Presseaussendung · 10.10.2024 Der Wald schützt und muss geschützt werden LR Gantner zur Woche des Schutzwaldes 2024

Veröffentlichung
Donnerstag, 10.10.2024, 17:11 Uhr
Themen
Wald/Schutzwald/Gantner
Redaktion
Gerhard Wirth

Blons (VLK) – „Für die Sicherheit gelten zwei Grundsätze: Zum einen sind die wirksamsten Schutzmaßnahmen jene, die schon ‚vorher‘ ergriffen werden, zum anderen ist die Sicherheit eine Daueraufgabe.“ Das sagte Landesrat Christian Gantner heute, Donnerstag, in Blons anlässlich der heurigen bundesweiten Woche des Schutzwaldes (7. bis 12. Oktober). Seit dem Lawinenunglück im Jänner 1954, durch das die Gemeinde traurige Berühmtheit erlangt hat, wurde und wird dort massiv in einen stabilen und klimafitten Wald investiert, der zusammen mit technischen Verbauungen den im Ort lebenden Menschen den bestmöglichen Schutz gegen die Gewalten der Natur bietet. „Hier zeigt sich so eindrücklich wie nirgendwo sonst die für das Leben in den Berggebieten unabdingbare Notwendigkeit eines intakten Schutzwaldes. Die Gemeinde Blons hat einst schlimme Erfahrungen machen müssen und steht heute als ein Paradebeispiel für vorbildliche natürliche und bauliche Schutzmaßnahmen“, so Landesrat Gantner.

In Vorarlberg sind von insgesamt 97.600 Hektar Wald – mehr als ein Drittel der Landesfläche – rund 49.000 Hektar Schutzwald. Dementsprechend zählt die Erhaltung und Verbesserung der Schutzwirkungen des Waldes zu den großen Schwerpunkten der Vorarlberger Waldstrategie 2030+. „Der Wald ist zugleich auch Arbeitsplatz sowie Lebens- und Erholungsraum. Unser Motto lautet ‚schützen durch nützen‘. Um gesund zu sein und zu bleiben, muss der Wald bewirtschaftet werden“, erklärte Gantner.

Investitionen in Pflegemaßnahmen im Schutzwald rechnen sich auch volkswirtschaftlich in hohem Maße. Jeder Euro, der für die Erhaltung eines intakten Schutzwalds eingesetzt wird, erspart fast 150 Euro, die als Reparaturkosten für Aufforstungen mit technischen Maßnahmen notwendig sind, wenn der Schutzwald seine Funktion nicht mehr erfüllen kann. Zudem sind die Erfolgsaussichten einer vorbeugenden Schutzwaldpflege deutlich höher als bei einer Aufforstung, betonte Gantner.
 
   Um den Herausforderungen für den Schutzwald zu begegnen, werden in Vorarlberg in enger Kooperation zwischen dem Forsttechnischen Dienst für Wildbach- und Lawinenverbauung (WLV) und dem Landesforstdienst Flächenwirtschaftliche Projekte geplant und umgesetzt. Die Tätigkeit des Forstdienstes erstreckt sich dabei vorrangig auf forstlich-biologische Maßnahmen, wie die Festlegung von Verjüngungshieben, Querfällungen, Waldpflegemaßnahmen und Aufforstungen. Begleitende technische Maßnahmen der WLV sind Lawinenverbauungen, Maßnahmen vor Wildbächen und Rutschungen sowie Steinschlagschutzverbauungen.

Derzeit wird an 50 Flächenwirtschaftlichen Projekten gearbeitet, das sind um viele mehr als in anderen wesentlich größeren Bundesländern. „Die WLV wird in Vorarlberg bei vielen Schutzwaldprojekten gebraucht, weil über 80 Prozent der Landesfläche in Einzugsgebieten von Wildbächen und Lawinen liegen. Die Stabilität der Wälder in diesen Einzugsgebieten hat wesentlichen Einfluss auf den Schutz vor Erosionen, Hochwasser und Lawinen“, erläuterte Sektionsleiter Gerald Jäger.

Im Schutzwald geht es darum, eine funktionsfähige Dauerbestockung aus verschiedenen standortangepassten Baumarten und mit einer guten Waldstruktur zu schaffen bzw. zu erhalten. Da sich die klimatischen Veränderungen im Gebirgsraum besonders stark auswirken, sind dort intensive Anstrengungen zur Verjüngung überalterter Schutzwälder und zur Pflege der jüngeren Bestände erforderlich, so Landesforstdirektor Andreas Amann.

Blons wurde mittlerweile bereits zweimal als „schutzwaldbewusste Gemeinde“ mit dem Arge-Alp-Schutzwaldpreis ausgezeichnet. Bürgermeister Erich Kaufmann schilderte die vielfältigen Maßnahmen, die etwa im Rahmen des Flächenwirtschaftlichen Projektes „Schutzwälder Blons“ umgesetzt wurden. 2023 wurde der aus dem Jahr 2012 stammende Waldwirtschaftsplan evaluiert. Weiters wurde die Blonser Schutzwald- und Jagdstrategie 2023 erarbeitet. Auf Basis dieser beiden fundierten Expertisen hat die Vollversammlung der Jagdgenossenschaft Blons im März 2024 beschlossen, dass auf der gesamten Fläche eine nachhaltig funktionierende Naturverjüngung mit allen standortmöglichen Baumarten erreicht werden soll und dazu dauerhaft für einen waldlebensraumverträglichen Schalenwildbestand zu sorgen ist. Weiters nutzt die Jagdgenossenschaft Blons seit 1. April 2024 ihr Jagdgebiet selbst. Zur Umsetzung der notwendigen forstlichen Maßnahmen ist die Gemeinde Blons seit 1. Jänner 2024 Mitglied der Forstbetriebsgemeinschaft Ludesch-Großes Walsertal.

Neben der Pflege des Objektschutzwaldes legt die Gemeinde Blons auch großen Wert auf die Bewusstseinsbildung über dessen lokale und regionale Bedeutung. Die Einrichtung des Lawinendokumentationszentrums, Lehrpfade, Waldtage und Exkursionen tragen dazu bei, die Sensibilisierung der Bevölkerung für den Wert des Schutzwaldes zu stärken. „Gerade jetzt, 70 Jahre nach der Lawinenkatastrophe und in Zeiten des sich ändernden Klimas, geht es darum, weiterhin alles zu tun, damit eine Katastrophe wie damals bei uns im Großen Walsertal nicht mehr passiert“, so Bürgermeister Kaufmann.
 

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