Medieninformation Freitag, 07.03.2025, 11:57 Bei Mobilität zwischen Stadt und Land Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg sucht Projekte und Konzepte für umweltverträgliche Mobilität und nachhaltigen Gütertransport
Zwischen Stadt und Land gibt es in der Mobilität nicht nur Unterschiede, sondern auch Gemeinsamkeiten, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der Mobilitätserhebung Vorarlberg zeigt. So gibt es auch in den Regionen viele kurze Wege und die Wegzwecke sind sehr ähnlich. Der Anteil des Gehens und des Öffentlichen Verkehrs sind ähnlich hoch, am größten sind die Unterschiede beim Radfahren und Autofahren. Projekte, Konzepte und Ideen, wie Mobilität und Gütertransport in den Städten und Regionen zukunftsfit werden, sind beim diesjährigen VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg gesucht. Landesstatthalter Christof Bitschi, VCÖ und ÖBB rufen zur Teilnahme auf.
"Die VCÖ-Analyse auf Basis der Mobilitätserhebung Vorarlberg vergleicht das Mobilitätsverhalten in den verschiedenen Regionen unseres Landes und macht deutlich, welche Bedürfnisse und Anforderungen bei der zukünftigen Gestaltung der Mobilität und des Gütertransports berücksichtigt werden müssen“, sagt der Landesstatthalter: „Entscheidend ist dabei ein gutes Zusammenspiel aller Mobilitätsformen."
„Dass es Unterschiede im Mobilitätsverhalten zwischen Stadt und Regionen gibt, ist keine Überraschung. Aber es gibt auch mehr Gemeinsamkeiten als viele erwarten“, fasst VCÖ-Experte Michael Schwendinger eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der Mobilitätserhebung Vorarlberg zusammen. So ist der Anteil des Öffentlichen Verkehrs in den peripheren Gemeinden mit durchschnittlich zwölf Prozent fast so hoch wie in den elf größten Gemeinden Vorarlbergs im Zentralraum mit rund 14 Prozent. Das ist auch ein Indiz dafür, dass es in Vorarlbergs Regionen ein im Vergleich zu anderen Bundesländern gutes öffentliches Verkehrsangebot gibt. 98 Prozent der Bevölkerung in den kleinen peripheren Gemeinden haben eine Bushaltestelle in fußläufiger Distanz. Der Anteil der zu Fuß zurückgelegten Alltagswege ist in den peripheren Gemeinden mit 17 Prozent sogar höher als in den elf größten Gemeinden mit 15 Prozent.
Große Unterschiede gibt es aber beim Radverkehr und Autoverkehr. Während in den Regionen die Bevölkerung auf 51 Prozent ihrer Alltagswege hinter dem Autolenkrad sitzt, tut das die Bevölkerung in den elf großen Gemeinden des Zentralraums auf 38 Prozent ihrer Wege. Hingegen ist der Anteil des Radverkehrs hier mit durchschnittlich 26 Prozent rund zweieinhalb Mal so hoch wie in den peripheren Gemeinden. Und während Personen mit Fahrrad in den peripheren Gemeinden im Schnitt 470 Kilometer pro Jahr mit dem Fahrrad fahren, sind es in den großen Gemeinden mit 700 Kilometer um rund die Hälfte mehr, weist der VCÖ auf einen weiteren Unterschied hin. Ähnlich bei Elektrofahrrädern: Wer in peripheren Gemeinden wohnt und ein Elektrofahrrad besitzt, fährt damit im Schnitt rund 760 Kilometer pro Jahr, wer in den größeren Gemeinden wohnt 1.140 Kilometer pro Jahr.
Unterschiede zwischen Stadt und Land gibt es auch bei der Entwicklung des Mobilitätsverhaltens seit dem Jahr 2013. In den großen Gemeinden ist der Anteil des Radverkehrs stark gestiegen, der Autoverkehr anteilig deutlich zurückgegangen, der Öffentliche Verkehr hat leicht zugelegt. In den peripheren Gemeinden ist der Anteil des Öffentlichen Verkehrs gesunken, der Radverkehr ist leicht und der Autoverkehr stark gestiegen.
