Medieninformation Dienstag, 18.02.2025, 15:08 20 Jahre nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2005 – Maßnahmen und Konsequenzen Jahres-Investitionsprogramm im Bereich Wasserwirtschaft im Land Vorarlberg – RHESI steht kurz vor dem UVP-Verfahren
Das Jahrhundert-Hochwasser vom August 2005 hat nahezu im gesamten Land Vorarlberg schwere Schäden verursacht. Die Gesamtschadenssumme lag bei rund 190 Millionen Euro. Diese Katastrophe jährt sich heuer zum 20. Mal. „Seit damals ist sehr viel geschehen“, informieren Landeshauptmann Markus Wallner und Wasserlandesrat Christian Gantner: „Gemeinden, Städte und Wasserverbände haben gemeinsam mit Unterstützung von Land und Bund rund 670 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert.“ An der Bregenzerach wurden 56 Millionen Euro und an der Ill 64 Millionen Euro investiert. Ebenso wurden alle strategischen Maßnahmen des „Integralen Hochwasserschutz“ konsequent weiterverfolgt. „Landesweit wurden im Durchschnitt jährlich 33,5 Millionen Euro in den Hochwasserschutz investiert“, sagt der Landeshauptmann. Das Projekt zum Ausbau des Alpenrhein RHESI steht kurz vor dem UVP-Verfahren.
Auch im Jahr 2025 stehen wichtige Investitionen im gesamten Bereich der Wasserwirtschaft an. Die Gesamtsumme der Investitionen der Gemeinden und Städte in der Wasserversorgung, der Abwasserentsorgung, im Schutzwasserbau und in der Wildbach- und Lawinenverbauung liegt bei 90 Millionen Euro. Davon trägt das Land rund 17,1 Millionen Euro bei.
Enorme Investitionen von Gemeinden, Städten und Verbänden in Schutzmaßnahmen in den letzten 20 Jahren
In den letzten 20 Jahren wurde konsequent an der Umsetzung der Hochwasserschutzmaßnahmen gearbeitet. Priorität hatten die Haupt-Schadensgebiete der Katastrophe von 2005 im Bregenzerwald, in Lech, im Montafon und an der Ill. Auf Grundlage der Gefahrenzonenpläne und der Schadenpotentiale folgten rasch weitere Projekte im gesamten Landesgebiet.
In den letzten 20 Jahren ereigneten sich neben zahlreichen kleinen, lokalen Überflutungen aufgrund von Starkregen auch größere, regionale Hochwasser, erinnert Landesrat Gantner: August 2006 im Rheintal, Juli 2010 im Leiblachtal und Vorderwald, Mai und Juni 2013 im Einzugsgebiet Dornbirnerach, Bregenzerach und Leiblach, Juni 2016 am Rhein, August 2022 im Rheintal und am Pfänderstock und im Juni 2024 an der Leiblach. Diese zeigten auch weitere Schwachstellen des Hochwasserschutzes und notwendige Maßnahmen auf – Gantner: „Sie zeigten aber auch immer, dass bereits umgesetzte Maßnahmen sehr positiv gewirkt und noch größeren Schaden verhindert haben.“
Investition 2005 bis 2024:
Summe Investitionen in Hochwasserschutz im gesamten Landesgebiet:
670,6 Millionen Euro, davon 162,4 Millionen Euro Landesmittel
Im Mittel pro Jahr rund 33,5 Millionen Euro Investition
Investitionen an den Hauptgewässern Ill und Bregenzerach:
Summe Investitionen an der Ill: 64 Millionen Euro,
Summe Investitionen an der Bregenzerach: 56 Millionen Euro
Übersicht der wichtigsten Maßnahmen im gesamten Landesgebiet: Tabelle und Karte siehe Anlage
Alpenrhein – Projekt RHESI steht vor der UVP-Einreichung
Das wichtigste Hochwasserschutzprojekt für das Land Vorarlberg ist das Projekt zum Ausbau des Alpenrheins (RHESI), das von der Internationalen Rheinregulierung betrieben wird. Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrags und den erfolgreichen Abstimmungen in den Parlamenten in Österreich und in der Schweiz wird die Ratifizierung im heurigen Jahr 2025 abgeschlossen. „Die Umsetzung des Projektes ist von sehr großer Bedeutung für die Bevölkerung und die Wirtschaft in Vorarlberg. Wir hoffen nun nach dem Abschluss des Staatsvertrages auf die rasche Einreichung zum UVP-Verfahren und dann auf eine rasche Genehmigung“, hält Landeshauptmann Wallner einmal mehr fest. Die UVP-Einreichung ist bis Ende des Jahres 2025 vorgesehen.
