Medieninformation Mittwoch, 22.07.2020, 09:00 Gemeinsam Kulturleben gestalten Initiative "Zusammenleben in Vielfalt" fördert elf innovative Kooperationsprojekte
Bregenz (VLK) – 32 Ansuchen sind auf die gemeinsame Ausschreibung "Zusammenleben in Vielfalt" der Kulturabteilung und der Koordinationsstelle für Integrationsangelegenheiten des Landes Vorarlberg eingegangen. Die neue, im Frühjahr gestartete Initiative fördert interkulturelle, innovative Koproduktionen zwischen Kunst- und Kulturschaffenden und Migrantinnen und Migranten in Vorarlberg. Elf Projektpartnerschaften, ausgewählt von der landeskundlichen Kommission der Kulturabteilung des Landes Vorarlberg, kommen in den nächsten Monaten zur Umsetzung. Es wird Geschichte aufgearbeitet, konzertiert, literarisch gearbeitet und Theater gespielt.
Der Zugang zum vorhandenen Kulturangebot gestaltet sich für Menschen aus anderen Herkunftsländern aufgrund sprachlicher Barrieren, fehlender Informationen und Netzwerke oft schwierig. Andererseits entstehen durch Zuwanderung neue Formen von Kultur, die zum Nachdenken über die eigene Identität anregen. "Bei unserem Call haben wir gute Kooperationsmodelle gesucht, mit denen die kulturelle Vielfalt Vorarlbergs besser sichtbar und damit auch spürbar wird. Die ausgewählten Projekte begeistern, weil sie auch die Möglichkeiten des Miteinander vor Augen führen", erklärt Landesstatthalterin Barbara Schöbi-Fink.
Schöpferischer Dialog
Für Integrationslandesrat Christian Gantner ist das Teilhaben am Kulturleben ein wichtiger Faktor sozialer Integrationsprozesse: „Auch in der momentanen Situation ist die große Zahl an Einreichungen ein schönes Zeichen und zeigt das kulturelle und integrationsfördernde Kooperationspotential, welches in den Menschen steckt." In den Projekten werde ein schöpferischer Dialog gepflegt, indem durch Zuwanderung geprägte kulturelle Ausdrucksformen in vorhandene einfließen oder diese erweitern und somit neue Formen an gemeinsamem Kulturleben entstehen, so Gantner.
Identität und Geschichte(n)
Wie vielfältig der Zugang zum Kulturschaffen sein kann, beweist die Bandbreite der elf geförderten Projekte: Die Lebenswelt der zweiten Generation von Zuwanderern beleuchtet das Projekt "Die Kinder von Landlos". Ausgehend von Fotografien von Nikolaus Walter und Gedichten von Kundeyt Şurdum aus dem Band "Landlos" dokumentieren Daniel Ongaretto-Furxer und Gürkan Altmisdört anhand von Interviews und Fotos was aus den Kindern von einst geworden ist. Den Rahmen für die Präsentation bietet das vorarlberg museum als Projektpartner. Für "Gastarbeitergeschichten" kooperieren der Bludenzer Verein Xenia und der Bregenzer Interkulturelle Verein Motif. In Workshops mit Jugendlichen mit Migrationshintergrund, die sich in kreativer Weise mit der Geschichte ihrer Eltern und Großeltern auseinandersetzen, wird der Dialog der Generationen gefördert und die eigene Identität in den Fokus gestellt. Das Projekt "connecthumans" fördert das respektvolle Miteinander, hält die Begegnung von Menschen in Porträtfotos fest und bespielt damit den öffentlichen Raum. Projektpartner sind die Abteilung für Kunst, Kultur und Bildung der Stadt Feldkirch sowie ein Team um Dragana Balinovic und Julia Beck. "Gesichter Lustenaus" ist die Fortführung des bereits umgesetzten, erfolgreichen Projektes "8 Gesichter, 8 Geschichten". Gemeinsam suchen W*ORT Lustenau und der Kultur- und Unterstützungsverein Habes in einer mehrtätigen Schreibwerkstatt nun weitere Gesichter und Geschichten von Jugendlichen mit Migrationshintergrund.
