Medieninformation Freitag, 24.06.2022, 13:59 Wettbewerbsfähigkeit des Vorarlberger Einzelhandels Aktuelle Kaufkraftstrom- und Einzelhandelsstrukturanalyse Vorarlberg präsentiert

Bregenz (VLK) – Die aktuelle 4. KAVO 2022-Studie (Kaufkraftstrom- und Einzelhandelsstrukturanalyse Vorarlberg) wurde heute (Freitag) im Landhaus präsentiert. Zentrale Kernaussage der Analyse ist: Vorarlbergs stationärer Einzelhandel ist, trotz enormer Konkurrenz zu den virtuellen Einkaufswelten sowie COVID19-bedingten Ein- und Beschränkungen nach wie vor ein wichtiger Wirtschaftsfaktor, Nahversorger und Arbeitgeber, mit guten Produktivitätsdaten und attraktiven Handelszonen. Dem zunehmenden Wettbewerbsdruck müsse mit einer Stärkung des stationären Handels begegnet werden, betonte Landesrat Marco Tittler.

Die Studie bietet nicht nur eine vergleichende Trendanalyse des Einkaufsverhaltens der Bevölkerung bzw. der vorhandenen Angebotsstrukturen. Die Studienergebnisse sind auch wichtige Grundlagen für raumplanerische und wirtschaftspolitische Entscheidungen auf lokaler, regionaler und landesweiter Ebene.“, sagte Tittler: „Die Studie zeigt klar auf, dass der Online-Handel der stärkste Konkurrent des Vorarlberger Einzelhandels ist. Der Wettbewerb nimmt zu, der Einzelhandel büßte an Attraktivität bei den Schweizer und Liechtensteiner KonsumentInnen ein. Die wirtschaftspolitische Schlussfolgerung daraus kann nur sein, den stationären Handel im Land zu stärken.“, führte der Landesrat aus. 

Um die Konkurrenzfähigkeit der heimischen Händler auf dem Online-Markt zu stärken, hat die Sparte Handel gemeinsam mit dem Land die Digitalisierungsoffensive Handel.Lokal.Digital initiiert. „Hier gilt es, konsequent an der Weiterentwicklung zu arbeiten und unsere Handelsbetriebe bestmöglich bei der Digitalisierung zu unterstützen“, sagte Carina Pollhammer, Obfrau der Sparte Handel in der WKV. Zudem setze man auf eine breite Schiene der Bewusstseinsbildung in der Bevölkerung: Kampagnen wie der „Ländleshopper“ haben sich dabei als sehr hilfreich erwiesen, sagt Pollhammer.

Studienergebnisse

Studienautor Roland Murauer führte die Kernergebnisse der KAVO-Studie an:

-    Insgesamt verfügen die 400.000 VorarlbergerInnen über 2,3 Milliarden Euro an – einzelhandelsrelevantem – Kaufkraftvolumen, wobei der kurzfristige Bedarf nahezu die Hälfte dieser Gesamtsumme umfasst.
-    Die aktuelle Kaufkraft-Eigenbindung (ohne COVID19-Effekte) beträgt in Vorarlberg 82 Prozent. Im langfristigen Vergleich zeigt sich, dass die „Einkaufstreue“ der VorarlbergerInnen zum heimischen Handel seit 2009 (94 Prozent) deutlich abgenommen hat. 
-    Die Zuflüsse aus dem Fürstentum Liechtenstein sowie den Ostschweizer Grenzkantonen reduzierten sich innerhalb der letzten 5 Jahre um 23 Prozent auf aktuell 72,7 Millionen Euro. Die Kaufkraftzuflüsse aus dem deutschen Bodenseeraum stagnierten. 


 


-    62 Prozent aller Abflüsse absorbiert mittlerweile der Online-Handel (250,2 Millionen Euro; Zunahme von 146 Prozent gegenüber 2015 bzw. 555 Prozent gegenüber 2009).  
-    Die COVID19-Pandemie hat in Summe, nach CIMA-Berechnung, die Abflüsse in den Online-Handel – zumindest temporär – weiter anwachsen lassen. Auf Basis der Marktforschungsergebnisse sowie Modellberechnungen ist von einem gesamten Online-Abflusswert im Jahr 2021 von 311,7 Millionen Euro (= 14 Prozent des gesamten Kaufkraftvolumens) auszugehen.
-    Vorarlbergs Einzelhandel hatte (vor Einsetzen der COVID19-Pandemie) eine Flächenproduktivität von insgesamt 4.100 Euro pro m² Verkaufsfläche (+ 4,3 Prozent seit 2015).
-    Stabile Umsatzniveaus des Orts-/Stadtkern-Einzelhandels: 31 Prozent der gesamten wirksamen Kaufkraft werden in innerörtlichen bzw. innerstädtischen Lagen erwirtschaftet (2015: 32 Prozent).
-    Geringe Verkaufsflächenzuwächse in den letzten 7 Jahren: Die aktuelle Einzelhandelsverkaufsfläche im Bundesland umfasst 540.700 m². Mit 450.500 m² entfällt ein Anteil von 83 Prozent auf die 15 untersuchten Handelsstandorte. Gegenüber dem Vergleichszeitraum 2015 stieg die gesamte Einzelhandelsfläche um rund 2 Prozent.
-    61 Prozent der begutachteten Handelsbetriebe weisen eine sehr hohe bzw. gute aktuelle Wettbewerbsfähigkeit auf und sind auch mittelfristig grundsätzlich gut auf zukünftige Herausforderungen vorbereitet. Für 31 Prozent der Betriebe sind betriebliche Verbesserungsmaßnahmen, insbesondere im Bereich der Sortimentsstruktur, der „Performance“ des Ladens bzw. der Verkaufsflächen, der Digitalisierungskompetenz, etc. anzuraten. 8 Prozent haben eine niedrige Wettbewerbsfähigkeit.

Die KAVO-Studie 2022 wurde im Auftrag des Landes und der Wirtschaftskammer Vorarlberg erarbeitet. Sie untergliederte sich in insgesamt 8 Auftragsbestandteile (z.B.: Analyse der Kaufkraftströme, Branchenmix- und Wettbewerbsfähigkeitsbeurteilung, Einschätzung der Standortdynamik der grenznahen Schweizer und deutschen Handelsstandorte, etc.). Die Datenerhebung erfolgte insbesondere mit Hilfe telefonischer und Online-Interviews und einer Vor-Ort-Erfassung von 2.480 Handelsbetrieben in Vorarlberg. 
 

Redaktion
Thomas Mair

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