Presseaussendung · 14.05.2011 Erinnern an die Schwabenkinder
LSth. Wallner: Wichtiges Kapitel der Geschichte der Bodenseeregion

Veröffentlichung
Samstag, 14.05.2011, 17:00 Uhr
Themen
Soziales/Geschichte/Bodenseeregion/Wallner
Redaktion
Gerhard Wirth

Friedrichshafen (VLK) – Die Geschichte der Schwabenkinder stand heute, Samstag, im Mittelpunkt einer Veranstaltung der Stadt Friedrichshafen im Rahmen ihres 200-Jahre-Jubiläums. Als Vertreter der Vorarlberger Landesregierung begrüßte Landesstatthalter Markus Wallner diese Initiative, "weil es dabei um ein mehrere Jahrhunderte umfassendes Kapitel unserer gemeinsamen Geschichte in der Bodenseeregion geht".

Auch ein erheblicher Teil der Vorarlberger Bevölkerung war in früheren Zeiten wegen der damaligen wirtschaftlichen Strukturschwäche des Landes gezwungen, sich als Saisonwanderer oder Gastarbeiter zu verdingen – "eine Tatsache, die heute kaum mehr im Bewusstsein der Öffentlichkeit verankert ist", so Wallner.

Eine besondere Form der Arbeitsmigration bildeten die Wanderungen der so genannten "Schwabenkinder". Erste urkundliche Dokumentationen darüber gehen auf das Jahr 1616 zurück. Ab dieser Zeit zogen alljährlich im Frühjahr die Kinder aus den ärmsten Gegenden Vorarlbergs, Westtirols und Graubündens meist ohne Begleitung Erwachsener nach Schwaben, um dort als billige Arbeitskräfte an Großbauern vermittelt zu werden. Hauptbeschäftigungen waren das Viehhüten sowie leichtere Feldarbeiten, Mädchen wurden auch zum Kinderhüten und im Haushalt herangezogen. Die Entlohnung bestand in freier Station, einigen Kleidungsstücken und einem verhältnismäßig geringen Geldlohn.

Noch in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dürften jährlich annähernd 1.000 Kinder im Alter zwischen sieben und 16 Jahren aus Vorarlberg den beschwerlichen Weg nach Schwaben auf sich genommen haben. Sie stammten vornehmlich aus den Landgerichten Montafon, Sonnenberg, Feldkirch und Bregenzerwald. Die Kindermärkte wurden 1915 abgeschafft, das "Schwabengehen" nahm jedoch erst 1921 rapide ab, nachdem in Württemberg die Schulpflicht für ausländische Kinder eingeführt worden war.

Die Stadt Friedrichshafen spielte eine wichtige Rolle in der Spätphase des Hütekinderwesens – als Ankunftsort per Dampfschiff in Oberschwaben sowie als bedeutender Hütekindermarkt. In zahlreichen Quellen und auf Fotografien ist das dokumentiert. Bei der heutigen (Samstag) Veranstaltung stellte das Stadtarchiv Friedrichshafen am Hafen zwei Tafeln auf, die an diese Episode erinnern. Der "Weg der Schwabenkinder in Friedrichshafen" ist Teil eines von Interreg IV geförderten Themenwanderwegs. In internationaler Zusammenarbeit von Gemeinden und Museen werden historische Routen (17.-20. Jh.) der Schwabenkinder aus Vorarlberg, Tirol, Südtirol, Liechtenstein und der Schweiz nach Oberschwaben gekennzeichnet und als touristische Wanderwege begehbar gemacht.

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