Presseaussendung · 07.12.2023 Dem Krieg den Rücken kehren Das Landesarchiv präsentierte ein Buch über Deserteure der Wehrmacht in Vorarlberg

Veröffentlichung
Donnerstag, 07.12.2023, 19:00 Uhr
Themen
Kultur/Landesgeschichte/Buchpräsentation/Schöbi-Fink/Zadra
Redaktion
Martina Hämmerle

Bregenz (VLK) – Das Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck hat ein Forschungsprojekt zu Deserteuren der Wehrmacht in Vorarlberg durchgeführt, das vom Land gefördert und vom Landesarchiv betreut wurde. Nach drei Jahren konnte dieses Projekt nun mit der heutigen (7. Dezember 2023) Präsentation des Sammelbandes „Flucht vor dem Krieg“, herausgegeben von der Historikerin Ingrid Böhler und dem Historiker Peter Pirker, erfolgreich abgeschlossen werden. „Damit schließen wir ein wichtiges Forschungsprojekt, das der Aufarbeitung und Bewahrung unserer Geschichte dient. Ein großer Dank gilt Landesarchivar Ulrich Nachbaur für sein Engagement und seine tatkräftige Unterstützung!“, betonte Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink bei der Präsentation.

Mit dieser Publikation hat die Vorarlberger Landesregierung ein weiteres Kapitel ihres Arbeitsprogramms 2019-2024 zu einem erfolgreichen Ende gebracht. Dieses umfangreiche Projekt ist das bislang letzte Mosaikstück in einer ganzen Reihe von Vorarlberger Initiativen, die sich der Erforschung der Schicksale von Deserteuren im Zweiten Weltkrieg und nach 1945 widmen, darunter die Durchführung der Ausstellung „Was damals Recht war …“ 2011 in Dornbirn oder die Gestaltung des Widerstands- und Desertionsmahnmals am Bregenzer Sparkassenplatz im Jahr 2015. Das Buch erscheint folgerichtig in einer der Publikationsreihen des Vorarlberger Landesarchivs. Letztlich bestätigten die Ergebnisse des Forschungsprojekts, so Landesarchivar Ulrich Nachbaur, den bedeutenden Historiker Thomas Nipperdey: „Die Grundfarben der Geschichte sind nicht Schwarz und Weiß […]; die Grundfarbe der Geschichte ist grau, in unendlichen Schattierungen.“

Landesrat Daniel Zadra ließ es sich nicht nehmen, der Buchpräsentation beizuwohnen, und erklärte: „Ich freue mich, dass wir mit dieser Studie nun unseren Kenntnisstand um das Phänomen der ‚Fahnenflucht‘ im Zweiten Weltkrieg erweitern können. Zugleich gelangt mit dieser Publikation weder die historische noch die politische Arbeit an ihr Ende. Wir wissen beispielsweise zu wenig über die Handlungsspielräume der Verfolgungsbehörden, insbesondere der Polizei, und es fehlen mancherorts noch lokale und regionale Gedenkzeichen, die an das damals verübte Unrecht erinnern und es benennen.“ 

Ein Hotspot der Desertion am Alpenrhein
Vorarlberg war im Zweiten Weltkrieg ein Hotspot der Desertion von Soldaten der Wehrmacht aus dem gesamten Deutschen Reich. Die vermeintlich leicht zu überwindende Grenze zur Schweiz lockte hunderte Kriegsverweigerer an den Alpenrhein und Bodensee. Das Buch dokumentiert neben gelungenen Fluchten die Verfolgung durch die zivile Sonderjustiz und die Militärjustiz, Solidarität und Denunziation von Seiten der Bevölkerung, die Aufnahme in der Schweiz sowie den Nachkriegsumgang mit den ungehorsamen Soldaten und ihren Helferinnen und Helfern. Fallstudien bieten tiefgehende biographische Einsichten und führen zu besonderen Schauplätzen des Phänomens.

Geleitet wurde das Forschungsprojekt „Deserteure der Wehrmacht in Vorarlberg“ von Ingrid Böhler, federführend war Peter Pirker. Beiträge zum Sammelband lieferten zudem Aaron Salzmann, Isabella Greber, Nikolaus Hagen, Lydia Arantes und Erika Moser.

Die Historikerin Ingrid Böhler leitet seit 2018 das Institut für Zeitgeschichte der Universität Innsbruck, der Historiker und Politikwissenschaftler Peter Pirker führte die Forschungen zu den Deserteuren der Wehrmacht in Vorarlberg an diesem Institut durch.

Ingrid Böhler/Peter Pirker (Hg.): Flucht vor dem Krieg. Deserteure der Wehrmacht in Vorarlberg (Forschungen zur Geschichte Vorarlbergs 15). München: UVK Verlag, 2023, Hardcover und eBook.
 

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