Medieninformation Dienstag, 14.01.2025, 15:13 Das beschäftigungspolitische Maßnahmenprogramm 2025 von Land und AMS Vorarlberg Investitionen in Höhe von 52,6 Millionen Euro
Land und AMS investieren heuer insgesamt 52,6 Millionen Euro in beschäftigungspolitische Initiativen und Förderangebote. „Die Arbeitsmarktchancen steigen mit der Qualifikation, deshalb richten wir unser Augenmerk vor allem auf jene Personengruppen mit den größten Schwierigkeiten bei der Integration in den Arbeitsmarkt. Das sind gesundheitlich belastete, ältere, geringqualifizierte, langzeitbeschäftigungslose Personen und bleibeberechtigte Flüchtlinge“, bekräftigen Landeshauptmann Markus Wallner und Wirtschaftslandesrat Marco Tittler sowie AMS-Landesgeschäftsführer Bernhard Bereuter im Pressefoyer: „Land und AMS Vorarlberg stellen sich gemeinsam den Herausforderungen.“ Mehr als 3.600 Personen können die von Land und AMS gemeinsam finanzierten arbeitsmarktpolitischen Projekte in Anspruch nehmen. „Ebenso halten wir weiter konsequent an der Beschäftigungs- und Ausbildungsgarantie für Jugendliche fest“, betont Landeshauptmann Wallner.
Der Vorarlberger Arbeitsmarkt hat sich im Jahr 2024 etwas stabiler gezeigt als im Bundesschnitt. Die Prognoseinstitute gehen nach einem Jahr mit stagnierendem bzw. schrumpfendem Wirtschaftswachstum von moderaten Wachstumsimpulsen für das Jahr 2025 aus. Vor diesem Hintergrund rechnen wir für Vorarlberg mit einem minimalen Beschäftigungswachstum von lediglich 0,1 Prozent. In der Bauwirtschaft und der Sachgütererzeugung (Industrie) wird die Personalnachfrage vermutlich noch weiter zurückgehen und wir müssen uns auf weitere Arbeitsplatzverluste einstellen. Im Jahresdurchschnitt 2025 erwarten wir einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von rund 500 Personen (+4,9 Prozent).
2024 waren im Jahresdurchschnitt 10.268 Personen arbeitslos vorgemerkt, um 875 Personen bzw. 9,3 Prozent mehr als im Jahr davor. Die Zahl der unselbstständig Beschäftigten ist mit insgesamt 172.595 Beschäftigten recht stabil geblieben (-0,1 Prozent). Die Zunahme an Arbeitslosen im letzten Jahr verteilt sich ungleichmäßig auf die Geschlechter: Frauen +7,1 Prozent, Männer inkl. alternative Geschlechter +11,1 Prozent. Deutliche Auswirkungen zeigt die eingetrübte wirtschaftliche Gesamtlage in den Bundesländern mit einem hohen Anteil an Beschäftigten im Industrie- und Baubereich. Der Anteil der Beschäftigten in der Industrie (Herstellung von Waren) liegt in Vorarlberg bei knapp 26 Prozent. In diesem Wirtschaftsbereich stieg die Zahl der arbeitslosen Personen im Jahresschnitt um 9,0 Prozent, im Bau um 10,9 Prozent.
Die Jugendarbeitslosigkeit hat sich in allen Bundesländern in Österreich erhöht. 2024 waren 1.428 junge Menschen (unter 25-Jährige) arbeitslos gemeldet, um 213 mehr als im Jahr davor. Auch in den Altersgruppen der 25 bis 50-jährigen (+9,0 Prozent) sowie der über 50-jährigen (+6,4 Prozent) ist die Zahl der Arbeitslosen angestiegen.
Die Konjunkturschwäche führte auch zu einem Anstieg bei den Langzeitbeschäftigungslosen. Deren Zahl stieg 2024 im Vergleich zum Jahr davor um 8,1 Prozent auf 1.665 Personen.
