Medieninformation Montag, 14.08.2006, 11:03 LH Sausgruber: Kein Bedürftiger wurde hängen gelassen Utl.: Landesregierung präsentiert Bilanz zum Jahrestag nach dem Hochwasser 2005: 850 Beihilfen ausbezahlt
Bregenz (VLK) - Knapp ein Jahr nach der Vorarlberger Hochwasser- und Murenkatastrophe vom August 2005 ziehen Landeshauptmann Herbert Sausgruber, Landesrat Erich Schwärzer und Landesrat Dieter Egger eine positive Bilanz: LH Sausgruber: "Trotz der immensen Schäden von insgesamt rund 180 Millionen Euro konnte das gesteckte Ziel, keinen einzigen Bedürftigen hängen zu lassen, erreicht werden". Allein von der Agrarbezirksbehörde wurden inzwischen 1.698 Hilfsansuchen bearbeitet, an 642 Private, 131 Firmen und 77 Gemeinden wurden 26,6 Millionen Euro ausbezahlt.
Die Schadenssumme von insgesamt 180 Millionen Euro setzt sich aus rund 100 Millionen Euro Schäden bei Haushalten, Firmen und Gemeinden und etwa 80 Millionen Euro im Bereich der Infrastruktur (Verkehrswege, Gewässer usw.) zusammen.
Bereits 458 Ansuchen komplett abgeschlossen
Laut Agrarbezirksbehörde (ABB) sind bisher 850 Beihilfen ausbezahlt worden, dabei sind Kosten von 50,6 Millionen Euro anerkannt und dafür Beihilfen von 26,6 Millionen Euro (52,57 Prozent) ausbezahlt worden. Von diesen 850 Auszahlungen sind bereits 458 Fälle komplett abgeschlossen. Dass noch nicht alle Fälle abgeschlossen werden konnten, liegt laut Walter Vögel von der ABB daran, dass entweder die Schadenssumme geringer als 360 Euro ist, die Kalkulationen noch nicht zur Gänze vorliegen, der Schaden durch Versicherung gedeckt ist, gar nicht behoben wird oder sich die Schadensbehebung verzögert.
Dank an Spender und nochmals Dank an alle Helfer
Dank der großzügigen Hilfe von Spendern konnte der Vergabebeirat - bestehend aus Vertretern des Landes, Rotem Kreuz, Caritas, Volkshilfe und Katastrophenhilfe Österreichischer Frauen sowie der heimischen Medien, bisher weitere 2,2 Millionen Euro für Notfälle zuteilen. Sausgruber: "Damit konnten drohende existenzielle Notlagen verhindert werden."
Sausgruber, Schwärzler und Egger betonen bei dieser Gelegenheit die große Solidarität und Hilfsbereitschaft, die die Hochwasseropfer in der gesamten Vorarlberger Bevölkerung, aber auch österreichweit und im benachbarten Ausland gefunden haben. Sausgruber: "Viele freiwillige Helfer haben die Aufräumarbeiten unterstützt und großzügige Spenden der Länder Niederösterreich und Südtirol, von Firmen und Organisationen, sowie von unzähligen privaten Spendern haben sehr zur Behebung der Hochwasserschäden beigetragen."
Regionale Sicherheitsstrukturen müssen erhalten bleiben
Einmal mehr ist deutlich geworden, dass Sicherheit regionale Strukturen erfordert. LR Schwärzler: "Ohne Gerät, Mannschaften und Entscheidungsstrukturen vor Ort wären Ereignisse von solchen Dimensionen kaum zu bewältigen. Die Vorarlberger Hilfs- und Einsatzstrukturen sowie die Zusammenarbeit der Einsatzkräfte mit den vielen freiwilligen Helferinnen und Helfern haben dabei sehr gut funktioniert; ihnen allen gebührt unser besonderer Dank."
Laut Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler haben allein die insgesamt rund 7.000 Feuerwehrleute, Beamten der Sicherheitsexekutive, Mitglieder der Bergrettung, der Wasserrettung sowie des Roten Kreuzes, Bundesheersoldaten sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Leitzentralen auf Gemeinde-, Bezirks- und Landesebene über 166.000 Einsatzstunden für den Schutz und die Sicherheit unserer Bevölkerung geleistet. Darüber hinaus haben die vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer tausende Stunden an Nachbarschaftshilfe und persönlicher Hilfe geleistet. Auch das landeseigene Bündelfunksystem hat sich während des temporären Ausfalles von Telefon- und Mobilfunknetzen als einzige Kommunikationsmöglichkeit bestens bewährt.
