Presseaussendung · 27.05.2013 Erster Armutsbericht zeigt: Vorarlberg im "Bundesschnitt" LR Schmid: Maßnahmen zur Armutsvermeidung und Stabilisierung werden konsequent fortgesetzt

Veröffentlichung
Montag, 27.05.2013, 16:23 Uhr
Themen
Soziales/Armutsbericht/Schmid
Redaktion
Wolfgang Hollenstein

Bregenz (VLK) – Die von der Statistik Austria im Auftrag aller Länder erarbeiteten "Studien zu Armut und sozialer Eingliederung in den Bundesländern" sind fertiggestellt. Im Landhaus hat Soziallandesrätin Greti Schmid am Montag (27. Mai) die Vorarlberg-relevanten Daten aus dem sogenannten "Armutsbericht" den Klubobleuten und Sozialsprechern der vier im Landtag vertretenen Fraktionen vorgestellt. "Die vom Land begonnenen Maßnahmen zur Armutsvermeidung und Stabilisierung sowie zur Verringerung der Armuts- und Ausgrenzungsgefährdung und zur Hilfe und Unterstützung aller, die von Armut betroffen sind, werden konsequent fortgesetzt", betonte Schmid bei der Präsentation.

   Die statistische Untersuchung erfolgte in allen Bundesländern nach der gleichen Methodik. Auf diese Weise ist es jetzt möglich, die Entwicklung zwischen den Ländern besser zu vergleichen. Um die Aussagekraft für Vorarlberg zusätzlich zu verstärken, hat das Land zwei weitere Studien anfertigen lassen, die ebenfalls in die Erhebungen der Statistik Austria eingeflossen sind. "In der Studie von Land und Fachhochschule wurden Menschen in prekären Lebenslagen interviewt, in der 'Bereuter-Studie' sind Fachleute befragt worden", führte Landesrätin Schmid aus. Erstmalig liegen nun valide Daten vor, die auch zusätzliche vertiefende Auswertungen möglich machen.

Vorarlberg im Bundesschnitt

   Armutsgefährdung, Ausgrenzungsgefährdung, finanzielle Deprivation und manifeste Armut – mit diesen vier Leitindikatoren wird Armut heute üblicherweise beschrieben. Vorarlberg bewegt sich laut vorgelegtem "Armutsbericht" im Bundesschnitt. "Im Zeitraum 2005 bis 2011 konnte weder für Österreich noch für Vorarlberg eine steigende Tendenz bei den vier Indikatoren festgestellt werden", informierte die Landesrätin. Je nach Erhebungsmethode liegt die Armutsgefährdungsquote – sie weist den Anteil jener Personen an der Gesamtbevölkerung aus, deren äquivalisiertes Haushaltseinkommen 60 Prozent eines durchschnittlichen Haushaltseinkommens unterschreitet – in Vorarlberg für das Jahr 2011 zwischen 9,5 und 14,7 Prozent – im Vergleich dazu liegt sie in Österreich zwischen 11,8 und 14,4 Prozent. Nach Bundesländererhebung beträgt sie 14,7 Prozent und liegt damit auf Österreich-Niveau (14,4 Prozent). Nach der Methodik des kombinierten Schätzers liegt die Quote sowohl für Vorarlberg als auch für Österreich bei rund zwölf Prozent.

   Eine deutlich erhöhte Armutsgefährdung haben in Vorarlberg genauso wie im Rest Österreichs Arbeitslose, Ein-Eltern-Haushalte, alleinlebende Frauen, Mehrpersonenhaushalte mit mindestens drei Kindern sowie Frauen ab 65 Jahren. Ein statistisch nachweisbarer Unterschied zwischen Vorarlberg und Österreich ist aufgrund der hohen Schwankungsbreite zwar nicht erkennbar, dennoch könnte ein Niveauunterschied bestehen. "Fest steht, dass diesen Personengruppen auch weiterhin erhöhte Aufmerksamkeit geschenkt werden muss", erklärte Schmid.

Vorarlberg: Rückgang bei der Ausgrenzungsgefährdung

   Bei der Ausgrenzungsgefährdung – darunter fallen Personen, deren Einkommen geringer ist als 60 Prozent des nationalen äquivalisierten Medianeinkommens, die jünger sind als 60 Jahre und in einem nahezu Erwerbslosenhaushalt leben oder die verschiedene andere Merkmale aufweisen, wie etwa Zahlungsrückstände bei Betriebskosten usw. – konnte in Vorarlberg von 2005 (17,5 Prozent) bis 2011 (14,7 Prozent) eine signifikante Verbesserung erreicht werden. Personen mit ausländischem Pass haben in Vorarlberg mit 18 Prozent ein deutlich niedrigeres, statistisch nachweisbares Armutsrisiko als im Österreichschnitt mit 34 Prozent. Ein höheres Armutsrisiko als in Österreich (24 Prozent) haben in Vorarlberg alleinlebende Frauen in Pension. Der errechnete Wert liegt bei 36 Prozent. Mit 47 Prozent gibt es in Vorarlberg darüber hinaus einen signifikant höheren Anteil an Haushalten mit Kreditverbindlichkeiten (Österreichschnitt bei 33 Prozent). Die durchschnittliche Wohnungsmiete inklusive Betriebskosten liegt in Vorarlberg mit 439 Euro zudem auf einem höheren Niveau als im Österreichschnitt mit 388 Euro. Die durchschnittlichen Wohnkosten für Armutsgefährdete unterscheiden sich jedoch nicht wesentlich von jenem der Gesamtbevölkerung. Dies gilt auch für die einzelnen Bundesländer.

   Aus dem vorliegenden Armutsbericht lasse sich für Vorarlberg der Schluss ziehen, dass die vielfältigen im Land gesetzten Maßnahmen zielorientiert und treffsicher sind, betonte die Landesrätin mit Hinweis auf die unterschiedlichen Angebote und zahlreichen Aktivitäten. "Erhöhtes Augenmerk gilt auch in Zukunft den besonders armutsgefährdeten Personengruppen", so Schmid: "Die Analyse der Lebenslagen von Menschen, die von Armut betroffen bzw. von ihr bedroht sind, zeigt, dass Armut weit mehr ist als ein Mangel an Einkommen und dass Verarmung viele Ursachen hat und in den verschiedensten Bereichen wie Wohnen, Bildung, Arbeit, Gesundheit usw. manifest wird", sagte die Landesrätin.

Prävention im Vordergrund

   Für Schmid geht es letzten Endes darum, allen Menschen eine Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und das Entstehen von Armut wo es geht zu reduzieren. Wichtige Schritte sind im Land mit Arbeitsmarktoffensiven, präventiven Maßnahmen im Bildungsbereich, der Wohnbeihilfe, der bedarfsorientierten Mindestsicherung, dem Heizkostenzuschuss und dem Familienzuschuss gesetzt worden. "Die vielen Maßnahmen des Landes müssen intensiv und konsequent weiter betrieben und weiter entwickelt werden. Ein bedeutender Schwerpunkt ist dabei auch das Aufdecken und Verhindern von Kinderarmut", bekräftigte die Landesrätin und kündigte an, dass die Daten aus dem jetzt vorgelegten Bericht in regelmäßigen Abständen neu evaluiert werden sollen, um so die weitere Entwicklung auch im Detail genau beobachten zu können. Der Armutsbericht ("Studien zu Armut und sozialer Eingliederung in den Bundesländern") ist online im Internet unter der Adresse http://www.vorarlberg.at/soziales abrufbar.

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