Presseaussendung · 03.10.2018 Elektro-Autos auf Busspuren: Warnung vor Kollaps des öffentlichen Verkehrs LR Rauch und VVV-Geschäftsführer Hillbrand: „PKW gehören ebenso wenig auf Busspuren wie auf Radwege oder in Fußgängerzonen“

Veröffentlichung
Mittwoch, 03.10.2018, 17:35 Uhr
Themen
Mobilität/Busspur/Rauch
Redaktion
Thomas Mair

Bregenz (VLK) – Der zunehmende Verkehr auf den Straßen Vorarlbergs macht auch den Linienbussen zu schaffen. Schon jetzt sind längere Fahrzeiten und hohe Investitionen erforderlich, um Pünktlichkeit und Anschlüsse zu halten. Die aktuelle Absicht der Bundesregierung, Busspuren auch für Elektro-Fahrzeuge zu öffnen, könnte das berühmte Fass zum Überlaufen bringen – bis hin zum Kollaps des öffentlichen Verkehrs, befürchten Mobilitätslandesrat Johannes Rauch und VVV-Geschäftsführer Christian Hillbrand: „Elektroautos haben ihre Stärken. Trotzdem gehören sie genauso wenig auf Busspuren wie auf Radwege oder Kinderspielplätze“.

Die Verantwortlichen für den öffentlichen Verkehr im Land sprechen sich nachdrücklich gegen die Idee der Bundesregierung aus, elektrisch angetriebene PKW auf Busspuren fahren zu lassen. „Busspuren sind wie Radwege oder Parkflächen für bestimmte Funktionen vorgesehen. Jede Vermischung reduziert die erwünschte positive Wirkung“, erläutert Christian Hillbrand, Geschäftsführer des Verkehrsverbunds Vorarlberg (VVV). Zusätzliche PKW auf den Busspuren bremsen naturgemäß die Linienbusse, sorgen für zusätzliche Risiken etwa beim Spurwechsel und können einen Kollaps des öffentlichen Verkehrs verursachen.

Zunehmender Straßenverkehr als Herausforderung für öffentlichen Verkehr

Der Verkehr im Rheintal und auch in anderen Talschaften des Landes hat in den vergangenen Jahren enorm zugenommen. Staus gibt es mittlerweile nicht mehr nur an neuralgischen Stellen oder zu Spitzenzeiten, sondern an verschiedensten Punkten im Land. Das hat entsprechend negative Auswirkungen auf die Pünktlichkeit im Busverkehr, die großteils schon vor Jahren geschaffenen Beschleunigungsmaßnahmen wie Busspuren oder Bevorzugung an Ampeln reichen nicht mehr aus. „Jetzt hier noch einen drauflegen und die Busspuren für Elektroautos zu öffnen ist einfach kontraproduktiv“, betont Landesrat Rauch.

Ein attraktiver öffentlicher Verkehr nutzt Fahrgästen und Autofahrern

Millionen Fahrgäste österreichweit und Zigtausende in Vorarlberg sind täglich mit Bus und Bahn unterwegs und leisten so einen zentralen Beitrag, damit Verkehr und Mobilität im Land funktionieren. Würde das öffentliche Verkehrssystem langsamer, könnten viele von ihnen wieder auf das Auto umsteigen – die Straßen werden voller. Ein Teufelskreis, den die Verantwortlichen für Bus und Bahn nicht eröffnen wollen. Schließlich setzen ja auch alle aktuellen Planungen und Konzepte – egal, ob zur Mobilität allgemein, zum Wirtschaftsstandort oder zur Luftqualität – auf einen attraktiven öffentlichen Verkehr mit guten Angeboten und zügigen Verbindungen. „Ein im Stau stehender Bus kann das definitiv nicht erfüllen“, so Hillbrand.

Hohe Investitionen für mehr Pünktlichkeit im sensiblen System Öffentlicher Verkehr

Die Landesregierung hat heuer im Luftqualitätsplan u.a. ein Bündel an Maßnahmen beschlossen, um die Busverbindungen zu beschleunigen. Unfreiwillig bereits hohe Mittel hat in dieser Sache der Landbus Unterland aufgewendet: „Für mehr Fahrplanstabilität trotz voller Straßen hat der Landbus Unterland in den beiden vergangenen Jahren rund eine Mio. Euro investieren müssen“, erläutert Michael Stabodin, Geschäftsführer beim Landbus Unterland. „Das System ist im Grenzbereich, zusätzliche Hürden können es zum Kippen bringen.“ Ähnlich die Situation in Feldkirch: „Durch Feldkirch fahren werktags bis zu dreißig Busse pro Stunde, teilweise im Abstand von ein bis zwei Minuten“, berichtet Siegfried Burtscher, Geschäftsführer vom Stadtbus Feldkirch und vom Landbus Oberes Rheintal. „Hier wirkt sich jede Verzögerung wellenförmig negativ aus.“

Verkehrssicherheit sinkt, die Risiken steigen

Die von der Bundesregierung als „Zuckerl für E-Autos“ angedachte Maßnahme könnte das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringen. Schließlich setzt das Benutzen von Busspuren Ortskenntnis und Erfahrung voraus, damit das Aus- und Einfädeln im Fließverkehr funktioniert. So entstehen auch zusätzliche Risiken in Punkto Verkehrssicherheit. Das größte Problem aus Sicht des Busverkehrs ist allerdings ein anderes: Der eh schon zu knappe Platz auf den noch zu wenigen Busspuren müsste mit zusätzlichen Verkehrsteilnehmern geteilt werden. Mit E-Autos dürfte sich zudem der Platzbedarf pro Person auf den Busspuren vervielfachen rechnet Hillbrand vor: „40 Personen finden in einem Bus von zwölf Meter Länge bequem Platz. Dieselbe Anzahl Personen in E-Autos benötigt inklusive Sicherheitsabstand hingegen 250 Meter und das ist bei unserer Verkehrsdichte eindeutig zu viel.“ Wer einen attraktiven öffentlichen Verkehr wolle, dürfe ihn nicht schwächen, sondern müsse ihn im Gegenteil stärken, fasst der VVV-Geschäftsführer zusammen: „Nur so lassen sich über gute Mobilitätslösungen die Qualitäten unseres Lebensraumes und des Standortes erhalten und stärken.“

Ergänzende Informationen bei Christian Hillbrand, Geschäftsführung Verkehrsverbund Vorarlberg (VVV): 05522/83951, christian.hillbrand@vmobil.at

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