Medieninformation Freitag, 19.09.2025, 11:18
„Demenz – Mensch sein und bleiben“
mit vielfältigen Teilhabeangeboten in Vorarlberg
Aktion Demenz setzt auf möglichst lange währende Normalität und Teilhabe am gesellschaftlichen Leben
Der Welt-Alzheimertag am Sonntag (21. September) steht unter dem Motto „Demenz – Mensch sein und bleiben!“. Die demografische Entwicklung mit einer älter werdenden Gesellschaft macht es zunehmend wichtiger, auch im hohen Alter möglichst lange im häuslichen Umfeld verbleiben zu können. Für Menschen mit Demenz schafft die Aktion Demenz seit 17 Jahren ein sensibilisiertes Umfeld in den Gemeinden und eine wachsende Anzahl von Teilhabe-Angeboten. Eine Demenz-Diagnose bedeutet nicht, dass das normale Leben gänzlich aufhört – Begegnung, Lebensfreude, Austausch und Anregungen können helfen, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen.
Prognosen gehen davon aus, dass sich österreichweit die Zahl von Menschen mit Demenz bis 2050 verdoppeln wird. In Österreich geht man derzeit von etwa 170.000 Menschen mit einer Demenzdiagnose aus, auf Vorarlberg umgerechnet bedeutet das, eine demenzielle Erkrankung betrifft circa 7.600 Menschen. Die Aktion Demenz hat in den 17 Jahren ihres Bestehens mit vielen unkonventionellen Initiativen und gezielter Sensibilisierungsarbeit dafür gesorgt, dass über Demenz geredet wird und die Diagnose auf ein verständnisvolleres Umfeld trifft.
Die meisten Menschen mit Demenz werden zu Hause von Angehörigen betreut und gepflegt. „Häusliche Betreuung und Pflege ist alles andere als selbstverständlich. Die Angehörigen sind stark gefordert, stellen Zeit und Hingabe zur Verfügung und verdienen unsere größte Wertschätzung. Die Aktion Demenz spielt hierbei eine wichtige Rolle bei der Sensibilisierung in den Gemeinden“, betont Soziallandesrätin Martina Rüscher.
Die Aktion Demenz startete im Jahr 2008 mit etwa zehn Gemeinden, heute sind es 53 – sie alle werden unterstützt in ihrem Bemühen, ein demenzfreundliches Umfeld zu schaffen. Die Aktion Demenz Gemeinden Vorarlbergs sind Orte der Sensibilisierung der Bevölkerung, damit sich Menschen vor und insbesondere nach der Demenz-Diagnose weiterhin akzeptiert und aufgehoben fühlen. Hier finden Teilhabeangebote wie besondere Konzerte für Menschen mit Demenz, kulturelle Erlebnisse wie die Museumsführungen und die wöchentlich stattfindenden Demenz-Cafés statt.
Treffpunkt Demenz-Café in zehn Gemeinden
Die wachsende Anzahl der Demenz-Cafés ist eine der Erfolgsgeschichten der Aktion Demenz. Im Jahr 2020 startete das erste Demenz-Café in Lustenau. Inzwischen haben zehn Demenz-Cafés, die ausschließlich für Menschen mit Demenz geöffnet haben, ihre Türen geöffnet. Das bedeutet, es treffen sich wöchentlich circa 300 Betroffene zum geselligen Beisammensein – ein Zeichen für die Normalisierung und für erfolgreiche Sensibilisierungsarbeit der Aktion Demenz. Erkennbar ist das auch daran, dass die Bezeichnung „Demenz“ in der Namensgebung keine Hürde mehr darstellt – was der Sensibilisierung für die früher so stark stigmatisierte Krankheit in die Hände spielt.
In den Demenz-Cafés treffen sich Menschen mit Demenz zu Kaffee und Kuchen. Was vielleicht einfach klingt, ist eine große Errungenschaft: Betroffene, die sich ohne ihre Angehörigen zum geselligen Beisammensein einfinden, ihre eigenen Themen besprechen, alte Erinnerungen aufleben lassen und dabei Selbstbestimmung und Normalität erleben, treten dabei aus der inneren Isolation heraus. Dieser niederschwellige und selbstverständliche Ort für Teilhabe bringt soziale Kontakte, man trifft alte Bekannte und bleibt informiert, was im eigenen Ort geschieht. Man ist und bleibt Teil des gesellschaftlichen Lebens: ein wesentlicher Aspekt für ein gelungenes Leben mit und ohne Demenz.