Hochwasserschutz und Gewässerökologie – keine Gegensätze
Im Rahmen der Hochwasserschutzprojekte wurden wo immer möglich auch Verbesserungen der Gewässerökologie umgesetzt. Zusätzlich wurden „reine“ Renaturierungsmaßnahmen mit dem Ziel der ökologischen Verbesserung des Gewässerlebensraumes umgesetzt. Diese unterstützen auch immer die Ziele des Hochwasserschutzes, da dem Gewässer mehr Raum zur Verfügung gestellt wird. Die Gesamtinvestitionen der letzten 20 Jahre in „reine“ Renaturierungsmaßnahmen betragen rund 31 Millionen Euro, davon sind 9,5 Millionen Euro Landesmittel.
Die Strategie des Landes – der integrale Hochwasserschutz
Absoluter Schutz vor Naturgefahren ist nicht möglich. Doch mit einem Zusammenspiel an aktiven und passiven Maßnahmen können die Risiken minimiert werden und die Qualität des Hochwasserschutzes insgesamt wesentlich verbessert werden. Diese werden in der Strategie des „integralen Hochwasserschutzes“ zusammengefasst, die vom Land in der Wasserwirtschaftsstrategie definiert ist. Die Maßnahmen des integralen Hochwasserschutzes reichen von der räumlichen Vorsorge, über den Schutzwasserbau, Eigenvorsorge und Objektschutz bis hin zum Katastrophenschutz.
Integraler Hochwasserschutz heißt neben dem Ausbau der Gewässer auch Maßnahmen in der Raumplanung im privaten Objektschutz und im Katastrophenschutz voranzutreiben und konkret umzusetzen.
- Im Bereich der räumlichen Vorsorge wurde mit der „Blauzone Rheintal“ österreichweit einzigartig eine große Freihaltefläche für den Hochwasserschutz geschaffen. Grundlage dafür waren die HQ300-Überflutungsbereiche aller Gewässer, inkl. Rhein. Es sind also natürliche Überflutungsflächen oder Flächen, die zukünftige für Hochwasserschutzprojekte (wie auch Retentionsflächen) nötig sind. Auch in der örtlichen Raumplanung werden die in den Gefahrenzonenplänen ausgewiesenen Überflutungsflächen berücksichtigt.
- Ein sehr wichtiges Element ist die private Vorsorge. Mit günstigen Maßnahmen kann bei einem Einfamilienhaus oder bei einem Betriebsgebäude großer Schaden verhindert werden. Bei allen Anstrengungen der öffentlichen Hand kann es keinen hundertprozentigen Schutz geben. Wichtig ist die gute Information und Bewusstseinsbildung bei der Bevölkerung. Dafür gibt es die Gefahrenzonenpläne, die bei den Gemeinden aufliegen, oder auch die Information über die Plattform HORA.