LR Schwärzler: "Es hat sich auch deutlich gezeigt, wie wichtig es ist, die notwendigen Sicherungsmaßnahmen nicht nur am 'grünen Tisch' in Bregenz zu planen, sondern mit den Gemeinden und der betroffenen Bevölkerung zu erarbeiten. Hierbei danke ich den Grundeigentümern und Landwirten für die Sicherheitspartnerschaft mit der Wildbach- und Lawinenverbauung sowie dem Flussbau."
Wichtig: Weiter in Schutzmaßnahmen investieren
Laut LH Sausgruber hat der August 2005 auch bewiesen, wie wichtig und richtig die großen Investitionen in Schutzmaßnahmen der Wildbach- und Lawinenverbauung und des Flussbaus waren: "Dank der deutlichen Steigerung des Bundesbudgets für Hochwasser- und Lawinenschutz können wir in Vorarlberg wichtige Projekte rascher verwirklichen." Nach intensiven Verhandlungen mit dem Bund wird dieser dem Land in den nächsten fünf Jahre jährlich 10,5 Millionen Euro dafür zur Verfügung stellen. Sausgruber: "Damit stehen uns jährlich bis zu 18 Millionen Euro zur Verbesserung des Hochwasserschutzes zur Verfügung."
Laut Landesrat Dieter Egger werden dadurch erweiterte Schutzmaßnahmen an der Bregenzerach, Ill und Litz möglich: "Die ersten Bauabschnitte an der Bregenzerach in Bezau/Reuthe, Mellau, Au und an der Ill in Nenzing und Frastanz/Göfis wurden bereits begonnen."
Das Land Vorarlberg selbst hat für Wiederaufbaumaßnahmen nach dem August-2005-Hochwasser 28,7 Millionen Euro budgetiert. Aus Mitteln des EU-Solidaritätsfonds erhält Vorarlberg zur Schadensbehebung 2,97 Millionen Euro.
Schwerpunkte bei Flussbau und Wasserwirtschaft
Laut LR Dieter Egger liegt der Schaden beim Schutzwasserbau bei 24,2 Millionen, bei der Trinkwasserver- und Abwasserentsorgung bei rund 10 Millionen Euro: "Besonders schwer beschädigt wurden die Kläranlage Bezau und die Kanäle im Einzugsgebiet der Kläranlagen Bezau, Montafon, Laterns, Ludesch, Lech, Walgau, Sonntag und Schröcken." Ebenso wurden in Lech, Mittelberg, St. Gallenkirch, Röthis, Göfis und Feldkirch die Wasserversorgungsanlagen stark beschädigt. Die Erneuerung der Anlagen wurde mit Bundes- und Landesmitteln gefördert.
In zahlreichen Gewässern wurden Sofortmaßnahmen begonnen:
- Bregenzerach: In Bezau, Reuthe, Mellau und Au wurde das Flussbett geräumt, die Ufer- und Sohlsicherungen wieder hergestellt. Im Schwemmfächer wurden Rodungs-, Sohl- und Ufersicherungsarbeiten durchgeführt.
- Ill: Im Montafon wurden die Geschiebeanlandungen und Verklausungen bei den Brücken entfernt, Uferanbrüche saniert. Im Gewerbegebiet Beschling wurde der Damm erhöht und verstärkt. Die Schaffung eines Sicherungsraumes in Göfis-Schildried wurde begonnen. In Frastanz und Feldkirch wurden Sohlanhebungen geräumt und der Uferschutz saniert.
- Alfenz: Räumungen von Geschiebeanlandungen und Vermurungen, Instandsetzung des Uferschutzes.
- Litz: Umfangreiche Räumungen und Ufersicherungsarbeiten im Silbertal.
- Lech: Umfangreiche Geschieberäumungen am Zürsbach und im Lechfluss.
Egger: "Mit den Sofortmaßnahmen wurden die dringendsten Arbeiten an den Fließgewässerstrecken soweit umgesetzt, dass die Hochwassersicherheit im bisherigen Umfang wieder hergestellt ist." Kleinere Sanierungsarbeiten an diversen Ufersicherungen werden heuer im Herbst noch abgeschlossen. Der Schutz für die Infrastruktur in den Gemeinden ist wieder gegeben. Dabei wird der finanzielle Aufwand für die Sofortmaßnahmen bis Jahresende gesamt 17,9 Millionen Euro betragen, wovon der Bund 11,7 Millionen, das Land 4,2 Millionen und die Gemeinden 2 Millionen Euro übernehmen.
Das Starkregen- und Hochwasserereignis des August 2005 in Vorarlberg ist in einem eigenen Bericht detailliert zusammengefasst und auf der Homepage des Landes www.vorarlberg.at abrufbar.
- Redaktion
- Peter Marte
Pressebilder
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