„Hier kann ich sein, wie ich bin“, ist die Aussage eines Betroffenen, der seit Beginn Stammgast im Demenz-Café Lustenau ist – Erich Bösch (93 Jahre alt) rief in der Radiosendung Neues bei Neustädter zum Thema Demenz-Café 2023 an, um die Wichtigkeit dieses Angebots zu betonen. „Das erste Mal war so toll! Ich traf Bekannte, die ich schon lange nicht mehr gesehen habe. Alle sind ein bisschen vergesslich, der Umgangston ist sehr angenehm. Ich trainiere auch im Café, zum Beispiel, ob ich die Namen noch weiß, und das tut mir gut.“ Für den Herbst 2025 sind vier weitere Demenz-Cafés geplant, in Wolfurt, Feldkirch, Dornbirn und Hard.
Bestehende Demenz-Cafés in Vorarlberg:
• Lustenau 2 Mal wöchentlich
• Bregenz 2 Mal wöchentlich
• Lauterach wöchentlich
• Höchst wöchentlich
• Bludenz wöchentlich
• Leiblachtal wöchentlich
• Rankweil wöchentlich
• Hinterwald wöchentlich
• Andelsbuch wöchentlich
• Hohenems wöchentlich
Mehr Informationen zu den Demenz-Cafés sind zu finden unter:
https://www.aktion-demenz.at/teilhabe-fuer-menschen-mit-demenz/
Kindgerechtes Lernen über Demenz
Ein weiteres Highlight der Aktion Demenz des vergangenen Jahres ist die Erweiterung des Schulungsangebotes für Volksschulkinder. Schon die Kleinsten sind häufig mit dem Erleben einer demenziellen Entwicklung in der Familie konfrontiert. Eine kurzweilige interaktive Unterrichtsstunde vermittelt den Kindern anhand des Kinderbuches „Mein Opa sitzt in einem Zeitreisemobil“ die Hintergründe der Demenz auf kindgerechte Art und stärkt sie im Umgang mit einem Familienangehörigen, der zunehmend orientierungslos wirkt. Die Kinder bekommen alle das Buch mit nach Hause, dort geschieht in vielen Fällen noch einmal ein wichtiger Informationsfluss an die Erwachsenen.
Seit dem Jahr 2015 werden Unterrichtseinheiten zur Demenzaufklärung in den Volksschulen und Mittelschulen durch Ehrenamtliche in den Gemeinden durchgeführt. Seit Herbst 2024 wird dieses Angebot mit Unterstützung der Landesregierung deutlich ausgeweitet, wodurch die Anzahl der Workshops in den Schulen stark gestiegen ist. Allein im ersten Halbjahr 2025 konnten in circa 70 Workshops über 1.600 Kinder erreicht werden – diese Kinder sind schon von klein auf gut informiert und für die Bedürfnisse von Menschen mit Demenz sensibilisiert. Sie sind die Erwachsenen von morgen, die bereits ein fundiertes Wissen um diese Erkrankung mitbekommen haben. Im Herbst geht das Programm an den Volksschulen weiter.
Vorträge, Schulungen und Orientierungsgespräche
Jährlich finden im Rahmen der Aktion Demenz seit ihrem Bestehen an die 25 bis 30 Vorträge oder Schulungen für betroffene Familien statt. Diese reichen von Büchereiabenden und Filmreihen mit anschließendem Expertengespräch bis zum klassischen Vortrag mit der Möglichkeit, im Anschluss Fragen zu stellen. Seit dem Jahr 2020 bietet die Aktion Demenz den betroffenen Familien zudem Orientierungsgespräche an, die auf Wunsche auch an Randzeiten und im häuslichen Umfeld stattfinden. Jährlich lassen sich so über 100 Familien beraten, um kompetente Entscheidungen treffen zu können oder den Umgang mit herausfordernden Situationen zu verbessern.
Polizeischulungen in Vorarlberg
Seit 2014 werden in Vorarlberg jährlich circa 60 bis 65 angehende Polizei-Schülerinnen und Schüler im Umgang mit Menschen mit Demenz geschult. Das bedeutet, dass seit elf Jahren über 700 ausgebildete Polizistinnen und Polizisten im öffentlichen Raum für das Thema sensibilisiert sind und kompetent auf schwierige Situationen reagieren können.
„Mensch sein und bleiben“
Die Highlights rund um den Weltalzheimertag 2025 orientieren sich gemäß dem Motto „Mensch sein und bleiben“ an den Möglichkeiten, Kultur, Identität und Freude zu erleben.
Ein Theaterschwerpunkt zum Thema Demenz findet seinen Auftakt bereits am Samstag, den 20. September, im Kulturbahnhof Andelsbuch um 20:00 Uhr mit der szenischen Lesung des Romans von Arno Geiger „Der alte König im Exil“. Das Theater Kosmos in Bregenz zeigt am Sonntag „Die Akte Auguste D.“ über die ersten Gespräche von Dr. Alois Alzheimer mit seiner Patientin und im Anschluss „Der alte König im Exil“ – möglich ist auch ein Kombiticket für die beiden szenischen Lesungen mit einer kleinen Erfrischung während der Pause. Diese Aufführung wird noch einmal am 10. Oktober im Vereinshaus Göfis gezeigt.