- Im Bereich Katastrophenschutz und Katastrophenbekämpfung ist Vorarlberg sehr vorbildlich aufgestellt. Unsere Hilfs- und Rettungsorganisationen, wie die Feuerwehren, das Rote Kreuz, der Samariterbund, die Bergrettung und die Wasserrettung, haben bereits wiederholt ihre Leistungsfähigkeit und ihre Professionalität unter Beweis gestellt. Die Vorarlberger Bevölkerung kann sich auf die bestens funktionierenden Hilfs- und Rettungs- und Einsatzorganisationen verlassen
Nachhaltiger Schutzwasserbau:
Im Bereich der Wasserwirtschaft wird seit dem Hochwasser 2005 konsequent an der Umsetzung dieser nachhaltigen Schutzstrategie gearbeitet.
Dazu gehören folgende Schwerpunkte:
- Konsequente Ausweisung von Gefahrenzonen und Risikobereichen
- Schaffung von mehr Raum für Flüsse und Bäche
- Moderner Hochwasserschutz schafft auch ökologische Verbesserungen
- Keine hundertprozentige Sicherheit: Trotz aller Bemühungen im Rahmen des Integralen Hochwasserschutzes ist die Natur nicht vollkommen beherrschbar. Aber durch die Anstrengung vieler ist das Risiko auf ein erträgliches Maß minimierbar. Hochwasserschutz ist eine permanente Aufgabe für Bund, Land, Gemeinden und alle Bürgerinnen und Bürger.
Anpassung an den Klimawandel
Die Klimawandelanpassung ist ein wichtiges Thema der Wasserwirtschaftsstrategie des Landes. Aktuell wird vom Bund in Abstimmung mit den Ländern auch wieder die Grundlagenstudie zu den erwartbaren Auswirkungen aktualisiert. Es geht hier mitunter auch um die Auswirkungen von längeren Hitze- und Trockenperioden.
Eine der wesentlichen Auswirkungen in Vorarlberg ist die Zunahme von kleinräumigen Starkregenereignissen. Das erleben wir konkret in den letzten Jahren. Sie führen zur Überlastung der Siedlungsentwässerung und zu Überflutungen von kleinen Gerinnen. Auch zu Hangrutschungen und Murgängen. Bei der Bemessung der Abflussprofile sind die erforderlichen Sicherheiten zu berücksichtigen wie: Geschiebeanlandungen an der Sohle, Freibord zur Verhinderung von Verklausungen. Die Wildbach- und Lawinenverbauung berücksichtigt zusätzlich noch einen hohen Geschiebeanteil bei ihren Wildbächen.
Immer häufigere Extremwetterereignisse erfordern eine kontinuierliche Stärkung der Investitionen in den Hochwasserschutz.
Wichtigste Schutzprojekte im Jahr 2025
Im Zuständigkeitsbereich Wasserwirtschaft – Land: (Zahlen gerundet)
Hochwasserschutzmaßnahmen in Bau (mit Gesamtkosten)
Emmebach, Götzis, Rückhaltebecken Örfla, 6,4 Millionen Euro
Gillbach, Altach u. Götzis, Hochwasserschutz BA01, 950.000 Euro
Ill, Feldkirch, HW-Schutz, WV Ill-Walgau, 26,4 Millionen Euro
Ruggbach, Hörbranz, 7,8 Millionen Euro
Schwarzbach, Thüringen-Bludesch, Entlastungsleitung, 12,8 Millionen Euro
Hochwasserschutzmaßnahmen Baubeginn voraussichtlich 2025
Eulentobelbach, Wolfurt, Hochwasserschutz, 1 Million Euro
Luxerbach, Kennelbach, Hochwasserschutz, 2,5 Millionen Euro
Winklagraben, Koblach, Retentionsbecken Birken, 800.000 Euro
Renaturierungsprojekte:
Bolgenach, Hittisau, Verbesserung Sohlrampe Biberstein, 850.000 Euro
Bundesgewässer (100% Bundesförderung, keine Landesmittel)
