Medieninformation Donnerstag, 11.07.2019, 16:02 Bahnausbau Montafon: Tram Train bis Gaschurn ist Bestvariante Machbarkeitsstudie vorgestellt - Ziel: Mehrwert für Einheimische und Tourismus
Bregenz (VLK) – Die Bürgermeister des Montafon, Tourismus und Bergbahnen sind sich einig, dass der Bahnausbau ein wesentlicher Schlüssel zur Stärkung ihres Standorts ist. Mit Unterstützung des Landes Vorarlberg wurde eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, die heute (Donnerstag) gemeinsam vom Stand Montafon, Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser und Landesrat Johannes Rauch präsentiert wurde. Bestvariante ist ein kombiniertes Tram Train-System. Die bevorzugte Trasse soll von Bludenz über die Golmerbahn und Schruns Zentrum bis nach Gaschurn geführt werden.
Die Trasse von Bludenz nach Schruns ist derzeit ca. 13 Kilometer lang, von Schruns nach Gaschurn sind es weitere knapp 15 Kilometer. Derzeit wird das Hochmontafon ab Schruns durch ein regionales Bussystem abgedeckt – betrieben von der mbs Bus GmbH, während im Aussermontafon Richtung Bludenz die Bahn das dominierende Verkehrsmittel ist, beschreibt Studienautor Christoph Breuer vom Institut Kairos die Ausgangssituation.
Visionsprozess als Grundlage für Mobilitätszukunft
Schon seit 2012 wurden verschiedene alternative Verkehrsmittel im Montafon in einer vertieften Auseinandersetzung geprüft – von der Seilbahnverbindung bis zum Monorail System. Aus diesen Visionen wurde schließlich die Machbarkeitsstudie und damit eine solide Grundlage für eine nachhaltige Verkehrsentwicklung im Montafon, erklärte Standesrepräsentant Herbert Bitschnau und nennt die Vorgaben für die Machbarkeitsstudie: „Ein Ausbau der Montafonerbahn von Bludenz bis Gaschurn, der die wichtigen Ziele für Einheimische und Gäste anfährt. Durch eine entsprechende Leistungsfähigkeit sollen auch Fahrgastspitzen kostengünstig bedient werden können, kürzere Fahrzeiten sollen eine attraktive, elektrisch betriebene Mobilitätsachse für das ganze Tal sichern. Ziel ist es, wie in anderen Pionierregionen die Zahl der Fahrgäste durch die Nutzung touristischer Entwicklungsmöglichkeiten mittelfristig zu verdoppeln.“
Gemeinsames Bekenntnis zu zeitgemäßer Mobilität
Das Land Vorarlberg unterstützt die Zielsetzungen der weiteren Attraktivierung des ÖV-Systems im Montafon und hat die Machbarkeitsstudie mitbeauftragt und mitfinanziert, erklärten Landesstatthalter Karlheinz Rüdisser und Landesrat Johannes Rauch. „Die Machbarkeitsstudie liefert uns wichtige Erkenntnisse zu Trassenführung, Betriebskonzept, Investitionskosten etc. um auch die Gemeinden St. Gallenkirch und Gaschurn mit der Bahn zu erschießen. Wir können nun abschätzen, wo eine verlängerte Bahntrasse verlaufen würde. Unser zentrales Anliegen ist es, im Sinne einer vorausschauenden Verkehrspolitik rechtzeitig die erforderlichen Flächen zu sichern um hier Handlungsspielräume für die Zukunft offen zu halten.“
Landesstatthalter Rüdisser und Landesrat Rauch betonen, dass aus Sicht des Landes mit der Machbarkeitsstudie eine fundierte Grundlage für die nächsten Schritte vorliegt. „Auf den Ergebnissen zu den möglichen Bahnfahrplänen kann nun im nächsten Schritt die Busplanung aufsetzen – ein wichtiger Puzzlestein zum Gesamtbild des öffentlichen Verkehrs bei einer Bahnverlängerung. Intelligent kombiniert bieten Bus und Bahn zusammen attraktive Reiseketten auch über längere Distanzen. Gleichzeitig wollen wir aber auch keine falschen Hoffnungen wecken: Der Weg bis zur Umsetzung einer Schienenverlängerung ist noch ein weiter.“
Bestvariante: Tram Train mit Anbindung Golm über Schruns Zentrum bis Gaschurn
Tram Train Fahrzeuge sind eine Kombination aus Straßenbahnen und Zügen, die in zwei Welten zu Hause sind. Sie können auf Vollbahntrassen mit der für Eisenbahnen üblichen Sicherungstechnik betrieben werden, können aber gleichzeitig auch straßenbahnähnliche Abschnitte auf Sicht befahren. In diesen Abschnitten gelten wie für Straßenbahnen üblich geringere Anforderungen an die Absicherung von Kreuzungen, sodass die trennende Wirkung der Gleisanlage wesentlich entschärft ist. Durch die anders konstruierten Fahrwerke, die höhere Anzahl der angetriebenen Räder und den leichteren Aufbau können Tram Train Garnituren zudem steilere Gleispassagen bewältigen und engere Kurven fahren.
Investitionskosten
Die Trassen wurden im Rahmen der Machbarkeitsstudie in der Betrachtungstiefe eines Vorprojektes untersucht, entsprechend hoch ist zum derzeitigen Zeitpunkt auch die Schwankungsbreite der Investition. In den Basiskosten von 186,5 Mio. Euro sind die Kosten für Planung, Vermessung, die Baustelleneinrichtung, das Projekt- und Baumanagement sowie die örtliche Bauaufsicht bereits enthalten. Für die Anbindung der Seilbahn zur Golm Talstation sind mit den beiden Haltestellen Vandans Zentrum und Golm Basiskosten in der Höhe von 21,7 Mio. Euro veranschlagt. Dazu kommt auch für diesen Bauabschnitt ein Sicherheitsaufschlag von 7,9 Mio. Euro. In Summe sind somit in der präferierten Variante mit Investitionskosten inklusive Sicherheitsaufschlag von rund 284 Mio. EUR (Preisbasis 2017) zu rechnen.
Ausblick
Die Machbarkeitsstudie soll jetzt konkretisiert werden. Dann können auch konkrete Aussagen vor allem zu Nutzen und Kosten des Projekts gemacht werden. Studienautor Breuer rechnet für die Vertiefung der Studie mit ein bis maximal zwei Jahren.
- Redaktion
- Thomas Mair