, müssen die Eltern mit dem Träger eine Vereinbarung zur Mitarbeit abschließen. Beispiele für solche Vereinbarungen werden ebenfalls präsentiert.

5. Gezieltere Förderung dank verbesserter Datenauswertung für Einrichtungen und Träger

Seit 2021 veröffentlicht das Land Vorarlberg den Bericht zur Sprachstandsfeststellung mit BESK/BESK-DaZ-Kompakt. Ergänzend dazu erhalten Einrichtungen und Träger individuelle Rückmeldungen zu ihren Beobachtungsdaten.

Neu ist: Diese Auswertungen werden künftig noch detaillierter und praxisnäher aufbereitet. Träger erhalten tiefere Einblicke in Förderbedarfe je Sprachbereich (z. B. Wortschatz, Grammatik), in deren Entwicklung über die Zeit sowie in einzelne Beobachtungskriterien.

Die Weiterentwicklung basiert auf einer internen Evaluation – mit einem klaren Ziel: Pädagogische Teams sollen noch gezielter planen, wirksamer fördern und Qualität sichtbar sichern können. Auch bei den nächsten Leitungstagungen wird daher verstärkt auf die datengestützte Qualitätsentwicklung fokussiert.

6. BrückenbauerInnen: Vermittlung von DolmetscherInnen für die Kommunikation zwischen Eltern und Betreuungspersonal in den Bildungsinstitutionen

Im Jahr 2024 fanden im Rahmen des Programms „mehr Sprache.“ von okay.zusammen leben/Projektstelle für Zuwanderung und Integration (Verein Aktion Mitarbeit) 491 Dolmetschungen statt. Diese Dolmetschungen werden auch im Jahr 2025 wieder mit einer Summe von 29.500 Euro vom Land Vorarlberg gefördert.

Redaktion
Martina Hämmerle

Pressebilder

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