Presseaussendung · 08.06.2021 Breite Vorarlberger Allianz gegen Long Covid Landesrätin Rüscher: Wir setzen auf ein breites Netzwerk statt auf Zentralisierung

Veröffentlichung
Dienstag, 08.06.2021, 14:59 Uhr
Themen
Gesundheit/Corona/Long Covid/Rüscher
Redaktion
Gerhard Wirth

Bregenz (VLK) – Vorarlberg setzt bei der Behandlung von Long Covid auf die Zusammenarbeit in einem breiten Netzwerk statt auf Zentralisierung, betont Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher. Erste kompetente Anlaufstelle ist der niedergelassene Bereich beim bewährten Angebot von Hausärztinnen und -ärzten. Je nach Verlauf werden Patientinnen und Patienten in der Folge in fachärztliche Behandlung vermittelt. Schwere und akute Fälle werden organspezifisch in den entsprechenden Abteilungen der Vorarlberger Krankenhäuser oder in entsprechenden Reha-Angeboten behandelt. „Da Long Covid bei allen Personengruppen auftreten kann, ist es umso wichtiger, sich impfen zu lassen, um das Ansteckungsrisiko weiter zu senken“, so Rüscher.

Unter „Long Covid“ sind generell Beschwerden zu verstehen, die nach einer überstandenen Coronainfektion noch Wochen danach andauern. Eine exakte Eingrenzung des Begriffs und die Erkrankung selbst sind jedoch höchst komplex. Es gibt derzeit relativ wenig Daten und es fehlen noch systematische Langzeitstudien, laut ersten Untersuchungen sind die beobachteten Symptome sehr unterschiedlich – von Atembeschwerden und Erschöpfung bis zu Entzündungsreaktionen, Veränderungen an verschiedenen Organen (insbesondere Lunge und Herz), schwerwiegenden Lungenschäden oder neurologischen Störungen. Auch diffuse Symptome wie länger anhaltende Geruchs- oder Geschmacksstörungen, Haarausfall oder Tinnitus werden mitunter genannt.

Ebenso verschieden sind die Long-Covid-Patientinnen und Patienten. Darunter sind ältere Menschen nach einem Aufenthalt auf einer Intensivstation, aber auch Infizierte, die einen milden Krankheitsverlauf und zunächst kaum Beschwerden hatten. Gerade bei diesen tritt häufiger die Post-COVID-Müdigkeit bzw. -Erschöpfung („Fatigue“) auf. Auch Kinder und Jugendliche können mit Langzeitfolgen zu kämpfen haben.

Zuerst zur Hausärztin bzw. zum Hausarzt

„Wer solche Symptome verspürt, soll sich jedenfalls an die Hausärztin bzw. den Hausarzt wenden“, so Landesrätin Rüscher. Sie verweist auch auf die Gesundheitshotline 1450, die als kompetente Drehscheibe fungiert und die Betroffenen an die entsprechenden Stellen weiterleitet.

Die Allgemeinmedizinerinnen und -mediziner sind die Spezialisten für komplexe Situationen, bestätigt deren Fachgruppen-Obmann in der Ärztekammer Vorarlberg, Markus Baldessari: „Prinzipiell bedarf es bei Long Covid eines ganzheitlichen Ansatzes, da die bestehenden vielfältigen Symptome und Symptomgruppen oft mehrere Organsysteme betreffen. Die Hausärztin bzw. der Hausarzt ist durch die oft schon langjährige Beziehung zur betroffenen Person – schon lange vor der Coronaerkrankung – in der Lage, Long-Covid-Symptome im Vergleich zum vorher bestehenden Gesundheitszustand einzuschätzen.“ In den Praxen für Allgemeinmedizin ist eine Vernetzung und Involvierung verschiedener Fachdisziplinen schon lange ein zentraler Bestandteil aller Behandlungsabläufe. Da es aber nicht immer gelingen kann, alle Problemstellungen alltagsbegleitend im ambulanten Bereich zu lösen, hält es Baldessari für die Patientinnen und Patienten von großem Vorteil, dass auch kurzfristig stationäre Rehabilitationsangebote für Betroffene geschaffen werden.

Fortbildungsangebote und spezialisiertes Reha-Angebot

Für Landesrätin Rüscher ist ein gutes Wissensmanagement die Basis für ein breites Netzwerk: „Die Krankenhausbetriebsgesellschaft wird deshalb organspezifische Weiterbildungsmöglichkeiten für alle relevanten Systempartnerinnen und -partner anbieten. Damit kann ein gesicherter Wissenstransfer für dieses neue Krankheitsbild gewährleistet werden.“

Auch Rüscher unterstreicht die Bedeutung von spezialisierten Reha-Angeboten für Long-Covid-Patientinnen und Patienten. Sie verweist auf die Rehaklinik Montafon in Schruns, die sich mit einem neuen Schwerpunkt auch um Personen mit psychischen Belastungen und Erschöpfungssyndrom bemüht. Seit Mai 2021 ist die Klinik um die Abteilung für psychische Gesundheit erweitert. Die Patientinnen und Patienten profitieren in Schruns von einem breit gefächerten und interdisziplinären Angebot und werden vor allem bei ihrer Krankheitsverarbeitung unterstützt – es gibt fachärztliche Betreuung für Psychiatrie, allgemeinmedizinische Betreuung, Psychotherapie, klinische Psychologie, Bewegungstherapie sowie Musik- und Ergotherapie. Außerdem kann man in der Gruppentherapie von anderen Betroffenen lernen und den eigenen Handlungsspielraum bzw. vorhandene Bewältigungsstrategien erweitern. Die Betroffenen machen so die Erfahrung, dass sie nicht alleine sind mit den psychischen Folgen einer Long-Covid-Erkrankung. Gemeinsam werden die kurz-, mittel- und langfristigen Ziele definiert und ein sanfter Weg zurück gesucht.

Die Erweiterung in Schruns entspricht auch einem beim letzten Treffen der Gesundheitsreferentinnen und -referenten in Graz von Bund und Ländern bekräftigten Beschluss, spezialisierte und organspezifische Reha-Angebote österreichweit auszubauen, betont Landesrätin Rüscher.

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