Presseaussendung · 07.04.2021 Abwasser liefert Informationen zum Drogenkonsum Landesrätin Rüscher: Abwasserbasiertes Drogenmonitoring als wichtige Grundlage für suchtpolitische Debatten und Entscheidungen

Veröffentlichung
Mittwoch, 07.04.2021, 10:00 Uhr
Themen
Gesundheit/Drogen/Abwassermonitoring/Rüscher
Redaktion
Gerhard Wirth

Bregenz (VLK) – Im Auftrag des Landes analysierten Fachleute des Instituts für Gerichtliche Medizin der Medizinischen Universität Innsbruck im letzten Jahr das Abwasser von 17 Vorarlberger Kläranlagen, um daraus Informationen über den Konsum legaler und illegaler Drogen in der Region zu gewinnen. Die vorliegende Studie ist die erste ihrer Art in Österreich und für Gesundheitslandesrätin Martina Rüscher eine wertvolle Bereicherung zur Beobachtung des Drogengeschehens. „Die große Stärke des abwasserbasierten Drogenmonitorings liegt darin, dass wir auf diese Weise umfassende Daten mit hoher zeitlicher und räumlicher Auflösung erhalten. Somit ist der Bericht eine wichtige Grundlage für fachlich fundierte Aussagen im Drogenbereich und für entsprechende Maßnahmen“, so Rüscher.

Wissenschaftlich verantwortlich für die Untersuchungen zeichnete Herbert Oberacher, Leiter des forensisch-toxikologischen Forschungslabors an der von Richard Scheithauer geführten Gerichtsmedizin der Medizinischen Universität Innsbruck. Mit hochmodernen und nachweisempfindlichen Analyseverfahren konnte die Zusammensetzung von Abwässern exakt entschlüsselt werden.

Das Drogenmonitoringprojekt wurde in den 17 größten der insgesamt 34 kommunalen bzw. regionalen Abwasserreinigungsanlagen in Vorarlberg durchgeführt. An die beteiligten Kläranlagen sind 78 Gemeinden mit zusammen fast 380.000 Einwohnerinnen und Einwohnern angeschlossen, das sind 96 Prozent der Vorarlberger Bevölkerung.
Mitarbeitende der Kläranlage entnahmen über jeweils 24 Stunden Proben vom Abwasser, das über die Kanalisation aus dem Einzugsgebiet zur Kläranlage fließt.

Durch die Analyse der Abwässer können Rückschlüsse auf den Drogenkonsum der in den jeweiligen Einzugsgebieten lebenden Bevölkerung gezogen werden. Diese Daten sind wiederum Grundlage, um Regionen miteinander vergleichen zu können. So wurden in der Studie regionale Unterschiede beim Konsum von legalen und illegalen Drogen beobachtet. Alkohol war jene Droge, die im ländlichen mehr als im (semi-)urbanen Raum konsumiert wurde. Der Nikotinkonsum war vor allem in vom Tourismus geprägten Regionen niedrig. „Die Studie zeigte, dass die ländlichen Regionen Vorarlbergs einen deutlich niedrigeren Prokopfverbrauch an illegalen Drogen als urbane Regionen aufweisen. Die niedrigsten Prokopfumsätze wurden in den vom Tourismus dominierten Regionen beobachtet“, fasst Oberacher wichtige Ergebnisse der Studie zusammen.

Die aus den Ergebnissen der Abwasserstudie abgeleiteten Trends decken sich weitgehend mit jenen aus anderen einschlägigen Datenquellen wie dem Lagebericht Suchtmittelkriminalität des Innenministeriums oder dem Bericht zur Drogensituation der Gesundheit Österreich. Die Gesamtschau aller Datenquellen zeigt, dass problematisches Suchtverhalten nicht, wie oftmals angenommen, nur am Rand der Gesellschaft, sondern in allen Bevölkerungsschichten und Altersgruppen stattfindet und daher eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung darstellt. Das bestehende Angebote der Suchtkrankenhilfe in Vorarlberg deckt alle Abhängigkeitserkrankungen ab und es zeigt sich, dass damit die Betroffenen gut erreicht werden.

„Wir brauchen gute Datenerhebungen, um in bewährter Zusammenarbeit mit Gesundheits- und Sozialeinrichtungen weiterhin rasch, flexibel und gezielt auf mögliche Veränderungen der lokalen Drogensituation reagieren zu können. Der vorliegende Abwasserbericht ist in diesem Sinne ein umfassendes und in dieser Breite nahezu einzigartiges Projekt“, betont Landesrätin Rüscher. Sie dankt allen Beteiligten für die Erarbeitung dieser wichtigen Grundlage.

Der gesamte Bericht „Abwasserbasiertes Drogenmonitoring Vorarlberg 2020“ kann im Internet auf www.vorarlberg.at/sucht heruntergeladen werden.

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