Dornbirnerach, Mündung Bodensee bis Rheintalbinnenkanal, 15,6 Millionen Euro
Lustenauerkanal, Lustenau, Strukturierung u. Aufweitung, 5,7 Millionen Euro
Spirsbach, Strukturierung u. Aufweitung, 5,3 Millionen Euro
Im Zuständigkeitsbereich der Wildbachverbauung:
Gweillawine, Gemeinde St. Gallenkirch, 15 Millionen Euro
Mühlbach, Gemeinde Nüziders, 3,5 Millionen Euro
Flächenwirtschaftliches Projekt Hochtannberg, Gemeinde Schröcken, 9,9 Millionen Euro
Eplisgehrbach/Rutschung Hochreute, Marktgemeinde Hörbranz, 4,6 Millionen Euro
Rellsbach, Gemeinde Vandans, 4,3 Millionen Euro
Investitionsschwerpunkte in weiteren Bereichen der Wasserwirtschaft 2025:
Abschließend informieren wir noch über die Schwerpunkt 2025 in den weiteren Investitionsbereichen der Wasserwirtschaft:
Wasserversorgung
Im Bereich der Wasserversorgung sind Investitionen von rund 20,5 Millionen Euro erwartbar, davon betragen die Landesmittel 2,75 Millionen Euro. Die wichtigsten Projekte im laufenden Jahr sind (mit Gesamtkosten):
- Gruppenwasserversorgung Vorderland: Hochbehälter und Transportleitung Birken (2,5 Millionen Euro)
- Gruppenwasserversorgung Vorderland: Wasserleitungsneuerrichtungen BA 16 (2,4 Millionen Euro)
- Marktgemeinde Lustenau: Grundwasserbrunnen und Tiefbehälter (10,2 Millionen Euro)
- Trinkwasserverband Mittlerer Walgau: Wasserversorgungsanlage BA 01 (3,1 Millionen Euro)
- Stadt Bludenz: Erweiterung der Wasserversorgungsanlage und Sanierung des Grundwasserpumpwerkes Brunnenfeld in Bludenz (2,9 Millionen Euro)
- Gemeinde Koblach: Erweiterung der Wasserversorgungsanlage BA 13 (1,4 Millionen Euro)
- Gemeinde Damüls: Errichtung und Sanierung vom Hochbehälter und Pumpwerk Kirchdorf (1,4 Millionen Euro)
- Gemeinde Lech: Erweiterung Rüfikopf (1,3 Millionen Euro)
- Marktgemeinde Lustenau: Erneuerung der Transportleitung Gebiet Hohenemserstraße (1,6 Millionen Euro)
- Wassergenossenschaft Sulzberg Kirchdorf: Erneuerung Pumpleitung Hütter bis Hinterberg (500.000 Euro)
Abwasserentsorgung
Im Bereich der Abwasserentsorgung sind Investitionen von rund 19,8 Millionen Euro erwartbar, davon betragen die Landesmittel Euro 2,57 Millionen Euro. Die wichtigsten Projekte im laufenden Jahr sind (mit Gesamtkosten):
- Abwasserverband Walgau: Anpassung und Sanierung der Kläranlage Walgau (12,6 Millionen Euro)
- Gemeinde Mittelberg: Sanierung des Hauptsammelkanales (1,6 Millionen Euro)
- Stadt Bregenz: Anpassung und Sanierung der Abwasserpumpwerke samt Notstromversorgung (8 Millionen Euro)
- Gemeinde Gaschurn: Kanalerschließung Tafamunt (700.000 Euro)
- Stadt Feldkirch: Kanalsanierung im Bereich Montfortbrücke (300.000 Euro)
Alle Projekte der Wasserver- und -entsorgung werden auch aus Mitteln des Bundes gefördert.
- Redaktion
- Thomas Mair
Pressebilder
-
20 Jahre nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2005 – Maßnahmen und Konsequenzen
Download (JPG / 3,1 MB)
© Land Vorarlberg/7PRO.TV -
20 Jahre nach dem Jahrhundert-Hochwasser 2005 – Maßnahmen und Konsequenzen
Download (JPG / 1,9 MB)
© Land Vorarlberg/7PRO.TV