Was auffällt: Auch in den kleineren Gemeinden gibt es viele kurze Alltagswege und wenige lange. In den elf großen Gemeinden sind an Werktagen 17 Prozent der Alltagswege kürzer als ein Kilometer und nur zwei Prozent länger als 50 Kilometer, in den kleinen Gemeinden sind 18 Prozent der zurückgelegten Strecken kürzer als ein Kilometer und nur drei Prozent länger als 50 Kilometer. Sowohl in den größeren als auch in den kleineren Gemeinden sind mehr als die Hälfte der Alltagswege kürzer als fünf Kilometer. Aufgrund der Geographie Vorarlbergs ist das Fahrrad in sehr vielen Regionen ein perfekter Zubringer zu Bus und Bahn. „Auch wenn Vorarlberg Österreichs Champion beim Radfahren ist, unterstreichen die Daten das große Potenzial für mehr Radverkehr in Vorarlberg. Umso mehr als bereits vier von zehn in den peripheren Gemeinden ein Elektrofahrrad besitzen. Damit wird nicht nur die Reichweite von Fahrrädern erhöht, auch Steigungen sind damit leicht zu bewältigen“, so VCÖ-Experte Schwendinger.
De facto keine Unterschiede gibt es bei den Wegzwecken und bei der Anzahl der Wege zwischen Stadt und Land. Mobile Personen, die in peripheren Gemeinden wohnen, legen im Schnitt 3,2 Wege pro Werktag zurück, in den größeren Gemeinden sind es 3,3 Wege. Der Anteil der Arbeitswege ist gleich hoch, ebenso der Freizeitwege, Besuche und privaten Erledigungen.
Trends und Entwicklungen zukünftiger Mobilität
„Die aktuelle Mobilität ist bekannt, offen ist, wie wir in 15, 20 Jahren mobil sind. Aber wir kennen Rahmenbedingungen, die unsere Mobilität beeinflussen und wir kennen erwartbare Mobilitätsentwicklungen“, stellt Schwendinger fest.
- Selbstfahrende Fahrzeuge: International sind schon heute selbstfahrende Fahrzeuge etwa für Shuttle-Dienste im Einsatz. Im Jahr 2040 werden diese auch in Österreich Teil des Mobilitätsangebots sein. Sie können gerade in den Regionen eine ideale Ergänzung zum Öffentlichen Verkehr sein, indem sie ein Zubringer zum Bahnhof oder zur Buslinie sind und damit eine Lücke in der öffentlichen Mobilitätskette schließen. Wichtig ist, dass gesetzliche Rahmenbedingungen in Österreich dafür geschaffen werden, auch um negative Auswirkungen zu verhindern. Denn wenn jeder private Pkw ein selbstfahrendes Auto ist, wäre ein Verkehrschaos die Folge, weil dann zusätzlich viele Fahrzeuge leer herumfahren.
- Weitere Digitalisierung: Schon heute zeigen uns Apps den Weg von A nach B. Die Digitalisierung nimmt weiter zu, die Verknüpfung von Verkehrsmitteln sowie öffentliche Mobilitätsservices und Sharing-Angebote sind einfacher umzusetzen und zu nutzen.
- Mehr Sharing-Mobility: Auch beim Carsharing ist Vorarlberg im Bundesländer-Vergleich ein Vorreiter. Bereits in 32 Gemeinden – also in jeder dritten – gibt es ein Carsharing Angebot. Das Potenzial für mehr Sharing ist auch in Vorarlberg sehr groß, etwa auch als Alternative zu Zweitautos.
- Trend zur aktiven Mobilität: Alltagswege zu Fuß oder mit dem Fahrrad zurückzulegen, stärkt unsere Gesundheit und Fitness. Mit der weiteren Verbesserung der Infrastruktur fürs Radfahren nimmt der Radverkehrsanteil zu.
- Zahl älterer Menschen steigt: Laut Bevölkerungsprognose der Statistik Austria werden im Jahr 2040 rund 107.600 Vorarlbergerinnen und Vorarlberger der Generation 65 plus angehören, um 42 Prozent mehr als heute. Die Zahl der über 84-Jährigen wird mit rund 17.100 um 69 Prozent höher sein. Es sind verstärkte Maßnahmen für ein seniorengerechtes Verkehrssystem, wie Barrierefreiheit, Verkehrsberuhigung im Ortsgebiet sowie mehr nachfrageorientierte Mobilitätsangebote wichtig.
