Medieninformation Samstag, 28.01.2023, 10:06 Alt-Landeshauptmann Martin Purtscher verstorben LH Wallner und LTP Sonderegger lobten Purtschers vielschichtige Verdienste: „Staatsmännischer Wegbereiter nach Europa, Weichensteller für die heimische Energiepolitik, erfolgreicher Standortpolitiker“
Thüringen/Bregenz (VLK) – Martin Purtscher, Vorarlbergs Landeshauptmann von 1987 bis 1997 und Landtagspräsident von 1974 bis 1987, ist am 27. Jänner nachts im 95. Lebensjahr verstorben. In einer ersten Stellungnahme würdigten Landeshauptmann Markus Wallner und Landtagspräsident Harald Sonderegger Purtschers langjähriges politisches Wirken und seine umfassenden Verdienste für das Land und seine Bevölkerung. Landeshauptmann Wallner erinnerte: „Er war ein überzeugter Europäer, der in staatsmännischer Manier den Weg Österreichs in die Europäische Union stark mitgeprägt hat. Zudem hat sich Martin Purtscher große Verdienste um die heimische Energiewirtschaft erworben und maßgeblich am soliden Fundament mitgebaut, auf das sich Vorarlbergs heutiger Erfolg stützt.“
Die Ära Purtscher umfasste zahlreiche Weichenstellungen, die sich bis heute positiv auf den Wirtschaftsstandort und die Lebensqualität in Vorarlberg auswirken, erinnert LH Wallner. Eine maßgebliche Errungenschaft war zum Beispiel die Sicherung der Gründerrechte des Landes Vorarlberg an den Vorarlberger Illwerken sowie der Erwerb der Aktienmehrheit am Unternehmen. Wallner: "Das war ein äußerst wichtiger Schritt für Vorarlbergs energiepolitische Eigenständigkeit und ist noch heute die Grundlage dafür, dass wir mit Nachdruck das Ziel der Energieautonomie 2050 ernsthaft verfolgen können".
Vorausschauende Weitsicht und kreative Gestaltungskraft
Seine Erfahrung als Manager in der Privatwirtschaft übersetzte Purtscher in eine erfolgreiche Standortpolitik. Aber auch in der Gesundheits- und Sozialpolitik wurde mit dem Familienzuschuss, dem Pflegezuschuss und einer leistungsorientierten Spitalsfinanzierung ein zukunftsweisender Weg beschritten. LH Wallner: "Das politische Handeln war von vorausschauender Weitsicht und kreativer Gestaltungskraft geprägt. Purtscher hat sich unter der Devise 'mit Herz und Verstand für unser Land' stets verantwortungsvoll und engagiert in den Dienst der Vorarlberger Bevölkerung gestellt".
Überzeugter Europäer
Als Landeshauptmann von staatsmännischem Format richtete Purtscher seinen Blick über die Landesgrenzen Vorarlbergs hinaus. Der europäische Einigungsprozess war ihm seit jeher eine Herzensangelegenheit und so war er als Vorsitzender der ÖVP-Europakommission federführend an den österreichischen EU-Beitrittsverhandlungen beteiligt. Sein Engagement als Präsident der Arbeitsgemeinschaft Alpenländer ARGE ALP (1988/1989), als Vorsitzender der Internationalen Bodenseekonferenz IBK (1989/1990) und als Vorstandsmitglied der Versammlung der Regionen Europas AdR war darüber hinaus Ausdruck seines Eintretens für grenzüberschreitende, regionale Zusammenarbeit. Wallner: "Martin Purtscher hat sich in mehr als 40 Jahren stark für eine gedeihliche Entwicklung unsere Heimat eingesetzt und unser Land Vorarlberg als kompetenter Landespolitiker und weltoffener Staatsmann geprägt".
Langjähriger Landtagspräsident
"Während Martin Purtschers Zeit als Landtagspräsident stellte er stets das Verbindende vor das Trennende und förderte ein politisches Klima des gegenseitigen Verständnisses“, wie Landtagspräsident Harald Sonderegger erklärte. Höhepunkt seiner Präsidentschaft war fraglos der einstimmige Beschluss zur völlig überarbeiteten Vorarlberger Landesverfassung im Jahre 1984, mit dem die noch heute geltenden Verfassungsprinzipien und Staatsziele verstärkt und neu strukturiert wurden. Weiters wurden im Zuge dieser Überarbeitung die direktdemokratischen Instrumente ausgebaut und die Kontrollrechte für das Parlament verbessert. Parallel dazu wurde auch der Landesvolksanwalt für Vorarlberg in der Verfassung verankert und eine neue Geschäftsordnung für das Hohe Haus beschlossen.