Aus der Gruppe von Konventionsflüchtlingen, subsidiär Schutzberechtigten und Vertriebenen aus der Ukraine waren im Jahresdurchschnitt 898 Personen beim AMS arbeitslos gemeldet. Das ist eine Zunahme um 97 Personen bzw. +12,1 Prozent.
Beinahe die Hälfte (47,9 Prozent) aller vorgemerkten Arbeitslosen (4.915 Personen) haben als höchste Ausbildung maximal einen Pflichtschulabschluss.
Übers Jahr waren durchschnittlich 4.762 offene Stellen gemeldet, das ist gegenüber 2023 ein Rückgang um 443 Stellen (-8,5 Prozent). 66,5 Prozent aller offener Stellen hatten als Mindestanforderung bezüglich des Qualifikationsniveaus einen Lehrabschluss oder höhere Ausbildungen gefordert.
Das beschäftigungspolitische Maßnahmenprogramm 2025 von Land und AMS Vorarlberg
Mit Blick auf den Arbeitskräftebedarf hat das Land Vorarlberg bereits konkrete Maßnahmen für bestimmte Berufsgruppen gesetzt – etwa in der Elementarpädagogik oder durch ein gemeinsam mit der Landespolizeidirektion und der Personalvertretung erarbeitetes Paket, um die Attraktivität des Polizeiberufes zu steigern. Darüber hinaus setzen Land und AMS in ihrem für 2025 vereinbarten Maßnahmenprogramm auf unveränderte Schwerpunkte: Es gilt die Verfestigung von Langzeitbeschäftigungslosigkeit zu verhindern, die Höherqualifizierung von Menschen mit niedrigem Ausbildungsniveau zu forcieren sowie Jugendlichen eine gute berufliche Ausbildung und Beschäftigungsperspektiven zu bieten. Die arbeitsmarktpolitischen Instrumente, die zu einer Fachkräfteausbildung (Lehrabschluss oder höherer formaler Ausbildungsabschluss) führen oder eine betriebsnahe Qualifizierung (Stiftungsmodelle) ermöglichen, werden weiter ausgebaut. LH Wallner, LR Tittler und AMS-Landesgeschäftsführer Bereuter sind sich einig: „Generell lautet die entscheidende Frage in allen Berufsfeldern und Branchen: Wie bekommen wir die besten Arbeitskräfte für die heimische Wirtschaft? Die Antwort: Qualifizieren, qualifizieren und nochmals qualifizieren.“
Von den insgesamt 52,6 Millionen Euro, die das Land und AMS heuer zur Verfügung stellen, sind 24,3 Millionen Euro für gemeinsam finanzierte arbeitsmarktpolitische Projekte bestimmt (16,6 Millionen AMS und 7,7 Millionen Land), von denen 3.619 Personen profitieren können. Die Schwerpunkte:
- Förderung junger Menschen unter 25 Jahre
Investitionen 7,7 Mio. Euro (5,7 Mio. AMS, 2,0 Mio. Land) für 692 Betroffene
- Ausbildung für Geringqualifizierte
Investitionen 3,7 Mio. Euro (2,0 Mio. AMS, 1,7 Mio. Land) für 1.345 Betroffene
- Angebote für am Arbeitsmarkt besonders benachteiligte Personengruppen zur Verhinderung der Verfestigung von Arbeitslosigkeit bzw. einem dauerhaften Ausschluss von Erwerbsleben entgegen zu wirken
Investitionen 12,9 Mio. Euro (8,9 Mio. AMS, 4,0 Mio. Land) für 1.582 Betroffene
Vom Land Vorarlberg kommen zusätzliche 3,5 Millionen Euro für verschiedene arbeitsmarktpolitische Maßnahmen hinzu, von denen weitere 715 Personen profitieren können. Weitere 24,8 Millionen werden vom AMS für eigene Aktivitäten wie die Förderung der Beschäftigung, Qualifizierungsprojekte sowie gezielte Unterstützungsangebote eingesetzt. Somit werden in Vorarlberg insgesamt 52,6 Millionen Euro in das beschäftigungspolitische Maßnahmenprogramm 2025 einfließen.