“Die VCÖ-Analyse zeigt viele Gemeinsamkeiten in der Mobilität zwischen Stadt und Land. Die Schiene ist das Rückgrat des öffentlichen Verkehrs in Vorarlberg. Darüber hinaus sorgen die ÖBB zB mit Rail+Drive und fahrradfreundlichen Bahnhöfen gemeinsam mit Partnern wie dem VVV für nahtlose Mobilität von der ersten bis zur letzten Meile. Wir fördern Projekte für nachhaltige Mobilität und rufen daher zur Teilnahme am VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg auf", betont ÖBB- Regionalmanager Marcus Ender.
VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg startet: Zukunftsfit für Stadt und Land
Innovative Mobilitätslösungen sind entscheidend für die Zukunft unseres Landes - sowohl in den Städten und größeren Gemeinden als auch in den ländlichen Regionen, führt Landesstatthalter Bitschi an: „Der VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg bietet die Chance, wegweisende Projekte sichtbar zu machen, die unsere Mobilität effizienter und nachhaltiger gestalten und die die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger und unserer Betriebe bestmöglich erfüllen. Ich lade alle ein, ihre Ideen und Konzepte einzureichen und gemeinsam die Mobilität von morgen aktiv mitzugestalten."
„Deshalb starten wir heute gemeinsam den VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg. Gesucht sind Projekte und Konzepte, die die Mobilität oder den Gütertransport in Städten und Regionen zukunftsfit machen. Die Mobilität der Zukunft muss den Herausforderungen in urbanen Zentren und ländlichen Räumen gleichermaßen gerecht werden. Die Zukunft beginnt heute, gestalten wir sie mit“, ruft VCÖ-Experte Michael Schwendinger zur Teilnahme auf. Betriebe und Unternehmen, Startups, Tourismusregionen, Gemeinden und Städte, Schulen und Fachhochschulen und Initiativen können Projekte einzureichen, die schon heute zeigen, wie die Mobilität der Zukunft besser, einfacher, effizienter und umweltverträglicher sein kann.
Der VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg wird vom VCÖ in Kooperation mit dem Land Vorarlberg und den ÖBB durchgeführt und auch vom Verkehrsverbund Vorarlberg und Rhomberg Bau unterstützt. Einreichfrist ist der 28. Mai 2025, Einreichunterlagen und Informationen zum VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg gibt es unter www.vcoe.at und beim VCÖ unter (01) 893 26 97.
Die Einreichungen zum VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg werden von einer Fachjury bewertet. Im September werden die am besten bewerteten Projekte von VCÖ, Landesstatthalter Christof Bitschi und den ÖBB ausgezeichnet. Im Vorjahr gewann das Energieinstitut Vorarlberg mit dem Projekt zielgruppensensibles Mobilitätsmanagement den VCÖ-Mobilitätspreis Vorarlberg.- Redaktion
- Thomas Mair
Pressebilder
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VCÖ: Beim Autofahren und Radfahren sind die Unterschiede am größten (Mit welchen Verkehrsmitteln Vorarlbergs Bevölkerung an Werktagen mobil ist, Anteil in Prozent – Jahr 2023)
Große Gemeinden im Zentralraum: Bludenz, Bregenz, Dornbirn, Feldkirch, Götzis, Hard, Hohenems, Lauterach, Lustenau, Rankweil, Wolfurt.
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VCÖ: Auch in den Regionen ist der Anteil kurzer Wege hoch (Anteil Weglängen der Vorarlberger Bevölkerung an Werktagen – Jahr 2023)
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VCÖ: Beim Wegzweck gibt es kaum Unterschiede zwischen Stadt und Land (Wegzweck der Vorarlberger Bevölkerung an Werktagen, Anteil in Prozent – Jahr 2023)
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VCÖ: In den Städten ist Radverkehr besonders stark gestiegen (Änderung in Prozentpunkten Anteil am Modal Split, 2023 im Vergleich zu 2013)
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