Presseaussendung · 18.12.2023 Vorarlberg top bei Bodenschutz Österreichweites Bodenverbrauchsmonitoring zeigt Spitzenplatz Vorarlbergs auf und liefert künftig die Grundlage für konkrete jährliche Zahlen zur Flächeninanspruchnahme

Veröffentlichung
Montag, 18.12.2023, 14:00 Uhr
Themen
Raumplanung/Bodenstrategie/Tittler
Redaktion
Thomas Mair

Bregenz (VLK) – Die Österreichische Bodenstrategie sieht eine substanzielle Reduktion der weiteren Flächeninanspruchnahme durch Siedlungs- und Verkehrsflächen sowie neu versiegelten Flächen vor. Raumplanungslandesrat Marco Tittler begrüßt, dass ein Datenmodell zur Erfassung der Flächeninanspruchnahme und Versiegelung entwickelt wurde, welches nunmehr wesentlich verlässlichere und österreichweite Daten für das Referenzjahr 2022 („Baseline“) liefert und künftig eine verbesserte Raumbeobachtung ermöglicht. „Der abnehmende Trend in der Bauflächenzunahme der vergangenen Jahre ist im Wesentlichen auf eine konsequente Raumplanung in Vorarlberg zurückzuführen“, betont der Landesrat. Tittler verweist in diesem Zusammenhang auch auf den behutsamen und restriktiven Umgang mit der Landesgrünzone.

Im österreichweiten Vergleich liegt Vorarlberg mit einer Flächeninanspruchnahme von 413 m² pro Einwohner hinter der Bundeshauptstadt Wien an zweiter Stelle, der Österreichschnitt liegt bei 629 m² pro Einwohner. Zur Flächeninanspruchnahme werden Verkehrsflächen, Siedlungsflächen, Freizeit- und Erholungsflächen sowie Ver- und Entsorgungsflächen gezählt, insgesamt werden hierfür in Vorarlberg 166 km2 benötigt, das sind 6,4 Prozent der Landesfläche und 29,2 Prozent des Dauersiedlungsraumes. Von der gesamten Flächeninanspruchnahme in Vorarlberg gelten 42 Prozent als nicht versiegelt. Für die alpinen Bundesländer ist der Dauersiedlungsraum deshalb wichtig, da auf Grund der Topographie die potentiell besiedelbare Fläche deutlich geringer ist, als in den Flächenbundesländern in Ostösterreich. Das Monitoring zur Flächeninanspruchnahme wird fortgeführt, spätestens 2025 wird es dann möglich sein, die Trends mit belastbaren Zahlen zu hinterlegen.

Abnehmender Trend in der Bauflächenzunahme

Vorarlberg verfügt bereits im Rahmen der Flächenwidmungsplanstatistik seit 1999 über ein eigenes Monitoring bei den Bauflächenwidmungen – einer Teilmenge der Flächeninanspruchnahme. In den letzten Jahren ist ein deutlich rückläufiger Trend an der Zunahme der Bauflächen festzustellen. Während die Zunahme der Bauflächen zwischen 1999 und 2001 bei 1.854 m2 pro Tag lag, beträgt Zunahme der Bauflächen zwischen 2020 und 2022 nur mehr 621 m2 pro Tag und ist damit auf ein Drittel gesunken. Die vorhandenen Bauflächenreserven sind ebenfalls stark rückläufig, sie betrugen 2001 noch 41,5 Prozent und sanken auf 30,7 Prozent im Jahr 2020. „Dieser abnehmende Trend in der Bauflächenzunahme – trotz dynamischer Bevölkerungs- und Wirtschaftsentwicklung – ist im Wesentlichen auf die konsequente Raumplanung hin zu einer stärkeren Innenentwicklung zurückzuführen“, sagt Landesrat Tittler. Die ExpertInnen der Landesraumplanung erwarten, dass sich dieser abnehmende Trend künftig auch im österreichweiten Monitoring zur Flächeninanspruchnahme abbilden wird.

Behutsamer und restriktiver Umgang mit der Landesgrünzone

Zur Sicherung von überörtlich zusammenhängenden Freiflächen vor Zersiedelung wurde bereits 1977 die Landesgrünzone in den Talsohlen von Rheintal und Walgau verordnet. Dieser Landesraumplan dient der Erhaltung des Landschaftsbildes, der Naherholungsgebiete, des Naturhaushaltes und vor allem der Flächensicherung für die Landwirtschaft und erlaubt den Gemeinden keine Bauflächenwidmungen. Die Landesgrünzone, die sich über 30 Gemeinden mit einem Ausmaß von 136 km2 erstreckt, hat in den vergangenen vier Jahrzehnten eine sehr positive Steuerungswirkung in der Siedlungsentwicklung von Rheintal und Walgau entfaltet. „Trotz starker Bevölkerungszunahme und prosperierender wirtschaftlicher Entwicklung konnten in den Talsohlen zusammenhängende Freiflächen weitestgehend erhalten werden“, betont Landesrat Tittler. Herausnahmen gab es grundsätzlich nur bei Bedarf und nach genauer Prüfung. Die quantitative Bilanz nach 40 Jahren zeigt eine Abnahme von -0,89 km2 bzw. von 0,65 Prozent. 

Auch insbesondere in den vergangenen drei Jahren gab es einen raumplanerisch sehr behutsamen und restriktiven Umgang mit der Landesgrünzone. So ist für das Jahr 2021 keine Veränderung dokumentiert. 2022 wurde in Ludesch eine Herausnahme von 0,2 ha genehmigt, dafür wurde die Landesgrünzone um 0,5 ha erweitert. 2023 wurde in Hohenems eine Fläche im Ausmaß von 0,5 ha in die Grünzone aufgenommen. In Summe wurde in den letzten drei Jahren die Grünzone damit um 0,8 ha erweitert.

„Herausnahmen nur nach intensiver Prüfung und entsprechender Kompensation“

Auch für die Zukunft ist in Bezug auf die Landesgrünzone weiterhin ein behutsamer und restriktiver Umgang erforderlich, begleitend mit einer Verbesserung und Stärkung der inneren Freiflächenfunktionen. Gleichzeitig sind auch weiterhin – wie bisher – die verschiedenen Nutzungsinteressen zu berücksichtigen – Tittler: „Herausnahmen werden auch zukünftig nur nach Bedarf und nach intensiver Prüfung und mit einer entsprechenden Kompensation getätigt werden.“ 

Österreichische Raumordnungskonferenz

Vorarlberg ist aktives Mitglied der Österreichischen Raumordnungskonferenz, in welcher sich Bund, Länder, Städtebund, Gemeindebund und Sozialpartner mit strategischen Fragen zur Raumentwicklung in Österreich beschäftigen. Anknüpfend an das Österreichische Raumentwicklungskonzept 2030 liegt derzeit ein Arbeitsschwerpunkt in der Österreichischen Bodenstrategie.
 

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