Keinen jungen Menschen zurücklassen
Land und AMS bekennen sich weiter zu ihrer Beschäftigungs- und Ausbildungsgarantie für Jugendliche. „Eine zukunftsorientierte Ausbildung und berufliche Perspektiven sind die Basis dafür, dass junge Menschen ihr Potenzial voll entfalten können. Wir wollen auf keine Jugendliche und keinen Jugendlichen verzichten, niemanden zurücklassen“, betonen Landeshauptmann Wallner und Landesrat Tittler. Weiterhin gilt: Jeder junge Mensch im Alter von 15 bis unter 25 Jahren, der länger als drei Monate ohne Arbeit ist, erhält innerhalb der nächsten drei Monate ein Beschäftigungs- oder Ausbildungsangebot.
Es gibt eine Reihe von Initiativen zur individuellen Unterstützung von Jugendlichen, die aufgrund ihrer schulischen Leistungen oder anderer Defizite geringere Chancen auf eine Lehr- oder Ausbildungsstelle haben. Land und AMS werden im Jahr 2025 insgesamt über 10,5 Millionen Euro in die Jugendbeschäftigung investieren. Darin enthalten sind gemeinsam finanzierte Projekte (7,7 Millionen Euro) und Projekte, die ausschließlich vom Land finanziert werden (2,8 Millionen Euro).
Niederschwellige Beschäftigungs- und Ausbildungsinitiativen für Jugendliche
Im Rahmen niederschwelliger Beschäftigungsprojekte werden Jugendliche durch stundenweise Beschäftigung an einen geregelten Tagesablauf herangeführt. Dafür werden im Jahr 2025 insgesamt 57 Plätze für rund 300 Jugendliche bereitgestellt. Die Vermittlung von Grundkenntnissen und Sozialkompetenz sowie Sprachkompetenztrainings sollen ihnen helfen, Potenziale für den Arbeitsmarkt zu entwickeln. Über die Projekte "Albatros", "Leuchtturm" und „PSA Integra“ haben rund 170 junge Menschen die Möglichkeit, einen Pflichtschulabschluss nachzuholen und die Basis für den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu schaffen. Diese niederschwelligen Beschäftigungs- und Ausbildungsinitiativen werden mit rund 2,3 Millionen Euro vom Land Vorarlberg gefördert.
Ausbildungszentrum Vorarlberg
Für Jugendliche, die trotz intensiver Vermittlungsbemühungen keine Lehrstelle finden können oder während der Lehrzeit den Ausbildungsplatz verlieren, bieten die überbetrieblichen Ausbildungszentren eine Lehrausbildung in den Bereichen Metall, Holz, Malerei, Lagerlogistik, Elektrotechnik, Gastro, IT und Handel. Zudem wurde das Angebotsportfolio um den Lehrberuf FahrradmechatronikerIn erweitert. 2025 stehen insgesamt 130 Plätze in 13 unterschiedlichen Lehrberufen zur Verfügung. Seit Bestehen des AZV (2005) haben 431 Jugendliche eine Lehre erfolgreich abgeschlossen. 243 Jugendliche konnten während der Ausbildung an Unternehmen weitervermittelt werden, wo sie ihre Lehre fortsetzen und abschließen konnten. Für 2025 sehen Land und AMS einen Förderbetrag von rund 4,5 Millionen Euro vor.
CLOCKS – jeder Mensch tickt anders
Für junge Menschen im Alter von 15 bis unter 25 Jahren mit psychischen (oft auch multiplen) Problemstellungen startet am 1. April 2025 das neue ESF-Projekt „CLOCKS – jeder Mensch tickt anders“. Im Zeitraum von 1. April 2025 bis 31. Dezember 2028 sind im Oberland und Unterland insgesamt 28 Durchgänge zu je 25 Teilnahmen geplant. Die Kursdauer beträgt inklusive Einstiegsphase 28 Wochen, hinzu kommt eine optionale Nachbetreuung in Form von Einzelcoaching. Die Projektinhalte umfassen Clearing, Orientierung, Coaching, Kompetenztraining und Stabilisierung (CLOCKS) mit dem Ziel, die jungen Menschen auf ihrem Weg in Richtung Arbeitsleben bzw. Ausbildung und Qualifizierung zu stabilisieren und zu begleiten. 2025 wird das Projekt mit 180 Teilnehmenden durchgeführt und mit insgesamt 1,2 Millionen Euro gefördert. Davon kommen 40 Prozent aus Mitteln des Programms „ESF+ Beschäftigung Österreich 2021-2027“ und je 30 Prozent aus Mitteln des Landes Vorarlberg und des AMS Vorarlberg.