Auf der Bühne und am Tisch
Mit einer ganzen Reihe von Kooperationspartnern (Theater am Saumarkt, Remise Bludenz, Bahnhof Andelsbuch, Spielboden Dornbirn, Kulturkreis Hohenems und Jazzseminar Dornbirn) setzt Andreas Paragioudakis-Fink seinen 2018 begonnenen Konzertzyklus "Unter der Laterne" um. Der griechische Musiker versteht Musik als Begegnungsraum und lässt Orient und Alpen, traditionelle Melodien und neue Kompositionen aufeinandertreffen. Der Verein Amazone! kooperiert mit der Performancegruppe BLAQ H, die aus drei jungen Frauen aus unterschiedlichem Migrationskontext besteht. Rund um das Thema K-Pop (koreanische Popmusik), als Teil der Jugendkultur, finden Workshops, eine Soundwerkstatt oder ein Tanzwettbewerb statt. Unter dem Titel "Musik öffnet" kooperieren der aus Südafrika stammende, am Vorarlberger Landeskonservatorium studierende Bratschist und Komponist Zuko Samela und der Verein Weltklänge, der soziale Projekte realisiert. Zuko Samela wird für den Weltklänge-Musiksommer, der Kinder zum Singen und Spielen zusammenbringt und 2020 bereits zum dritten Mal stattfindet, ein eigenes Werk komponieren und mit dem Weltklänge-Projektchor und dem -Kinderchor uraufführen. Je ein speziell recherchiertes und neu vertontes Lied aus 20 Zuwanderungsländern wird das Liederheft "Volksgesang International Vorarlberg" beinhalten, das Ulrich Gabriel zusammen mit dem Kontaktchor und dem Ach Chor realisiert. "Tagsüber Zirkus, abends Theater" heißt es beim Verein Zack & Poing, der gemeinsam mit dem interkulturellen Theaterverein Motif ein eigenes Performance-Stück mit Kindern und Jugendlichen erarbeitet und aufführt. Das Stück mit dem Arbeitstitel "Solidarität" soll den Beginn einer nachhaltigen, längerfristig angelegten Zusammenarbeit markieren. In Feldkirch findet das "Kulturprojekt von Migranten für Migranten: Russisch" statt, das vom Heimatpflege- und Museumsverein Feldkirch und der Vereinigung Austro-Rus Personal Travel Assistance abgehalten wird und an Veranstaltungen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen den Ländern und Völkern aufzeigt. An einen interkulturellen Gemeinschaftstisch und zu neuer Begegnungskultur lädt der Rankweiler vogelfreiRAUM, wo an zehn Veranstaltungen über gemeinsames Speisen auch die landestypische Musik und Kultur von Russland über Pakistan bis in den Kongo vermittelt wird. Beim ersten Gemeinschaftstisch am 28. Juni mit 35 Teilnehmern wurde senegalesisch gekocht und traditionelle westafrikanische Griot Musik gespielt.
Fact-Box
Zusammenleben in Vielfalt
- 32 Ansuchen, daraus elf geförderte Projektpartnerschaften
- Förderinitiative für interkulturelle Kooperationsprojekte unterschiedlicher Laufzeit (ein Tag bis mehrere Wochen oder Monate)
- Projektpartner sind Kunst- und Kulturschaffende, Einzelpersonen, Kollektive, Vereine, Migrantenorganisationen, Gemeinden
- gemeinsame Projekte beider Kooperationspartner
- Gesamtförderbudget 30.000 Euro, maximal 5.000 Euro pro Projekt
- über die Vergabe und die Förderhöhe hat die landeskundliche Kommission der Kulturabteilung des Landes Vorarlberg entschieden
- Corona-bedingt wurde der Durchführungszeitraum bis Ende 2021 verlängert. Sobald konkrete Veranstaltungstermine feststehen, werden diese auf der Homepage des Landes Vorarlberg www.vorarlberg.at bekanntgegeben
- Redaktion
- Gerhard Wirth
Pressebilder
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ZukoSamela
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Foto: Victor Marin Roman -
BLAQ H
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Foto: Dusanka Mrakovic -
Die Kinder von Landlos
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Foto: Nikolaus Walter, vorarlberg museum