Im Herbst 2025 erweitert sich das bestehende Angebot der Museumsführungen für Menschen mit Demenz um zwei neue, spannende Häuser. Die Sammlung Hans Bäumler Arche Noah Kunst und Kultur sowie das Frauenmuseum Hittisau öffnen ihre Türen für Kunstführungen durch ihre Ausstellungen – speziell für Betroffene und deren Begleitpersonen. Die bisherigen Museen sind das Kunsthaus Bregenz, das vorarlberg museum und die inatura in Dornbirn – diese bleiben natürlich ebenfalls bestehen.
Zu Beginn des Jahres 2026 startet eine experimentelle Theatergruppe unter Beteiligung von Menschen mit Demenz. Dagmar Ullmann-Bautz ist eine erfahrene Theaterregisseurin und eine Expertin der Begleitung von Menschen mit Demenz. Sie wird die Arbeit mit den Betroffenen leiten, dabei steht weniger das Ziel einer Aufführung im Vordergrund als vielmehr Spielfreude und Kreativität – wie auch das gemeinsame Tun mit anderen Schauspielenden. Wer sich angesprochen fühlt, bitte unter info@aktion-demenz.at nachfragen, genauere Auskünfte folgen in Kürze.
Im Rahmen einer neuen Kooperation mit der Musikschule Bregenz werden die Musikkuriere ihr Angebot für Live-Konzerte zu Hause erweitern können. Die jugendlichen Musikkuriere bringen hochwertige kleine Live-Konzerte in die Wohnzimmer von Menschen, die zu Hause betreut werden und nicht mehr so gut in ein Konzert gehen können. Sie sind eine wichtige Quelle für Freude und Abwechslung im Alltag und machen dabei selbst wichtige Erfahrungen in der Begegnung mit älteren Menschen. Sie spielen kostenlos, auch hier bitte unter info@aktion-demenz.at anfragen.
Eine bereits bewährte Filmreihe zeigt Spielfilme zum Thema Demenz mit einem anschließenden Gesprächsangebot durch ExpertInnen. Daran beteiligen sich im Herbst 2025 fünf Gemeinden. Die Reihe hat bereits am 17. September begonnen und endet am 17. November im Alten Kino in Rankweil mit dem Film „Memory“.
Alle Informationen sind zu finden unter: www.aktion-demenz.at
All diese Veranstaltungen und die offenen Türen für Betroffene sind dank dem Engagement der Verantwortlichen in den Aktion Demenz Gemeinden möglich. Sie arbeiten eng mit der landesweiten Projektstelle der Aktion Demenz der connexia zusammen und schaffen gemeinsam einen Mehrwert in der Gesellschaft – besonders für Betroffene und ihre Angehörigen.
Veranstaltungen rund um den Weltalzheimertag:
• Samstag, 20. September, 20:00 Uhr – kulturverein bahnhof Andelsbuch
Theater: Der alte König in seinem Exil
• Sonntag, 21. September, 15:00 Uhr – Theater Kosmos Bregenz
Theater: Die Akte der Auguste D
• Sonntag, 21. September, 17:00 Uhr – Theater Kosmos Bregenz
Theater: Der alte König in seinem Exil
• Dienstag, 23. September, 19:00 Uhr – Kinothek Lustenau
Film: Für dich dreh ich die Zeit zurück | Referent: Dr. Albert Lingg
• Freitag, 10. Oktober, 20:00 Uhr – Vereinshaus Göfis
Theater: Der alte König in seinem Exil
• Mittwoch, 29. Oktober, 19:00 Uhr – Vereinshaus Lauterach
Film: Die Vergesslichkeit der Eichhörnchen | Referentinnen: DGKP Pia Halbeisen, DGKP Nadja Dremel
• Montag, 17. November, 15:00 Uhr – Altes Kino Rankweil
Film: Memory
Legende:
• Der alte König in seinem Exil
Szenische Lesung des Theaters am Tisch mit Akkordeon
Beteiligte: Hans Rudolf Spühler, Marcus Schäfer (Lesung), Willi Häne (Musik)
• Die Akte der Auguste D
Gespräche von Alois Alzheimer mit seiner ersten Patientin Auguste D
Szenische Lesung: Ulrike Hofmann-Paul, Basil Dorn
- Redaktion
- Landespressestelle
Pressebilder
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Landesrätin Martina Rüscher und Leiterin der Aktion Demenz , Connexia, Daniela Egger
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