LehreUp
15- bis 25-Jährige Lehrlinge mit problembehaftetem Hintergrund (Bildungsstand, familiäre Situation) sowie Migrations- und Fluchtgeschichte werden im Rahmen von LehreUp, einem Projekt der Offenen Jugendarbeit Dornbirn (OJAD), in ihrer Ausbildung an der Berufsschule begleitet. Sie erhalten Unterstützung in Deutsch, Mathematik und Englisch. Damit wird auch der Fachkräftesituation Rechnung getragen. Mit LehreUp können Unternehmen Jugendliche aufnehmen, die sonst aufgrund schulischer Defizite keine Chance auf eine Lehrstelle hätten. Derzeit arbeitet LehreUp mit elf heimischen Unternehmen zusammen. Die Finanzierung erfolgt insbesondere durch Unternehmensbeiträge und eine Landesförderung. 2025 steuert das Land bis zu 150.000 Euro bei. So können rund 80 junge Menschen vom Angebot LehreUp profitieren.
Beratungs- und Betreuungsangebote an der Schnittstelle Schule/Beruf
Die Berufswahl ist eine wichtige Weichenstellung für den weiteren Lebensweg und daher eine große Herausforderung für junge Menschen. „Deshalb braucht es gerade an der Schnittstelle Schule/Beruf hochwertige Beratungs- und Betreuungsangebote, um die Schülerinnen und Schüler bestmöglich vorzubereiten und sie in ihrer Entscheidung zu unterstützen“, sagt Landesrat Tittler. In den vergangenen Jahren wurde ein breites und attraktives Angebot geschaffen, wie z.B. die Ausbildungsmesse "i", der Vorarlberger Zukunftstag "Ich geh mit", „Die Chancentage“ in Betrieben, die MINT-Initiative oder die Bildungs- und Berufsorientierung (BBO) an den Schulen. Nach dem erfolgreichen zweiten Jahr der Durchführung soll auch 2025 wieder ein landesweiter „Girls’Day“ stattfinden, bei dem Mädchen Berufe kennenlernen können, in denen Frauen bislang noch unterrepräsentiert sind.
Gleichzeitig wird das AMS die Berufs- und Bildungsberatung für Jugendliche und Erwachsene in seinen Berufsinformationszentren (BIZ) weiter ausbauen. Ziel ist es, das breite Spektrum an Berufen zu vermitteln, da die meisten Jugendlichen sich nur für rund fünf der insgesamt über 200 Lehrberufe entscheiden. Neben persönlicher Beratung werden die Jugendlichen mit neuen virtuellen oder Online-Angeboten in ihrer Berufs- und Ausbildungswahl unterstützt. Damit soll ein möglichst nahtloser Übergang von der Schule in die (Berufs-)Ausbildung ermöglicht werden. „Mit dem neuen Beratungsangebot in den AMS-Berufsinformationszentren ‚GoGreenJobs‘ informieren wir gezielt über Ausbildungs- und Karrierechancen in umweltrelevanten Berufen und über die Vielzahl an Jobangeboten mit ausgezeichneten Zukunftsperspektiven“, erläutert AMS-Landesgeschäftsführer Bereuter die Ausweitung der AMS-Beratungsleistungen.
