Medieninformation Mittwoch, 30.01.2019, 13:49 Landesrat Gantner fordert EU-einheitliche Praxis bei Tiertransporten Appell an Viehhandel, Kälbertransporte bis zur EU-Klarstellung einzustellen; Maßnahmenbündel für bessere Positionierung am Heimmarkt geschnürt
Bregenz (VLK) – Zur aktuellen Diskussion betreffend Kälbertransporte aus Vorarlberg nach Bozen stellt Landesrat Christian Gantner fest: "Ich habe zu keinem Zeitpunkt erklärt, dass das zuständige Sozialministerium einzelne Tiertransporte geprüft hat, sondern ausschließlich, dass die Abfertigung der Tiertransporte durch die Vorarlberger Amtstierärzte rechtskonform erfolgt. Die Abfertigungspraxis wurde durch das zuständige Sozialministerium rechtlich geprüft und mittels Erlass bestätigt. Weiters erfolgte im November des Vorjahres eine zusätzliche hausinterne abteilungsübergreifende rechtliche Prüfung unter Einbeziehung des Sozialministeriums, welche zum selben Schluss gekommen ist. Darüber hinaus hat das Sozialministerium kürzlich die Mitteilung der EU-Kommission veröffentlicht, wonach die Europäische Kommission klargestellt hat, dass die Behörde des Bestimmungsortes für die ordnungsgemäße Abwicklung weiterer Transporte verantwortlich zeichnet, und hiermit die Meinung der österreichischen Verwaltung unterstützt wird. Somit wurde die von mir getätigte Aussage und die Praxis der Vorarlberger Amtstierärzte von mehreren Ebenen bestätigt."
Nach einem ausführlichen Gespräch mit den im Landtag vertetenen Tierschutz- und Landwirtschaftssprechern stellt Landesrat Gantner klar, dass es für ihn neben der rechtlichen Beurteilung, welche derzeit keine Möglichkeit eines Verbotes der Abfertigung von Kälbertransporten in Vorarlberg bietet, auch eine politische Dimension und eine Verantwortung für das Tierwohl gibt, welche vom Land Vorarlberg wahrgenommen werden:
• Aufgrund der Beantwortung einer Landtagsanfrage vom 20. Dezember 2018 durch den Südtiroler Landwirtschaftslandesrat wurde erstmals offiziell bekanntgegeben, dass die zur Sammelstelle nach Bozen verbrachten Kälber entsprechend den Vorgaben des italienischen Gesundheitsministeriums für mindestens sechs Stunden dort untergebracht und getränkt werden, bevor neue Transportgruppen zusammengestellt werden, die dann wieder verladen werden.
Da gemäß der Verordnung (EG) 1/2005 die Unterbringungszeit bei der Sammelstelle vor einer neuerlichen Verladung jedoch 48 Sunden zu betragen hat, wird über Initiative von Landesrat Gantner im Vorarlberger Landtag ein Entschließungsantrag eingebracht, in welchem die Bundesregierung ersucht wird, bei der EU-Kommission darauf hinzuwirken, dass die Unterbringungszeit bei Sammelstellen in den EU-Ländern entsprechend der Verordnung (EG) 1/2005 einheitlich praktiziert wird.
• Darüber hinaus hat Landesrat Gantner in gemeinsamen Gesprächen mit dem Vorarlberger Viehhandel auf die Problematik der in der EU unterschiedlich praktizierten Unterbringungszeiten bei Sammelstellen hingewiesen. "Ich appelliere daher an die Viehhändler, solange in der EU bei Sammelstellen unterschiedlich lange Unterbringungszeiten praktiziert werden, von weiteren Kälbertransporten, die in Vorarlberg abgefertigt werden, abzusehen", so Gantner.
• Weiters kommt das Land Vorarlberg im Rahmen der Landwirtschaftsstrategie 2020 "Landwirt.schafft.Leben" durch eine Vielzahl von konkreten Anstrengungen seiner Verantwortung nach, um die regionalen landwirtschaftlichen Produkte besser am Heimmarkt zu positionieren und damit Kälbertransporte zu reduzieren:
o So konnte die Sicherung des Schlacht- und Verarbeitungszentrums in Hohenems mit wesentlicher Unterstützung der Systempartner erreicht werden.
o Auch wird der Anbau von Sonderkulturen (z.B. Getreide, Gemüse etc.) gezielt vorangetrieben.
o Weiters laufen über den Entwicklungsprozess "FleischZukunftVorarlberg" derzeit eine Reihe von erfolgsversprechenden Initiativen:
- Die "Weideschlachtung" wird weiter konsequent vom Bund eingefordert.
- Die Kooperationen für mehr regionale Lebensmitteln in der Gemeinschaftsverpflegung wurden mit den Krankenhäusern, dem Militärkommando Vorarlberg und der Gastronomie verstärkt.
- Anpassungen bei den Leistungsabgeltungen wurden durchgeführt.
- Die Vollmilch-Mastkälberaktion wurde ausgebaut.
- Ein neues zusätzliches Programm für Ländle-Kälber und Fleischrinder wurde kreiert. Dadurch können mehr Kälber länger am Hof gehalten oder zur Mast bei anderen Betrieben in Vorarlberg belassen werden. Zudem können dadurch mehr Tiere auf den heimischen Alpen gesömmert werden.
- Ein Pilotprojekt zur Vermarktung leichter Kälber wurde in Angriff genommen.
- Die Werbe- und Vermarktungsoffensive "Ländle Kalbsbratwurst" wurde durch die Ländle Qualitätsprodukte Marketing GmbH umgesetzt.
"Als Erfolg dieser Anstrengungen ist festzustellen, dass sich die in Vorarlberg abgefertigten Kälbertransporte von 301 Tieren im Dezember 2017 auf 143 Tiere im Dezember 2018 mehr als halbiert haben", erklärt Landesrat Gantner.
- Redaktion
- Gerhard Wirth