Wie sehr Purtscher die Eigenständigkeit des Landes ein Anliegen war, zeigte sich bereits im Jahre 1980 im Zuge der Ausarbeitung des „10-Punkte-Programmes zur Stärkung der Stellung des Landes (der Länder) und der Gemeinden im Rahmen des österreichischen Bundesstaates“. Anhand dieses Programmes wurde die Bevölkerung in einer Volksabstimmung zur Stärkung der Landesstellung befragt. Knapp 70 Prozent stimmten damals dafür. Seinen bekannt hohen Respekt vor dem Landtag als Gesetzgeber und als Kontrollorgan der Landesregierung behielt er auch als Landeshauptmann bei. Als Purtschers schönste Erinnerung an seine Zeit als Präsident bezeichnete er die Übersiedlung vom Grauen Haus ins damals neu gebaute Landhaus und in den Plenarsaal.
Beeindruckender Werdegang eines überzeugten Christdemokraten
Am 12. November 1928 wurde Martin Purtscher in Thüringen als Sohn einer achtköpfigen Bauernfamilie geboren. Nach einem Studium als Werkstudent promovierte er 1953 in Innsbruck zum Doktor der Rechtswissenschaften. Seine berufliche Laufbahn startete Purtscher in der Privatwirtschaft bei den Lorünser- Leichtmetallwerken in Schlins, wo er 1952 zum kaufmännischen Direktor bestellt wurde. Im Jahr 1966 wechselte Purtscher zu Suchard Bludenz, wo er zunächst als Geschäftsführer wirkte und von 1984 bis 1987 als Leiter der Jacobs-Kraft-Suchard-Gruppe erfolgreich tätig war. Seine politische Tätigkeit begann er in der Gemeindevertretung Thüringen. 1964 wurde er dann in den Vorarlberger Landtag gewählt, 1974 folgte er Karl Tizian als Landtagspräsident nach. Im Juli 1987 übernahm er als Nachfolger Herbert Keßlers das Amt des Landeshauptmanns, das er bis 1997 engagiert ausübte.
Der überzeugte Christdemokrat Martin Purtscher sah es stets als Verpflichtung an, sich in den Dienst seiner Heimat und seiner Mitbürger zu stellen. Über mehrere Jahre brachte er zudem seinen breiten Erfahrungsschatz und seine Managerfähigkeiten als Aufsichtsratsvorsitzender in die beiden Energieunternehmen Vorarlberger Illwerke AG (VIW) und Vorarlberger Kraftwerke AG (VKW) ein.
Zahlreiche österreichische und internationale Auszeichnungen und Ehrungen würdigten die vielschichtigen Verdienste Purtschers, so etwa das Goldene Ehrenzeichen des Landes Vorarlberg (1974), das Goldenes Ehrenzeichen des Landes Steiermark (1995), der Bayerische Verdienstorden (1995), das Komturkreuz des Landes Burgenland (1995), der Verdienstorden des Landes Baden-Württemberg (1996), das Großes Verdienstkreuz mit Stern und Schulterband der Bundesrepublik Deutschland (1996), das Große Goldene Ehrenzeichen am Bande für Verdienste um die Republik Österreich (1997), das Großkreuz des Ritterordens des Heiligen Gregor des Großen (1997), die Medaille für besondere Verdienste um Bayern in einem Vereinten Europa (1997), das Komturkreuz mit Stern des Fürstentums Liechtenstein (1998), das Große Ehrenzeichen des Landes Salzburg (1998), der Ehrenring der Gemeinde Thüringen (2000), die Julius-Raab-Medaille (2002), das Ehrenkreuz für Wissenschaft und Kunst I. Klasse (2003) und der Große Tiroler Adler-Orden (2005). Zudem war Purtscher seit 2003 Ehrensenator der Universität Innsbruck und Ehrensenator der Europäischen Wirtschaftskammer.
Martin Purtscher war seit dem 9. September 1954 mit Gretl, geb. Hübner, verheiratet und hatte drei erwachsene Töchter.
- Redaktion
- Florian Themeßl-Huber
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Martin Purtscher war seit dem 9. September 1954 mit Gretl, geb. Hübner, verheiratet
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Martin Purtscher mit seinen Amtsnachfolgern Markus Wallner und Herbert Sausgruber
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