Talente-Check: wichtige Entscheidungshilfe zur Bildungs- und Berufswahl
Der Talente-Check ist eine gute Entscheidungshilfe zur Bildungs- und Berufswahl für SchülerInnen der 7. und 8. Schulstufe sowie in abgewandelter Form an den Polytechnischen Schulen. Ziel ist es, dass die Jugendlichen nach Abschluss der Pflichtschule über ihre Stärken und Interessen Bescheid wissen und über einen fundierten Bildungs- bzw. Berufswunsch verfügen bzw. bei Bedarf die entsprechenden Unterstützungsangebote zielgerichtet nutzen können. Der Talente-Check ist von der Anmeldung über die Buchungen bis hin zu den Unterlagen digital umgesetzt und bietet so ideale Rahmenbedingungen für wertvolle Standortgespräche mit SchülerInnen und Eltern. Die Durchführung des Talente-Check wird durch das Land Vorarlberg mit einem jährlichen Beitrag von rund 800.000 Euro gefördert.
Berufe erleben Vorarlberg
Um einen zeitgemäßen Einstieg in die Berufsorientierung zu ermöglichen und in dieser wichtigen Zeit gut informiert Entscheidungen zu treffen, wurde das Projekt Berufe erleben Vorarlberg als eines der Leuchtturmprojekte der Marke Vorarlberg, entwickelt. Kern des Projekts ist es, Angebote, bei denen Berufe im ganzen Land erlebbar sind, zu bündeln und mit Initiativen wie den Chancentagen oder „ich geh mit“ für die 10- bis 14-jährigen, eigene Angebote zu schaffen, um gut informiert in die Berufswahl zu starten. Auf der Website www.berufeerleben.at, welche sich speziell, aber nicht nur an Schulklassen richtet, können Informationen über alle Berufe, Angebote und Unterrichtsmaterialien zur Berufsorientierung, sowie Spiele und Quiz zum Thema eingesehen werden. Berufe erleben wird durch das Land Vorarlberg und die Wirtschaftskammer Vorarlberg unterstützt.
Knowhow für Bildung und Beruf
Im Projekt Knowhow für Bildung und Beruf geht es darum, speziell an Schulen mit hohem Anteil an SchülerInnen mit migrantischem Hintergrund in einem Setting mit Workshop-Charakter eine gute Berufsorientierung vorzubereiten. Dabei wird auch auf die jeweiligen Hintergründe und evtl. Schwierigkeiten bei der Berufswahl der Jugendlichen eingegangen und ihnen praktische Tipps mitgegeben. Vor allem die Chancen des offenen österreichischen Bildungssystems und speziell auch die Chancen, die das duale Ausbildungsangebot bietet, stehen dabei im besonderen Fokus. 2025 wird der Schwerpunkt darauf liegen, neben den Schulworkshops Realbegegnungsangebote an Unternehmen für Schülerinnen und Schüler unter Einbeziehung der Eltern umzusetzen.
Auch 2025 hohe Lehrstellenförderungen
Mit der Lehrstellenförderung wird die Einstellung von Personen gefördert, die es schwerer haben, eine passende Lehrstelle zu finden. Die Förderung können Unternehmen und Ausbildungseinrichtungen erhalten, wenn sie beispielsweise Mädchen und Frauen in einem Beruf mit geringem Frauenanteil ausbilden, über 18-Jährigen eine Lehrstelle anbieten oder Jugendliche einstellen, die trotz intensiver Bemühungen keine Lehrstelle gefunden haben.
Im Jahr 2024 wurden rund 2,8 Millionen Euro an Lehrstellenförderungen ausbezahlt. Aufgrund der aktuellen Entwicklung auf dem Lehrstellenmarkt wird die Fördersumme mit 2,8 Millionen Euro beibehalten. „Damit können wir weiterhin die berufliche Ausbildung junger Menschen sicherstellen und jene Unternehmen unterstützen, die den Jugendlichen Chancen bieten“, so AMS-Landesgeschäftsführer Bereuter. Die Zahl lehrstellensuchender Jugendlicher ist im Jahresschnitt 2024 auf 291 gestiegen (+74 bzw. +34,1 Prozent im Vergleich zu 2023).
Verhinderung und Abbau von Langzeitbeschäftigungslosigkeit
Non Profit-Organisationen führen im Auftrag des AMS Beschäftigungsprojekte durch und fördern durch die Bereitstellung von Transitarbeitsplätzen die nachhaltige Integration schwer vermittelbarer Personen in den Arbeitsmarkt. Die zeitlich befristeten Beschäftigungsverhältnisse erhöhen die Chancen des Übergangs in ein reguläres Dauerbeschäftigungsverhältnis. Die Trägerorganisationen aqua mühle frastanz soziale dienste gGmbH, INTEGRA Vorarlberg gGmbH, carla Caritas, Kaplan Bonetti gGmbH, pro mente Vorarlberg gGmbH und Dornbirner Jugendwerkstätten setzen die gemeinsam konzipierten Beschäftigungsprojekte um. Im Jahr 2025 können insgesamt 403 Personen so ein befristetes Arbeitsverhältnis eingehen. Das AMS Vorarlberg unterstützt die sozialökonomischen Projekte in Summe mit rund 8,3 Millionen Euro, das Land steuert als Kofinanzierung rund 3,1 Millionen Euro bei.
Dazu kommen die mit 1. April 2023 gestarteten und auf vier Jahre ausgerichteten ESF-Projekte „proaktiv Vorarlberg“ und „ReUse“, die Langzeitbeschäftigungslose bzw. von Langzeitbeschäftigungslosigkeit bedrohte Personen mit erheblichen (multiplen) Vermittlungseinschränkungen Unterstützung beim Ein- bzw. Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt bieten. Im Jahr 2025 werden diese Projekte mit insgesamt rund 1,3 Millionen Euro gefördert. Davon kommen 40 Prozent aus Mitteln des ESF+ Programms Beschäftigung Österreich 2021-2027 und je 30 Prozent aus Mitteln des Landes und des AMS.
„proaktiv Vorarlberg“ verfolgt das Ziel, langzeitbeschäftigungslose Personen durch die Feststellung der Eignung, die Erhöhung der Beschäftigungsfähigkeit sowie die Erweiterung der beruflichen Kompetenzen
1. direkt in den Arbeitsmarkt zu vermitteln,
2. einer Beschäftigung über ein Integrationsleasingmodell in einem Unternehmen oder
3. in ein Arbeitstraining auf den ersten Arbeitsmarkt zu vermitteln, sollte eine Beschäftigung über das Integrationsleasing nicht möglich sein.
Dadurch soll die gezielte Arbeitsmarktintegration von Langzeitbeschäftigungslosen mit erheblichen (multiplen) Vermittlungseinschränkungen und von Langzeitbeschäftigungslosigkeit bedrohten Personen möglich gemacht werden. Das Projekt bietet neben einer anfänglichen Betreuung und gecoachtem Stellensuchen durch erfahrene BeraterInnen auch Einzel- und Gruppenberatungen bzw. Workshops im Zuge einer maßgeschneiderten Vorbereitung auf Beschäftigungsverhältnisse an. Insgesamt werden 2025 rund 800.000 Euro in das Projekt investiert und damit rund 400 Teilnahmen ermöglicht.
„ReUse“ richtet sich an Langzeitbeschäftigungslose mit dem Qualifizierungsschwerpunkt „Sammeln und Wiederverwerten“. Die Teilnehmenden erhalten durch ein zeitlich befristetes Dienstverhältnis über maximal 12 Monate eine praktische und theoretische Qualifizierung im Bereich Re-Use und können mit dem erworbenen Knowhow eine Beschäftigung in Bauhöfen der Gemeinden, in der Abfallwirtschaft und in Reparaturbetrieben finden. Ziel ist die möglichst rasche Vermittlung in den regulären Arbeitsmarkt oder die Übernahme in ein Dienstverhältnis im Rahmen eines Sozialökonomischen Betriebes (SÖB). Insgesamt werden 2025 rund 500.000 Euro in das Projekt investiert und damit rund 50 neue Transitarbeitsplätze geschaffen.
Erhöhung der Beschäftigungschancen durch Lohnkostenförderungen für Unternehmen
Am Arbeitsmarkt benachteiligten Menschen eine Chance zu geben, ist eine zentrale Aufgabe des AMS Vorarlberg. Dabei gilt es gegen Vorurteile zu argumentieren und die Potenziale der Menschen in den Vordergrund zu stellen. Oft hilft auch eine finanzielle Unterstützung, um den ersten Schritt zu setzen, und eine Annäherung zwischen Unternehmen und Arbeitsuchenden zu ermöglichen. Mit der Eingliederungsbeihilfe gibt es für beide Seiten die Möglichkeit, sich über einen bestimmten Zeitraum kennenzulernen, ohne dass die gesamten Personalkosten dafür anfallen. Von der Eingliederungsbeihilfe profitieren neben den Unternehmen vorrangig Wiedereinsteigerinnen, Personen über 50 Jahre sowie Menschen, die über ein Jahr arbeitslos sind. Rund 5,2 Millionen Euro hat das AMS Vorarlberg dafür reserviert, davon entfallen rund 2,5 Millionen auf die Gruppe der über 50-Jährigen.
Die Zahl Langzeitbeschäftigungsloser lag 2024 im Schnitt bei 1.665 Personen. „Mit den attraktiven Lohnkostenförderungen für Unternehmen oder einer vorübergehenden Beschäftigung in einem sozialökonomischen Betrieb wollen wir die Langzeitbeschäftigungslosigkeit weiter niedrig halten“, informiert Bereuter. Zur Förderung der Integration der Langzeitbeschäftigungslosen in den Arbeitsmarkt werden 1,2 Millionen Euro für Eingliederungsbeihilfen zur Verfügung gestellt.
Arbeitsplatznahe Qualifizierungen
Eine solide, fachorientierte Ausbildung fördert nicht nur die berufliche Entwicklung des Einzelnen, sondern bringt den Unternehmen auch die dringend gesuchten Fachkräfte. Das AMS Vorarlberg bietet mehrere duale Ausbildungsmodelle, die auf die konkreten Anforderungen der Unternehmen hin entwickelt wurden und so den Arbeitsuchenden eine praxisnahe Qualifizierung ermöglichen. „Wir bauen jene arbeitsmarktpolitischen Instrumente aus, die zu einer Fachkräfteausbildung führen oder eine betriebsnahe Qualifizierung ermöglichen“, teilt der AMS-Landesgeschäftsführer mit. Dazu zählen unter anderem das Projekt „Chance“, die connexia Implacementstiftung Betreuung und Pflege, die „Zukunftsstiftung Vorarlberg“, die Umweltstiftung, das Programm FIT (Frauen in Handwerk und Technik), der „Campus Metalltechnik“ und die Förderung Bauhandwerkerschule.
Mit diesen Ausbildungsangeboten wird ein wichtiger Beitrag zur Besetzung der offenen Fachkräftestellen geleistet. Insbesondere werden Land und AMS Qualifizierungsschwerpunkte in Zukunftsfeldern wie Metall, Elektro, IT, Umwelt, Pflege sowie Gesundheit und Soziales setzen. Auf diese Weise wird gemeinsam ein wichtiger Beitrag zur Bewältigung des qualifikatorischen Strukturwandels sowie zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit durch Qualifizierung geleistet. Für alle Qualifizierungsaktivitäten inklusive der Beiträge zur Deckung des Lebensunterhaltes während der Ausbildung stellt das AMS 2025 knapp 22,5 Millionen Euro bereit.
Flüchtlinge für den Arbeitsmarkt fit machen
Zur besseren Integration und Erhöhung der Beschäftigungsquote von bleibeberechtigten Flüchtlingen mit geringen Sprachkenntnissen wurde mit 1. April 2023 das ESF-Projekt „Work 1st“ mit der Dauer von zwei Jahren plus zwei Jahren Verlängerungsoption gestartet. Neu hinzugekommen ist im Frühjahr 2024 das Projekt „ReStart: leben und arbeiten in Vorarlberg“, das ebenfalls mit Fördermitteln des ESF kofinanziert wird.
Bei „Work 1st“ erhalten Menschen mit geringen Deutschkenntnissen Qualifizierungs- und Spracherwerb in einem. Ziele des Projekts sind die praxisorientierte Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt, die Verbesserung der Deutschkenntnisse on-the-job und die Vermittlung an einen Arbeitsplatz. Je nach Betreuungsbedarf erfolgt der Eintritt in die Beschäftigung durch eine direkte Vermittlung in den regulären Arbeitsmarkt oder durch ein Dienstverhältnis im Rahmen eines Sozialökonomischen Betriebs bis max. 12 Monate. Arbeitsmarkthürden werden abgebaut und Arbeitssuchende werden sowohl fachlich als auch sprachlich qualifiziert. 2025 werden für „Work 1st“ insgesamt 725.000 Euro investiert und damit rund 36 neue Transitarbeitsplätze geschaffen.
„ReStart: leben und arbeiten in Vorarlberg“ öffnet bildungsfernen Flüchtlingen ohne Arbeitsmarktintegration und mit Sprachkenntnissen ab Level A1 die Tür zu einem breiten Kurs- und Beratungsangebot. Damit werden Flüchtlinge beim Kennenlernen der Region unterstützt, um ihre Integration zu fördern. Sie können sich mit Behörden und Beratungsstellen vernetzen, Basiskenntnisse für Alltagsleben und Beruf erwerben, Sprachkenntnisse verbessern und mathematische bzw. IT-Grundkenntnisse erweitern. Um den Einstieg ins Berufsleben zu erleichtern, werden die Teilnehmenden bei Bewerbungsaktivitäten unterstützt und Arbeitstrainings in Unternehmen der Region ermöglicht. Ziel ist, die Integration von bleibeberechtigten Flüchtlingen und Vertriebenen zu forcieren und sie an das (Arbeits-)Leben in Vorarlberg heranzuführen. 2025 wird das Projekt mit 84 Teilnehmenden durchgeführt und mit insgesamt 400.000 Euro gefördert.
Im Jahr 2025 wird auch das Projekt „Kompetenzzentrum Spracherwerb“ für insgesamt 825 beim AMS vorgemerkte Personen angeboten. Ziel ist es, die Teilnehmenden in der deutschen Sprache für die Sprachlevel A1, A2 und B1 zu qualifizieren und auf eine erfolgreiche Arbeitsuche oder Weiterbildung vorzubereiten. Insgesamt stellen AMS und Land für dieses Projekt rund 1,5 Million Euro bereit.
Arbeitsmarkt – Ausblick 2025
Nach einem Jahr mit stagnierendem bzw. schrumpfendem Wirtschaftswachstum gehen die Prognoseinstitute von sehr moderaten Wachstumsimpulsen für das Jahr 2025 aus. Vor diesem Hintergrund rechnen wir für Vorarlberg mit einem minimalen Beschäftigungswachstum von lediglich 0,1 Prozent. Insbesondere in der Bauwirtschaft und der Sachgütererzeugung (Industrie) wird die Personalnachfrage vermutlich noch weiter zurückgehen und damit die Arbeitslosenzahlen weiter ansteigen. Im Jahresdurchschnitt 2025 erwarten wir einen Anstieg der Arbeitslosigkeit von rund 500 Personen (+4,9 Prozent).
"Trotz der noch schwachen Konjunktur und steigender Arbeitslosigkeit wird der Arbeitskräftemangel weiter ein Thema bleiben", ist sich AMS-Landesgeschäftsführer Bereuter sicher. Die Nachfrage nach Arbeitskräften ohne Ausbildungsabschluss wird künftig weiter sinken, während die Beschäftigung in mittleren und höheren Qualifikationssegmenten zunimmt.
„Wir setzen daher verstärkt auf Ausbildung und Qualifizierung, um die Arbeitslosigkeit bei Personen ohne Ausbildungsabschluss zu senken. Durch den Ausbau unserer Angebote für Fachkräfteausbildungen leisten wir einen wichtigen Beitrag zur Besetzung der offenen Stellen“, ist der AMS-Landesgeschäftsführer überzeugt.
- Redaktion
- Thomas Mair